Kardinal Woelki weist Machtmissbrauch-Vorwurf von Synodaler zurück

"Nichts lag mir ferner und das tut mir leid"

Die Theologin Viola Kohlberger wirft Rainer Maria Kardinal Woelki nach einem Gespräch bei der Synodalversammlung "Machtmissbrauch" vor. Das weist der Kölner Erzbischof entschieden von sich. Er habe keinen Druck ausüben wollen.

Kardinal Rainer Maria Woelki bei der Zweiten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Rainer Maria Woelki bei der Zweiten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Eine junge Theologin hat berichtet, dass sie sich vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in einem Gespräch "unter Druck gesetzt" gefühlt habe. Woelki wies am Mittwoch die Vorwürfe zurück, die sich auf eine Begegnung am Rande einer Versammlung des Reformdialogs Synodaler Weg beziehen, und bat um Entschuldigung. Die Theologin nahm diese an. Das Präsidium des Synodalen Weges kündigte an, sich mit der Angelegenheit zu befassen.

Der Erzbischof habe sie bei der vergangenen Versammlung des Reformprozesses Synodaler Weg in Frankfurt in einer Mittagspause abgefangen und auf ihren kritischen Redebeitrag vom Vortag angesprochen, berichtet Viola Kohlberger auf ihrem Instagram-Kanal.

Darin hatte die Münchner Theologin und Vorsitzende der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg im Bistum Augsburg bemängelt, dass Woelki wegen seiner Missbrauchsaufarbeitung vom Papst nicht abgesetzt wurde. Der Kardinal habe ihr vorgeworfen, es liege an Leuten wie ihr, dass Menschen aus der Kirche austräten. Er habe in dieser Situation "quasi mit der gesamten Autorität seines erzbischöflichen Daseins gesprochen und mich immens unter Druck gesetzt". Kohlberger sprach von "Machtmissbrauch".

Kardinal Woelki bedauert den Vorfall

Woelki bekundete Bedauern über den Vorfall. Bei Kohlberger sei offenbar der Eindruck entstanden, der Kardinal wolle Druck auf ihre Person Druck ausüben, erklärte das Erzbistum auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Nichts lag ihm ferner und das tut ihm leid." Der Erzbischof sei davon überzeugt, "dass es nur dann gelingt, gemeinsam Wege zu finden, wenn man einen wertschätzenden, offenen Austausch sucht und im Gespräch bleibt". Da der Synodale Weg von einem offenen Diskurs lebe, habe sich Woelki persönlich mit Kohlberger austauschen wollen.

Die Theologin sagte am Mittwochabend dem WDR: "Wenn Rainer Maria Woelki seine Entschuldigung ernst gemeint hat, nehme ich sie an." Persönlich am Telefon wäre es ihr natürlich noch lieber gewesen, berichtete der Sender weiter. Dennoch sei der schriftliche Kommentar schon mehr gewesen, als sie erwartet habe.

Personalentscheidung des Papstes

In ihrem Redebeitrag während der Versammlung hatte Kohlberger Bezug auf die kürzlichen Personalentscheidungen von Papst Franziskus für das Erzbistum Köln genommen. Mehrere Bischöfe waren wegen ihres Umgangs mit früheren Missbrauchsfällen in die Kritik geraten.

Juristische Gutachten entlasten Woelki zwar von diesem Vorwurf, der Papst bemängelte jedoch "große Fehler" in der Kommunikation des Kardinals. Franziskus schickt den Erzbischof nun in eine mehrmonatige Auszeit, um die Woelki selbst gebeten hatte, die Mitte Oktober beginnt. Woelki und die anderen Bischöfe dürfen jedoch ihre Ämter behalten.

Kohlberger übte Kritik an Bischöfen

Kohlberger erklärte in der Versammlung, dass Woelki und weitere Bischöfe "das System schützen wollen, dass sie die Kirche schützen wollen und dass sie nicht die Menschen im Blick haben". Im späteren Gespräch habe der Kardinal gesagt, er habe keine Fehler gemacht und ihm sei nichts vorzuwerfen.

"Im Nachhinein würde ich sagen, das war so ein wirkliches verbales Um-sich-Schlagen." Dabei habe Woelki sehr nah vor ihr gestanden und auf sie herabgeschaut. Nach dem Gespräch sei sie auf die Toilette gegangen "und da dann so ein bisschen zusammengeklappt". Sie habe jedoch mit anderen über das Erlebte gesprochen - auch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing.

Unterschiedliche Reaktionen

Das Präsidium des Synodalen Weges werde sich in seiner nächsten Sitzung mit der Angelegenheit befassen, sagte eine Sprecherin dem "Neuen Ruhrwort": "Wir nehmen beides sehr ernst", erklärte sie mit Blick auf Kohlbergers Video und auf Woelkis Reaktion.

Im Internet gab es viele Solidaritätsbekundungen für Kohlberger, aber auch einige kritische Rückmeldungen. Unter anderem schrieb die Frankfurter Theologin Doris Reisinger, es sei eine "uralte innerkirchliche Strategie, Kritiker*innen in 'Privatgesprächen' einzuschüchtern". Auch viele andere Kommentatoren warfen Woelki zumindest fehlende Sensibilität vor. Es gab aber auch Stimmen, die der Theologin eine Überempfindlichkeit vorwarfen und den Kardinal gegen Vorwürfe verteidigten.

Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Vor allem geht es um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle von Frauen. Vergangene Woche fand die zweite Versammlung in Frankfurt statt. Kohlberger wurde vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) dorthin entsandt.


Viola Kohlberger / © Robert Kiderle (SW)
Viola Kohlberger / © Robert Kiderle ( SW )
Quelle:
KNA
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