"Laudato-si-Jahr" geht zu Ende

"Lasst uns auf Mutter Erde Acht geben"

Der Vatikan hat sein Aktionsjahr zur päpstlichen Umweltenzyklika "Laudato si" abgeschlossen. Franziskus sowie mehrere Koordinatoren zogen am Dienstag Bilanz und riefen ein neues internationales Netzwerk ins Leben.

Autor/in:
Alexander Pitz
Die Enzyklika von Papst Franziskus "Laudato si" / © Cristian Gennari (KNA)
Die Enzyklika von Papst Franziskus "Laudato si" / © Cristian Gennari ( KNA )

Die "Laudato-si-Action-Platform" soll Organisationen, Gruppen und Personen vernetzen und unterstützen, die sich im Geiste der Enzyklika für eine "ökologisch-soziale Transformation" einsetzen. In einer Videobotschaft kritisierte der Papst, dass die Welt - sechs Jahre nach Veröffentlichung seines Schreiben - immer noch unter einer "räuberischen Einstellung" leide.

Der Mensch fühle sich als "Herrscher über den Planeten", gehe unverantwortlich mit den Gaben Gottes um. Dies zeige sich auf dramatische Weise in einer beispiellosen ökologischen Krise. Die Corona-Pandemie habe den "Schrei der Natur und der Armen", die zu den Hauptleidtragenden zählten, nur verstärkt.

Für eine ganzheitliche, menschliche Ökologie

Um eine nachhaltige Veränderung zu bewirken, sei ein grundlegend anderer Lebensstil erforderlich. Nur durch eine "ganzheitliche, menschliche Ökologie" könne es gelingen, eine neue, bessere Gesellschaft zu formen. "Ich erneuere deshalb meinen Appell: Lasst uns auf Mutter Erde Acht geben!", so Franziskus.

Er dankte allen, die in den vergangenen Monaten mit vielen Initiativen am "Laudato-si-Jahr" mitgewirkt hätten. Die Aktion gehe jetzt in die eigens geschaffene Plattform über. Dieses auf sieben Jahre angelegt Projekt soll Gemeinden weltweit auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit begleiten.

Vielfältige Beteiligung

Das Kirchenoberhaupt lud Familien, Pfarreien, Diözesen, Schulen, Organisationen und Bewegungen aller Art auf, sich zu beteiligen. Der Vatikan hatte das zu Ende gegangene Aktionsjahr zur Thematik von "Laudato si" im vergangenen Sommer gestartet.

Bei zahlreichen zentralen und dezentralen Veranstaltungen ging es um Aspekte wie Erziehung zur Nachhaltigkeit, fossile Brennstoffe, Menschenrechte, Wasser oder Hygienestandards. Auch Gebetsinitiativen und Konzerte gehörten zum Programm.

Federführend verantwortlich war die vatikanische Entwicklungsbehörde. Deren Leiter, Kurienkardinal Peter Turkson, bezeichnete die Resultate am Dienstag als "fabelhaft". Ortskirchen, Verbände und Personen aus verschiedenen Ländern hätten sich mit großem Enthusiasmus eingebracht.

Beispiel Bangladesch

Als Beispiel erwähnte er die katholische Kirche in Bangladesch, die in diesem Jahr mit gerade einmal 400.000 Mitgliedern mehr als 700.000 Bäume gepflanzt habe. Dies zeige, dass die Aktion eindrucksvolle Früchte trage. Die «Laudato-si-Action-Platform» werde nahtlos daran anknüpfen.

Drängendstes Ziel für die nächsten Jahre seien Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung. "Es ist jetzt mehr denn je an der Zeit zu handeln", betonte der Kardinal.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA