Bald gilt in Oberammergau wieder der Haar- und Barterlass

Auf ein Neues ab Aschermittwoch

In Oberammergau heißt es ab Aschermittwoch: Auf ein Neues. Nach der coronabedingten Absage der Passionsspiele im Jahr 2020 gilt dann wieder der zuletzt aufgehobene "Haar- und Barterlass" für die Mitwirkenden der Spiele 2022.

Oberammergauer Passionsspiele  2010 / © Tobias Hase (dpa)
Oberammergauer Passionsspiele 2010 / © Tobias Hase ( dpa )

Alle müssen sich erneut die Haare wachsen und die Männer auch den Bart sprießen lassen. Nur die 60 jungen Römerdarsteller, die Orchestermitglieder und die im Hintergrund wirkenden gute Geister wie Kulissenschieber sind befreit, wie die Pressestelle am Montag mitteilte.

Premiere für das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu ist am 14. Mai 2022. Bis 2. Oktober sind dann mehr als 100 Aufführungen geplant.

Zugleich startet am Aschermittwoch (17. Februar) der Vorverkauf für die Jugendtage der Passionsspiele 2022, wie es heißt. Diese finden zu den Probespielen am 7. und 8. Mai erstmals statt. Junge Besucher zwischen 16 und 28 Jahren sollen die Möglichkeit bekommen, die Faszination der schon seit fast 400 Jahren bestehenden Passionsspiele kennenzulernen.

Sie können zu stark vergünstigten Preisen Vorstellungen besuchen, werden ins Spiel eingeführt und bekommen Gelegenheit, sich mit den Darstellern auszutauschen. Das 2-Tages-Paket mit einer Übernachtung inklusive Frühstück und der Eintrittskarte ist ab 31 Euro erhältlich.

Tradition nicht belegt

Seit wann es die Tradition des Haar- und Barterlasses gibt, ist in den Geschichtsbüchern nicht belegt. Wohl nicht von Anfang an, als 1633 der Brauch des Passionsspiels begann. Damals starben 84 Menschen während des Dreißigjährigen Krieges an der Pest.

Die Einwohner gelobten daraufhin, alle zehn Jahre die Passion Jesu aufzuführen, damit Gott der Krankheit ein Ende bereite. Der Überlieferung nach starb danach niemand mehr an der Pest. Um 1750 findet sich in den Aufzeichnungen, dass für das Ankleben von Perücken an einem der Darsteller sieben Gulden beim Bader bezahlt wurden. Ab 1830 war alles echt, wie aus den Notizen eines englischen Touristen hervorgeht. Nach und nach belegten zudem Fotos diese Entwicklung, wie es heißt.

Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger amüsierte sich 1910 ebenfalls über die Langhaarigen im Dorfbild, während er zugleich die Aufführung hart kritisiert. Die Nazis im Oberammergauer Gemeinderat hatten dann 1934 ein Problem mit solchen Aposteltypen, weil es nicht ins korrekte deutsche Bild passte. Durchsetzen konnten sie sich nicht, aber bei Werbetouren nach Berlin musste wenigstens die begleitende "Jodlergruppe" ordentlich aussehen.


Quelle:
KNA