Erster Protesttag zur Gleichstellung Behinderter online

Barrierefreiheit wird nicht mitgedacht

Aktivisten und zivilgesellschaftliche Organisationen warnen angesichts der Corona-Krise vor einer Diskriminierung von Menschen mit Behinderung. Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung Behinderter findet nun zum ersten Mal online statt.

Autor/in:
Lisa Konstantinidis
Rollstuhlfahrer an einem Bahnsteig  (dpa)
Rollstuhlfahrer an einem Bahnsteig / ( dpa )

Gerade in der aktuellen Krise zeige sich in vielen Bereichen, dass Inklusion noch nicht funktioniere und Barrierefreiheit nicht mitgedacht werde, hieß es in einer Mitteilung der Aktion Mensch.

Die gegenwärtige Situation verstärke zudem bestehende Missstände bei der Umsetzung von Inklusion - etwa bei der Bereitstellung von Informationen über das Coronavirus. Diese seien nur selten in Gebärdensprache oder Leichter Sprache verfügbar, kritisierte die Organisation.

Gefahr von Ausgrenzung

Neben einer fehlenden Schutzausrüstung von Assistenz- und Pflegedienste gefährde auch die Diskussion über die Isolierung von Risikogruppen Menschen mit Behinderung. Denn dies birgt den Angaben zufolge eine zunehmende Gefahr von Ausgrenzung und Diskriminierung.

"Diejenigen, die Assistenz oder Unterstützung benötigen, leiden besonders unter der Situation. Der Weg aus dieser Krise muss daher barrierefrei und inklusiv sein", forderte Ottmar Miles-Paul, Aktivist und Koordinator des ersten Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

Inklusion voranbringen

Die Aktion Mensch rief zudem dazu auf, positive Effekte der Krise - etwa Hilfsbereitschaft und Solidarität, aber auch eine kreative Nutzung digitaler Technologien - zu nutzen, um Inklusion voranzutreiben. Unter dem Motto "Inklusion von Anfang an. Jetzt geht's los Mit Dir!" unterstützt die Organisation den ersten Protesttag.

Der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) bemängelte darüber hinaus, dass das Leben behinderter und älterer Menschen geringer bewertet werde als das von Menschen ohne Behinderung. "Dies zeigt sich besonders anhand der aktuellen Diskussion zur Triage, also darüber, wer zuerst behandelt wird, wenn die Ressourcen knapp werden, beziehungsweise wer ein Atemgerät bekommt", kritisierte ISL-Vorstand Uwe Frevert. Dies widerspreche dem Grundgesetz.

Europatag des Europarates

Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung findet am 5. Mai statt. Das Datum wurde gewählt, da an diesem Tag auch der Europatag des Europarates stattfindet und damit gezeigt werden soll, dass alle Menschen europaweit gleichgestellt sein sollen.


Quelle:
KNA
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