Aktivisten des "Civil March for Aleppo" laufen nach Syrien

Die Balkanroute rückwärts

Die Aufmerksamkeit für den Krieg in Syrien lässt nach. Eine internationale Gruppe von Aktivisten hat sich währenddessen Ende Dezember auf den Weg von Berlin nach Aleppo gemacht – zu Fuß. Ab Weiberfastnacht laufen auch zwei Kölner mit.

Autor/in:
Monika Müller
Beim Marsch für Aleppo / © Civil March for Aleppo 2017 (DR)
Beim Marsch für Aleppo / © Civil March for Aleppo 2017 ( DR )

Mit dem "Civil March for Aleppo" wollen die Aktivisten Druck auf die europäischen und syrischen Parteien ausüben und sie dazu bringen, den Krieg in Syrien möglichst bald zu beenden. Die Idee hinter dem Marsch ist "eine ganz lange Demonstration" zu veranstalten, erklärt Sebastian Olenyi, einer der Mitorganisatoren, gegenüber domradio.de. "Wenn wenigstens ein paar mehr dadurch Hilfe bekommen oder der Konflikt ein bisschen früher vorbei ist, haben wir schon Einiges erreicht." Der Marsch soll insgesamt sieben Monate dauern. Das ist für die Aktivisten eine große Herausforderung. Wer sich einmal der Gruppe angeschlossen hat, muss aber nicht unbedingt bis zum Ende dabei bleiben, verrät Olenyi. "Das ist wie ein Staffellauf."

Bei diesem Staffellauf machen auch Elke und Lennart Pietzner mit. Mutter und Sohn stammen aus Köln und werden sich dem Marsch an der österreichisch-slowenischen Grenze anschließen. Für Elke Pietzner ist auch ihr Glaube ein Grund, sich für Syrien einzusetzen: "Das ist mit ein Beweggrund, warum diese Themen mich auch so sehr berühren und warum ich bereit bin zu sagen: Ja, da mache ich was", erklärt Elke Pietzner. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Gruppe möglich ist, Dinge zu ändern."

Sporthallen und Scheunen dienen als Schlafstätte

Elke und Lennart Pietzner werden eine Woche mit den Aktivisten mitlaufen - an Weiberfastnacht geht es los. Diese Woche wird nicht gerade Urlaub werden: Sollten die Aktivisten keine Unterkunft finden, die sie aufnimmt, werden sie in einem großen Zelt übernachten. Bisher hat die Gruppe in Scheunen, Sporthallen oder Gemeinden übernachten können – zum Glück. Teilweise sind sie bei -15°C gewandert. An den Abenden veranstalten die Organisatoren Events und Workshops, um auf ihrer Route Spenden für den Civil March und die Bedürftigen in Aleppo zu sammeln.

Das große Ziel des Marsches heißt Aleppo – aber ob die Aktivisten es bis dorthin schaffen, ist wegen der Sicherheitslage noch unklar. Für Organisator Sebastian Olenyi wäre das nicht besonders tragisch. "Für uns hängt der Erfolg wirklich nicht von den letzten Kilometern ab. Wir denken, es ist dann schon ein Erfolg, wenn wir es schaffen, viel Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren." Der Marsch könnte auch durch andere Gegebenheiten unterbrochen werden. Beispielsweise durch die politische Situation in der Türkei. Elke Pietzner könnte sich gut vorstellen, dass der Marsch dort zum Stillstand kommt. Das wäre ihrer Meinung nach aber auch ein klares Zeichen an die Politik. "Wenn sie gestoppt werden durch irgendetwas, ist das ja eine Botschaft. Man möchte so einem Marsch natürlich überhaupt nichts Böses wünschen, aber natürlich wäre es ein beeindruckendes Bild, wenn dieser Marsch zum Beispiel an der Grenze stehen würde von Syrien, und nicht weiter käme."

Aktivisten erhoffen sich Druck durch Diplomaten

Von diesen Möglichkeiten lassen sich die Aktivisten aber nicht unterkriegen. Auch Lennart Pietzner sagt, er würde ohne Zögern bis Aleppo mitlaufen, wenn er die Zeit dafür hätte - trotz der Bedenken. "Ich würde mir schon Gedanken machen", gibt er zu. "Aber ich fände es zu interessant, um nicht mitzulaufen." Seine Mutter Elke Pietzner ist da skeptischer, vor allem wegen der aktuellen politischen Situation in der Türkei. "Da hätte ich schon Angst. Aber ich finde es sehr wichtig, dass man eine Haltung hat und zu der Haltung steht."

Nach einer Woche Wandern werden Elke und Lennart Pietzner wieder nach Köln zurückkehren. Die Aktivisten haben zu diesem Zeitpunkt Slowenien im besten Fall schon wieder verlassen. Zwar ist es sogar für die Hilfsorganisationen schwer, noch in Syrien zu helfen, aber die Aktivisten marschieren weiter. Sie hoffen wie Sebastian Olenyi, die Lage der Menschen in Syrien zumindest ein bisschen verbessern zu können. "Vielleicht können wir für einige mehr Hilfen organisieren. Vielleicht können wir dafür sorgen, dass es mehr diplomatischen Druck auf alle Parteien gibt, die in Syrien aktiv sind - beziehungsweise auch auf die europäischen Politiker.“


Quelle:
DR