Weltsiedlungsgipfel beendet

"Richtschnur" für Stadtentwicklung

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich nach Angabe der Bundesregierung "erstmals auf eine gemeinsame politische Richtschnur für die Stadtentwicklung der nächsten Jahrzehnte" geeinigt. Doch nicht alle sind begeistert.

Skyline von Hongkong / © Jerome Favre (dpa)
Skyline von Hongkong / © Jerome Favre ( dpa )

Mit der Verabschiedung der "New Urban Agenda" endete am Donnerstagabend in Ecuadors Hauptstadt Quito die dritte UN-Weltsiedlungskonferenz "Habitat III". In der "Agenda" bekennen sich die UN-Mitgliedstaaten dazu, künftig bei politischen Maßnahmen die Städte stärker einzubeziehen. "Die Schlüssel für eine nachhaltige und klimagerechte Welt liegen in den Städten", betonte Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD).

Städte stärken

Dorthin ziehe es weltweit immer mehr Menschen. "Mit der neuen Stadtentwicklungs-Agenda bekennt sich die Staatengemeinschaft dazu, die Städte zu stärken", so die Ministerin. Starke Kommunen seien besser in der Lage, Armut zu bekämpfen und den Klimaschutz voranzubringen.

"In den Städten entscheidet sich, ob nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz gelingen wird", unterstrich auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). "Wir wollen lebenswerte Städte, weltweit", betonte er. Nur so könne man "den Klimakollaps, Elend, Gewalt und Flucht verhindern". Die Bundesregierung war den Angaben zufolge durch Baustaatssekretär Gunther Adler in Quito vertreten.

Misereor übt Kritik

Hilfsorganisationen zogen eine gemischte Bilanz des Weltsiedlungsgipfels. Mit Blick auf die "New Urban Agenda" sagte die Asienbeauftragte des katholischen Hilfswerks Misereor, Almuth Schauber, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das Dokument sei "völkerrechtlich nicht verpflichtend". Viele Menschen, mit denen sie bei der Konferenz gesprochen habe, seien "skeptisch, ob die Agenda die Visionen, die sie in Gang setzen möchte, erreichen" könne.

Als "existenzielle Zukunftsfrage für Städte und ihre Bewohner" bewertet Schauber die Auswirkungen des Klimawandels. Gerade die Häufigkeit und Stärke der Taifune in Südostasien veranschauliche dies. "Armensiedlungen befinden sich häufig in Gefahrenzonen", betonte Schauber. Die Expertin für globale Entwicklung gehörte der deutschen Delegation bei der UN-Konferenz an.

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch kritisierte, die Agenda als zu wenig konkret. "Messbare Ziele sowie Kriterien, um den Erfolg der Agenda zu überprüfen, fehlen völlig", sagte die zuständige Referentin Lisa Junghans. "Inwiefern die Agenda also wirklich Städte bei der Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit und größerer Lebensqualität unterstützt, muss sich noch zeigen." Insbesondere der Zivilgesellschaft werde in den kommenden Jahren eine tragende Rolle zukommen, damit die verabschiedeten Grundsätze und Prinzipien für künftige Stadtentwicklung Wirkung entfalten könnten.


Quelle:
KNA