Mainzer "Obermessdiener" steht zu seiner Büttenrede

Karneval ist nicht nur Witze reißen

Er bereut nichts: Büttenredner Andreas Schmitt steht zu seinem AfD-kritischem Auftritt als "Obermessdiener" in der Sitzung "Mainz bleibt Mainz". Im Karneval gehe es nicht darum, stundenlang Witze zu reißen, betonte der Sitzungspräsident.

Andreas Schmitt, Sitzungspräsident und Obermessdiener bei "Mainz bleibt Mainz" / © Andreas Arnold (dpa)
Andreas Schmitt, Sitzungspräsident und Obermessdiener bei "Mainz bleibt Mainz" / © Andreas Arnold ( dpa )

"Ein Narr sollte Herz, Verstand und Weitblick haben." Kurze Zeit nach dem rechten Terroranschlag in Hanau Fastnacht zu feiern, als sei nichts passiert, wäre für ihn nicht gegangen, so Schmitt. Es sei "die verdammte Pflicht" der Karnevalisten auf besorgniserregende Entwicklungen einzugehen, sagte Schmitt dem "Stern".

Ein bisschen nervös war er schon

Schmitt gab zu, vor seinem Auftritt "ein bisschen" nervös gewesen zu sein. Aber er sei sich sicher gewesen, dass ihm die Leute im Saal zustimmen. "Ich glaube, die Bevölkerung sucht Leute, die klare Kante zeigen - mit Rückgrat und Arsch in der Hose." Ihm mache das Hoffnung. "Es zeigt, dass es nur eine Minderheit ist, die unsere Demokratie gefährdet, auch wenn sie militant und brandgefährlich ist."

Schmitt war - wie seit Jahren - bei der Fernsehsitzung als "Obermessdiener am Hohen Dom zu Mainz" in die Bütt gestiegen. Im rot-weißen Kirchengewand redete er sich in Rage und sagte unter anderem: "Die Morde von Hanau, die Schüsse auf die Synagoge in Halle - ob Juden, Christen, Muslime, das war ein Angriff auf alle. Wir leben hier zusammen, die Demokratie wird triumphieren; dieses Land werdet ihr niemals regieren."

Minutenlangen Beifall und stehende Ovationen

Im Saal erhielt er minutenlangen Beifall und stehende Ovationen nach seiner Rede. Im Netz erntete er für seinen Auftritt ungewöhnlich viel Lob, aber auch kritische Kommentare.

Schmitt arbeitet als EDV-Experte für das Bistum Mainz und ist Vize-Chef der SPD-Fraktion im Stadtrat von Nieder-Olm bei Mainz. Vor zwei Jahren erhielt er nach einem ähnlichen Auftritt anonyme Drohungen und Beleidigungen.


Quelle:
KNA
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