Papst fühlt sich von Kirche in Deutschland unverstanden

Ein Brief und viele Fragezeichen

Zu der Initiative des Synodalen Wegs hatte er der Kirche in Deutschland im Sommer 2019 einen langen persönlichen Brief geschrieben. Doch von manchen deutschen Katholiken fühlt sich Papst Franziskus diesbezüglich noch nicht ganz verstanden.

Papst Franziskus hält die Hand ans Ohr / © Paul Hering (KNA)
Papst Franziskus hält die Hand ans Ohr / © Paul Hering ( KNA )

"Viele Bischöfe, mit denen ich gesprochen habe, sind nicht böswillig", sagte das Kirchenoberhaupt in einem am Mittwoch verbreiteten Interview des spanischen Radiosenders Cope. Das deutsche Reformprojekt Synodaler Weg beruhe sicher auf einem "seelsorglichen Wunsch". Dieser aber berücksichtige bisher nicht einige der Dinge, "die ich in dem Brief erkläre und die berücksichtigt werden müssen".

Zur Abfassung des Briefes an die Kirche in Deutschland im Sommer 2019 habe er einen Monat lang gebraucht, "zwischen Beten und Nachdenken". "Und ich habe ihn zur richtigen Zeit abgeschickt: das Original auf Spanisch und eine Übersetzung ins Deutsche. Dort bringe ich alles zum Ausdruck, was ich über die deutsche Synode denke. Es ist alles da", sagte Franziskus.

"Nicht zu tragisch werden"

Mit Blick auf den Synodalen Weg und dort aufgegriffene Forderungen wird in internationalen Medien immer wieder vor einem möglichen Schisma gewarnt. Kirchenvertreter in Deutschland verneinen dies. Auch der Papst sagte in dem Interview, er wolle "nicht zu tragisch werden".

Überdies hat Franziskus die gesamte Weltkirche zu einem zweijährigen synodalen Prozess aufgerufen. Dieser soll zunächst auf regionaler Ebene in den Diözesen beginnen, dann national zusammengefasst und anschließend kontinental fortgesetzt werden. Im Oktober 2023 soll dann eine Versammlung der Bischofssynode in Rom die Ergebnisse dieser Weltsynode aufarbeiten.

Keine Rücktrittsgedanken

In seinem ersten Interview nach seiner Darm-OP Anfang Juli hat Papst Franziskus weiter zu einer ganzen Reihe von Themen Stellung bezogen. Gegenüber dem spanischen Sender Cope dementierte er am Mittwoch jegliche Rücktrittsgedanken. Er verteidigte seinen Erlass zur "alten Messe" ebenso wie den schwierigen Dialog mit China.

Trotz seiner Darm-OP Anfang Juli sind Franziskus bislang keine Rücktrittsgedanken in den Sinn gekommen. Entsprechende Medienspekulationen wies er zurück: "Ich weiß nicht, wie sie auf die Idee gekommen sind." Sobald ein Papst krank sei, gebe es immer einen entsprechende Wirbel von Gerüchten.

Er sei froh, noch am Leben zu sein, so der Nachfolger Petri. Dies sei in erster Linie einem Krankenpfleger des medizinischen Dienstes im Vatikan zu verdanken. Der "erfahrene Mann" habe ihm dringend zu dem Eingriff geraten. Andere Stimmen hätten zunächst eine medikamentöse Therapie vorgeschlagen. Inzwischen könne er aber wieder "alles essen" und seinen Tagesablauf "völlig normal" gestalten, versicherte der 84-Jährige.

Franziskus verteidigt Erlass zur "alten Messe"

Seinen jüngsten Erlass zur Einschränkung der "alten Messe" verteidigte das Kirchenoberhaupt. Bei einer Befragung unter Bischöfen im Jahr 2020 habe sich gezeigt, dass aus dem ursprünglich pastoralen Anliegen Benedikts XVI., Anhängern der tridentinischen Messform entgegenzukommen, "eine Ideologie" geworden sei. "Wir mussten also mit klaren Regeln reagieren." Es gehe jetzt darum, mit pastoraler Sorgfalt "Exzesse" zu vermeiden.

Der Papst verteidigte auch den Dialog mit China. Der sei "nicht einfach, aber ich bin überzeugt, dass wir den Dialog nicht aufgeben sollten." Man könne sich täuschen, Fehler machen - dennoch sei dies der richtige Weg. Einzelne konkrete Dinge wie die Ernennung neuer Bischöfe seien vorsichtige Schritte, auch wenn "deren Ergebnisse auf der einen oder anderen Seite fragwürdig erscheinen können".


Quelle:
KNA