Kölner Domorganist spielt letztes Konzert der Orgelfeierstunden 2020

Großartiger Abschluss eines besonderen Orgelsommers

Trotz der Corona-Umstände ist Domorganist Winfried Bönig zufrieden mit dem Verlauf der Orgelfeierstunden 2020 und verspricht für das letzte Konzert ein tolles Programm mit Barber, Liszt und Enjott Schneider.

Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti (DR)
Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti ( DR )

Nur je etwas mehr als 100 Konzertbesucher im Kölner Dom, dafür alle Konzerte der Orgelfeierstunden live von DOMRADIO.DE übertragen: Die insgesamt 12 Konzerte waren so ganz anders als die Jahre zuvor – drei Konzerte hat der Kölner Domorganist und künstlerische Leiter selbst gespielt und sich natürlich all die anderen von den katholischen und evangelischen Kollegen angehört: "Mich hat die Unterschiedlichkeit der Interpreten fasziniert, wie unterschiedlich sie gespielt haben, wie unterschiedlich die Programme waren und in wie vielen verschiedenen und auch für mich neuen Farben die Orgel erklungen ist!"

Weniger Publikum, aber trotzdem tolle Atmosphäre

Schweren Herzen hatte Bönig den Künstlern aus dem Ausland absagen und ihr Auftritt auf nächstes Jahr verschieben müssen, zu groß war das Risiko, dass durch Reisewarnungen oder Ausbrüche in den jeweiligen Heimatländern die Musiker verhindert gewesen wären und Konzerte hätten ausfallen müssen. Stattdessen bestritten evangelische und katholische Kollegen aus Deutschland, z. B. vom Speyerer Dom oder der Marienkirche in Lübeck oder von der Kreuzkirche in Dresden die Konzerte vor deutlich weniger Publikum als sonst. Die Atmosphäre sei dann natürlich eine ganz andere gewesen, erklärt Bönig: "Trotzdem waren alle Organisten froh, diese Mischung zu haben, nämlich zu wissen, das wird jetzt live gesendet, aber es sind eben doch Leute im Dom -  die Atmosphäre eines Konzertes ist auch für eine Übertragung sehr wichtig."

Wegen der Corona-Pandemie übertrug DOMRADIO.DE ausschließlich mit ferngesteuerten Kameras – inklusive einer speziellen Kamera vor allem für das Pedal der Domorgel, um so den virtuosen Künstlern nicht nur auf die Finger, sondern eben auch auf die Füße zu schauen.

Geprägt waren die Konzerte von den zahlreichen Jubiläen des Jahres 2020, vor allem der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven spiegelte sich in den Programmen wider, aber auch der 150. Geburtstag des Orgelvirtuosen und Komponisten Louis Vierne.

Diese Jahrestage spielen auch bei Bönigs Abschlusskonzert eine Rolle – der zeitgenössische Komponist Enjott Schneider ("Schlafes Bruder") ist zu seinem 70. Geburtstag prominent mit einem Auszug aus seiner 4. Orgelsinfonie vertreten.

Die "Sinfonia Coloniensis" bildet eine Kölner Reliquienprozession ab

Schneider und Bönig kennen sich schon lange, Bönig studierte zunächst bei ihm Tonsatz. Als Schneider immer profilierter als Komponist wurde und sich für die Gattung der Orgelsinfonie interessierte, bat Bönig ihn um ein Werk für Köln. Daraus wurde die "Sinfonia Coloniensis". Beim Abschlusskonzert spielt Bönig den Satz "Colonia Sancta". Schneider ließ sich dafür von Darstellungen der mittelalterlichen Reliquienprozessionen durch Köln inspirieren. Bönig findet das Werk total gelungen, man könne sich das Vorüberziehen einer Prozession mit den Gläubigen, die beten und singen durch die Musik sehr gut vorstellen.

Den Auftakt des letzten Konzertes bildet die klanggewaltige Orgel-Sonate Nr 5 in c-moll von Alexandre Guilmant, Prof. Bönig hat sie extra neu einstudiert und freut sich darauf, die Sonate zu spielen.

Das berühmte Adagio von Barber in der Orgelfassung

Ein wahrer "Ohrenschmeichler" ist eine Komposition von Samuel Barber als zweites Werk des Abends. Das berühmte "Adagio" – ursprünglich nur für Streicher – existiert mittlerweile in vielen Fassungen, Bönig spielt eine Orgelbearbeitung. "Das Werk hat eine solche Kraft und Ausstrahlung, das es wohl kein Instrument gibt, für das es nicht bearbeitet worden ist." Die Domorgel mit ihrem Charakter hält Bönig für besonders geeignet, die Komposition aufzuführen.

Johann Sebastian Bach ist auch beim letzten Konzert vertreten, aber in besonderer Weise: der langjährige Kölner Domorganist und Hochschullehrer spielt von Franz Liszt das berühmte Präludium und Fuge über BACH – ein sicher mehr als würdiger Abschluss der Orgelfeierstunden 2020 im Kölner Dom.

Auch die Übertragung des letzten Konzertes beginnt um 19:45 Uhr mit einer Werkeinführung, auf DOMRADIO.DE, den Facebook-Seiten der Kölner Dommusik und von DOMRADIO.DE, bei Youtube und im katholischen Fernsehsender ETWN. Alle Konzerte sind in der Mediathek von DOMRADIO.DE und bei Youtube abrufbar. Intensiv unterstützt wurde die Konzertreihe von der Kulturstiftung Kölner Dom.


Professor Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti (DR)
Professor Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Spieltisch der Kölner Domorgel / © Mathias Peter  (DR)
Spieltisch der Kölner Domorgel / © Mathias Peter ( DR )
Quelle:
DR
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