Münster ist zum vierten Mal Gastgeber eines Katholikentags

Das zweigeteilte Bistum

1852, 1885 und 1930 fanden bereits Katholikentage in Münster statt. Jetzt, nach 88 Jahren, sind Stadt und Bistum wieder Gastgeber für das Christentreffen.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
Sankt-Paulus-Dom in Münster / © Jörg Loeffke (KNA)
Sankt-Paulus-Dom in Münster / © Jörg Loeffke ( KNA )

Die Diözese ist die drittgrößte in Deutschland mit fast zwei Millionen Gläubigen. Es hat lange gedauert - viel zu lange, sagen die meisten in der Stadt. 1930 fand der vorerst letzte Katholikentag im westfälischen Münster statt. 88 Jahre sind also vergangen, wenn am 9. Mai mit dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, auch noch ein Münsteraner das 101. Treffen in der Geschichte der Katholikentage auf dem Domplatz eröffnet.

Neben Sternberg und dem ZdK als Veranstalter freut sich ganz besonders Münsters Bischof Felix Genn als Gastgeber auf den Katholikentag. Vielleicht auch deshalb, weil er 2008 als damaliger Ruhrbischof schweren Herzens den zunächst in Essen geplanten Katholikentag aus finanziellen Gründen an Osnabrück abgeben musste.

Zur Kirchenprovinz Köln gehörig

Das Bistum Münster ist von der Zahl der Kirchenmitglieder her die zweitgrößte Diözese Deutschlands. Rund 1,89 Millionen Katholiken leben in der Region zwischen niederländischer Grenze und den Beckumer Bergen kurz vor dem Sauerland, zwischen Werne am nordöstlichen Ruhrgebietsrand und der Nordseeinsel Wangerooge.

Dabei weist das zur Kirchenprovinz Köln gehörende Bistum eine deutschlandweit einmalige Besonderheit auf. Es besteht aus zwei räumlich voneinander unabhängigen Gebieten. Drei Regionen liegen in Nordrhein-Westfalen, die vierte, der Offizialatsbezirk Oldenburg, ist eine Exklave in Niedersachsen. Die Zweiteilung ist Folge der nach dem Wiener Kongress von 1815 erfolgten Anpassung kirchlicher Bezirke an die damals neuen, politischen Grenzen.

Mehrheitlich katholisch

Die Diözese Münster ist überwiegend ländlich geprägt. Sowohl in Westfalen als auch am Niederrhein und im Oldenburger Münsterland stellen Katholiken unter den Christen in der Bevölkerung die Mehrheit. Die Kirchenzeitung "Kirche + Leben" ist mit einer Auflage von immerhin noch 50.000 Exemplaren die größte Bistumszeitung in Deutschland. Dennoch gehen auch im Bistum Münster - wenn auch weniger dramatisch als in vielen anderen deutschen Regionen - die Mitgliederzahlen zurück.

Der demografische Wandel ist Hauptursache, Austritte aufgrund von Unzufriedenheit mit der Kirche ein weiterer Grund. Münster hat dies mittels einer wissenschaftlichen Studie erforscht und versucht derzeit mit einem Wandel in den Strukturen, in der Seelsorge sowie mit einer Öffentlichkeitskampagne gegenzusteuern.

Aufgrund des Rückgangs der Priesterzahlen waren auch hier Fusionen unumgänglich. Die Zahl der Gemeinden ist von einst 689 auf weit unter 300 gesunken. Am Ende sollen 185 sogenannte pastorale Räume entstehen.

Im Jahr 2005 feierte das Bistum sein 1.200-jähriges Bestehen. Als Geburtsstunde gilt die Weihe des friesischen Missionars Liudger (742-809) zum ersten Bischof von Münster am 30. März 805. Dessen Aktionsradius umfasste das gesamte westliche Sachsen. Eine Missionsreise führte ihn sogar bis nach Helgoland. Er starb am 26. März 809 im münsterländischen Billerbeck. Begraben liegt er in Essen-Werden.

Bischof Genn, seit 2009 im Amt, ist der 75. Nachfolger des Bistumsgründers Liudger. In der Leitung der Diözese stehen Genn vier Weihbischöfe zur Seite.

Profilschärfung

Derzeit arbeitet das Bistum daran, sein Profil zu schärfen. Hunderte von Haupt- und Ehrenamtlichen haben sich dazu in Workshops und Gremien getroffen. Neben Schwerpunkten in der Seelsorge, einer moderneren Liturgie oder der Frage, wie künftig auch Laien Gemeinden leiten können, geht es auch um die "Marke" Kirche und die Identität des Bistums. Das Ziel: Besser herausstellen, was Kirche leistet, wo Kirche wirkt und wie sie Menschen mit Menschen sowie Menschen mit Gott zusammenbringt.

Ausgangspunkt war eine Zufriedenheitsstudie 2015 von "Marketing-Papst" Heribert Meffert. Ein neues Logo für alle kirchlichen Einrichtungen sowie einen knappen Slogan zur Eigendarstellung soll es noch in diesem Jahr geben. 2019 folgt dann eine Kampagne zur kirchlichen Arbeitswelt. Das Bistum mit Geschichte will modern daherkommen.

 

Quelle:
KNA