Das Wort "Diakon" bedeutet "Diener". In der römischen Kirche der ersten Jahrhunderte wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs in der Gemeindeverwaltung und beim Gottesdienst. Seit dem fünften Jahrhundert verlor das Amt in der römischen Kirche an Bedeutung. In der katholischen Kirche wurde der Diakonat nun zu einer Durchgangsstufe für die Priesterweihe. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) belebte ihn als Weiheamt neu.
Auch Frauen waren in der frühen Kirche als Diakoninnen in speziellen Diensten der Gemeinde tätig, beispielsweise in der Glaubensunterweisung, der Armenfürsorge und der Arbeit mit Frauen. Sie hatten aber nach Einschätzung vieler Kirchenhistoriker keine Funktion am Altar. In der lateinischen Westkirche sind Diakoninnen vom 6. bis ins 13. Jahrhundert bezeugt. In der Ostkirche lebte die Tradition der Diakoninnen weiter.
Unter Berufung auf die gleiche Würde der Frauen und das Priestertum aller Gläubigen wurden nach dem Zweiten Vatikanum auch in der katholischen Kirche Forderungen nach einer Diakoninnenweihe von Frauen laut. Die Würzburger Synode der westdeutschen Bistümer (1972-1975) appellierte an den Papst, "die Frage des Diakonats der Frau entsprechend den heutigen theologischen Erkenntnissen zu prüfen". Die Deutsche Bischofskonferenz lehnte eine Diakoninnenweihe immer wieder mit dem Argument ab, dass eine Teilhabe von Frauen am priesterlichen Weiheamt nicht möglich sei.
Die Internationale Theologenkommission, das wichtigste theologische Beratergremium der Glaubenskongregation, äußerte sich 2003 skeptisch zu einer möglichen Zulassung von Frauen, legte jedoch keine eindeutige Empfehlung vor. Im Mai 2016 kündigte Franziskus die Berufung einer Kommission zur "Untersuchung des Diakonats von Frauen" an, die im November 2016 ihre Arbeit aufnahm. Auch wenn die Kommission selbst nur eine "objektive Untersuchung über die Situation in den Anfängen der Kirche" durchführen soll, wie es in einer Mitteilung heißt. Klar ist: Ihre Ergebnisse werden in jedem Fall auch die aktuelle Debatte über den Diakonat der Frau befeuern. Allerdings entscheidet Franziskus selbst, ob und wenn ja, welche Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung an die Öffentlichkeit gegeben werden. (KNA, dr, 31.03.17)
31.03.2017
Die Diskussion zum Diakonat der Frau bleibt kontrovers. Ulrike Göken-Huismann, geistliche Begleiterin und Leiterin im Bundesverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, plädiert im Interview pro Frauendiakonat.
domradio.de: Was wäre der Vorteil für die Kirche, wenn Frauen zu Diakoninnen geweiht werden?
Ulrike Göken-Huismann: Es ist für mich einfach wie ein Zeichen der Zeit, worauf die Frauen warten. Das würde für mich bedeuten, dass das Gesicht der Kirche weiblicher würde. Das, was Frauen in unserer Kirche ohnehin schon tun, wäre mit dem entsprechenden Weiheamt verbunden. Für mich,unseren Verband und angesichts der Position in der die Kirche derzeit ist, wie es auch Bischof Fürst letzten Sonntag gesagt hat, wäre es ein Zeichen der Zeit.
domradio.de: Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sagte, Frauen sollten sich um „wichtigere Ziele" kümmern, als um das Diakonat. Was würden Sie ihm darauf antworten?
Ulrike Göken-Huismann: Ich bin im Bundesvorstand der kfd. Die kfd ist ein Verband, der von ganz unten nach ganz oben mit demokratischen Strukturen ausgestattet ist. Die Frauen wählen die Frauen, die sie vertreten. Unser Verband, die kfd, fordert schon seit 1979, das sind bald 40 Jahre, das Diakonat für die Frau. Wann immer ich mit Frauen im Gespräch bin, an der Basis oder anderen verbandlichen Ebenen, immer wieder ist es Thema. Und es ist völlig klar: Wir bleiben da dran. Wir haben viele andere politische Themen, wo wir uns mit gleicher Vehemenz und gleicher Heftigkeit einsetzen. Aber dieses Thema ist kein Thema irgendeiner höheren verbandlichen Ebene, sondern es ist wirklich auch das Thema der Frauen an der Basis. Ich glaube, es wäre gut, wenn das auch entsprechend zur Kenntnis genommen würde.
domradio.de: Nicht alle Bischöfe teilen die Auffassung des Regensburger Bischofs. Gebhard Fürst, der Rottenburger Bischof, unterstützt das Diakonat der Frau. Also gibt es unter den Bischöfen ja keine einheitliche Line was die Frage anbetrifft. Lässt Sie das hoffen?
Ulrike Göken-Huismann: Schon 1975 hat die Würzburger Synode, an der auch alle deutschen Bischöfe damals beteiligt waren, dem Papst geschrieben: Die Frage des Diakonats der Frau, entsprechend den heutigen theologischen Erkenntnissen, zu prüfen und Frauen angesichts der gegenwärtigen pastoralen Situation womöglich zur Diakonatsweihe zuzulassen. Das war 1975 schon sehr deutlich und ich weiß, dass es nach wie vor viele Bischöfe gibt, die sich auch auf dieses Votum der Würzburger Synode berufen und auch nicht dahinter zurück möchten.
domradio.de: Zu welchem Ziel wird die von Papst Franziskus eingesetzte Kommission zum Diakonat der Frauen kommen? Was vermuten Sie?
Ulrike Göken-Huismann: Ich persönlich bin der festen Überzeugung und weiß das auch durch theologische Studien, dass es in der alten Kirche Diakoninnen gegeben hat. Diakoninnen, die ein sakramentales Amt, insoweit es das damals gab, innehatten gab es ebenso. Wir haben ein Weihegebet für eine Diakonin aus dem vierten Jahrhundert erhalten, wir haben im neuen Testament die Zeugnisse für eine Diakonin. Also, ich bin sehr, sehr zuversichtlich. Ich hoffe es auch sehr, dass die Kommission zu dem Ergebnis kommt: Es hat in der alten Kirche sakramental geweihte Diakoninnen gegeben. Was Papst Franziskus mit einem solchen Ergebnis dann machen würde, das weiß ich natürlich nicht. Ich gebe zu, ich habe gestern Abend noch zu meinem Mann gesagt, wir erleben das noch, dass Frauen geweiht werden.
Das Interview führte Milena Furman.
Das Wort "Diakon" bedeutet "Diener". In der römischen Kirche der ersten Jahrhunderte wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs in der Gemeindeverwaltung und beim Gottesdienst. Seit dem fünften Jahrhundert verlor das Amt in der römischen Kirche an Bedeutung. In der katholischen Kirche wurde der Diakonat nun zu einer Durchgangsstufe für die Priesterweihe. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) belebte ihn als Weiheamt neu.
Auch Frauen waren in der frühen Kirche als Diakoninnen in speziellen Diensten der Gemeinde tätig, beispielsweise in der Glaubensunterweisung, der Armenfürsorge und der Arbeit mit Frauen. Sie hatten aber nach Einschätzung vieler Kirchenhistoriker keine Funktion am Altar. In der lateinischen Westkirche sind Diakoninnen vom 6. bis ins 13. Jahrhundert bezeugt. In der Ostkirche lebte die Tradition der Diakoninnen weiter.
Unter Berufung auf die gleiche Würde der Frauen und das Priestertum aller Gläubigen wurden nach dem Zweiten Vatikanum auch in der katholischen Kirche Forderungen nach einer Diakoninnenweihe von Frauen laut. Die Würzburger Synode der westdeutschen Bistümer (1972-1975) appellierte an den Papst, "die Frage des Diakonats der Frau entsprechend den heutigen theologischen Erkenntnissen zu prüfen". Die Deutsche Bischofskonferenz lehnte eine Diakoninnenweihe immer wieder mit dem Argument ab, dass eine Teilhabe von Frauen am priesterlichen Weiheamt nicht möglich sei.
Die Internationale Theologenkommission, das wichtigste theologische Beratergremium der Glaubenskongregation, äußerte sich 2003 skeptisch zu einer möglichen Zulassung von Frauen, legte jedoch keine eindeutige Empfehlung vor. Im Mai 2016 kündigte Franziskus die Berufung einer Kommission zur "Untersuchung des Diakonats von Frauen" an, die im November 2016 ihre Arbeit aufnahm. Auch wenn die Kommission selbst nur eine "objektive Untersuchung über die Situation in den Anfängen der Kirche" durchführen soll, wie es in einer Mitteilung heißt. Klar ist: Ihre Ergebnisse werden in jedem Fall auch die aktuelle Debatte über den Diakonat der Frau befeuern. Allerdings entscheidet Franziskus selbst, ob und wenn ja, welche Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung an die Öffentlichkeit gegeben werden. (KNA, dr, 31.03.17)