Zentralrat der Juden schockiert

Antisemitische Aussagen von AfD-Politiker

Juden hätten in Deutschland wirtschaftlich und kulturell sehr viel Einfluss und das sei ein großes Problem - diese Aussage des AfD-Vorsitzenden in Würzburg, Herold Peters-Hartmann, hat für Entsetzen gesorgt.

Bonbon der AfD (shutterstock)

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) sowie der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zeigten sich gleichermaßen schockiert. Schuchardt will ebenso wie der katholische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Würzburg und Unterfranken, Hochschulpfarrer Burkhard Hose, Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstatten. Die AfD in Unterfranken will den Vorgang prüfen.

Gefallen sind die Aussagen von Peters-Hartmann bei einem Infostand der Partei am vergangenen Samstag und wurden gegenüber dem Portal MTA-International gemacht, das zur islamischen Gemeinschaft Ahmadiyya gehört. Das Video ist auf Youtube zu finden. In ihm suchte ein Mitarbeiter von MTA-International das Gespräch mit mehreren AfD-Stadtratskandidaten. Dabei sprach der AfD-Chef davon, dass es in Deutschland die Blöcke der Christen, Muslime und Juden gebe. Zu letzteren sagte er, sie hätten wirtschaftlich und kulturell "sehr, sehr viel Einfluss". Das sei ein "ganz großes Problem".

Würzburger AfD-Vorsitzender schwärmt von "homogenem Volk"

Der MTA-Mitarbeiter hatte Peters-Hartmann weiter gefragt, ob eine Demokratie nicht ausmache, dass sie "nicht nur ein homogenes Volk" sei, dass man also verschiedene Ansichten habe. Darauf antwortete der AfD-Chef: "Homogenes Volk. Das wäre ein Traum. Das wäre ein Traum." Schuchardt sprach nun davon, dass "alte antisemitische Ressentiments" geschürt und alle Grenzen überschritten würden. Er stehe an der Seite aller Menschen, gleich welcher Religion und Herkunft, die friedlich in der Stadt leben wollten. "Ich will NICHT, dass brauner Dreck unser Würzburg - die Stadt, die wir für ihre bunte Weltoffenheit lieben - beschmutzt."

Der aus Würzburg kommende Zentralrats-Präsident Schuster erklärte, die AfD nehme für sich in Anspruch, nicht antisemitisch zu sein. "Die glasklare Äußerung des Würzburger AfD-Funktionärs beweist das Gegenteil", so Schuster. "Es darf nicht sein, dass ein AfD-Politiker krude Verschwörungsmythen und Ressentiments gegenüber Juden verbreitet - weder in Würzburg noch anderswo." Hochschulpfarrer Hose sagte, "als Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit werden wir mit allen rechtsstaatlichen Mitteln und mit allen Kräften der Zivilgesellschaft dagegen ankämpfen, dass sich in Würzburg Antisemitismus und Hass gegen Muslime ausbreiten".

Bayerns Antisemitismus-Beauftragter Ludwig Spaenle sprach von einem "eklatanten Tabubruch, der die unmittelbare Verantwortung für politischen Extremismus und Antisemitismus offenlegt".

"Gegebenenfalls Konsequenzen ziehen"

Der stellvertretende AfD-Landesvorsitzende in Bayern, Gerd Mannes, sagte, man werde die Ermittlungen nach der Strafanzeige abwarten und gegebenenfalls Konsequenzen ziehen. "Die AfD steht ganz klar zum jüdischen Leben in Deutschland und ich kann mich nur für die Partei entschuldigen, wenn durch die Äußerungen im Interview ein gegenteiliger Eindruck entstanden sein sollte."

Er wolle den Vorgang nicht relativieren. Es müssten aber auch "die Umstände des spontanen und zum Teil offensichtlich verdeckt geführten Interviews in der Fußgängerzone näher beleuchtet werden". Der Reporter und der Kameramann seien mutmaßliche Vertreter einer zumindest fragwürdigen fundamentalistisch-islamischen Internet-Plattform, deren Aktivitäten der Verfassungsschutz im Blick habe. Dafür gibt es aber keine Beweise.

Der AfD-Bezirksvorsitzende in Unterfranken, Richard Graupner, sagte der "Main-Post", er habe das Video noch nicht gesehen. "Wir werden uns das im Bezirksvorstand genau anschauen." Sollten die Äußerungen so gefallen sein, "werden wir das nicht billigen. Da habe ich nicht den geringsten Zweifel." Der Landtagsabgeordnete kündigte an, dass man dann "entsprechende Maßnahmen einleiten" wolle.


Quelle:
KNA