Angelusgebet in Rom am UN-Welttag gegen Menschenhandel

Papst ruft zum Kampf gegen Menschenhandel auf

Menschenhandel ist "moderne Sklaverei". Das hat Papst Franziskus beim sonntäglichen Angelusgebet in Rom gesagt. Er rief an diesem Sonntag, der auch UN-Welttag gegen Menschenhandel ist, dazu auf, sich dagegen einzusetzten.

Angelusgebet mit Papst Franziskus / © Claudio Peri (dpa)
Angelusgebet mit Papst Franziskus / © Claudio Peri ( dpa )

Seine erste Reise als Papst führte Jorge Mario Bergoglio auf die Insel Lampedusa. Damit wolltre der Argentinier ein Zeichen gegen Menschenhandel setzen. Fast genau vier Jahre später, am UN-Welttag gegen Menschenhandel, griff er das Thema in Rom beim Angelusgebet wieder auf.

"Jedes Jahr werden Tausende von Männern, Frauen und Kindern zu unschuldigen Opfern, die als Arbeitskraft oder sexuell ausgebeutet werden, oder zu Opfern des Organhandels. Ich fordere erneut den Einsatz von allen, damit diese fürchterliche Plage, eine Art moderner Sklaverei, wirksam bekämpft werden möge", mahnte der Papst. "Bitten wir die Jungfrau Maria, den Opfern des Menschenhandels beizustehen und die Herzen der Händler zu bekehre."

Haben wir uns an Menschenhandel gewöhnt?

Menschenhandel sei "verabscheuungswürdig" so der Papst und appellierte an alle gesellschaftlichen Kräfte, gegen diese "moderne Form der Sklaverei" vorzugehen. Franziskus rief nicht nur zum Gebet für die Opfer, sondern auch für die Bekehrung der Menschenhändler auf.

Die Öffentlichkeit scheine an Menschenhandel so sehr gewöhnt, dass man ihn für etwas Normales halte, kritisierte Franziskus. "Das ist übel, das ist grausam, das ist kriminell."

UN-Welttag gegen Menschenhandel

Nach Angaben der Vereinten Nationen leiden mehr als 20 Millionen Menschen weltweit unter den Folgen von Menschenhandel.

Mehr als zwei Drittel der Ausbeutung gehen laut einer Mitteilung der Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR auf das Konto von Zwangsprostitution. 70 Prozent der Opfer sind Frauen und Mädchen, der Anteil der Minderjährigen beträgt ein Viertel.

"Spitze des Eisbergs"

Auch Caritas Europa warnte in diesem Zusammenhang vor den Folgen für die Persönlichkeit und das Leben jener Kinder, die Opfer von Menschenhandel geworden seien. Die Expertin für Menschenhandel von Caritas Europa, Genevieve Colas, sagte, die Medienberichte über die verschwundenen Flüchtlingskinder seien nur die "Spitze des Eisbergs". Es müsse dringend gehandelt werden, so Colas. Besonders wichtig sei es, unbegleitete minderjährige Migranten zu schützen.

Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) warb für besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. "Alle Formen von Menschenhandel zielen darauf ab, dass Menschen mit kriminellen Mitteln ausgebeutet werden. Und Menschenhandel gibt es auch bei uns in Deutschland. Unser Ziel ist es, die Opfer zu erkennen, zu schützen und ihnen die notwendige Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen", betonte sie. Täter dürften mit ihrem "kriminellen und menschverachtenden Treiben" nicht davonkommen.

Italiens Staatschef mahnt zu Solidarität

Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella hat unterdessen erneut europäische Solidarität in der Flüchtlingskrise angemahnt. Auch Schlepperbanden, wenngleich sie nach internationalem Recht von Menschenhändlern unterschieden seien, trieben ihre Opfer in "Umstände der Sklaverei", sagte Mattarella am Sonntag in Rom. Den Handel mit Personen nannte Mattarella ein "grauenhaftes und unakzeptables Verbrechen". Die internationale Gemeinschaft könne diesen Tragödien nicht feige zusehen. Es gelte den Kampf gegen Menschenhandel "mit aller notwendiger Energie" und über Grenzen hinweg zu führen. Dabei forderte der italienische Staatschef auch Kooperation und Entwicklung, um jene extreme Armut zu beenden, die Menschen in die Arme skrupelloser Krimineller treibe.

"Kein Volk und kein Bürger kann gleichgültig bleiben, solange auch nur ein einzelner Mensch gezwungen ist, als Sklave zu leben" sagte Mattarella. "Im Mittelmeerraum hat diese Verpflichtung viel zu tun mit dem Kampf gegen die kriminellen Banden, die den Verkehr der Migranten und Flüchtlinge betreiben."


Quelle:
rv , KNA