Fremdenfeindlichkeit mit Katholiken nicht zu machen

"Wir haben eine absolut klare Positionierung"

Der Katholikentag in Münster will nicht nur Glaubensfest sein. Es will auch Positionen gegen Rechts beziehen, betont ZdK-Präsident Sternberg. Dass die Veranstaltung mit einem AfD-Vertreter auf Kritik stößt, habe ihn nicht überrascht.

Innenstadt von Münster / © Rolf Vennenbernd (KNA)
Innenstadt von Münster / © Rolf Vennenbernd ( KNA )

epd: Der Katholikentag steht unter dem Motto Frieden - Welche Impulse erwarten Sie vom Katholikentag?

Sternberg: Der Begriff Friede lag in Münster auf der Hand. Der in Münster ausgehandelte Westfälische Friede hat in diesem Jahr 370. Jubiläum. Und der Erste Weltkrieg - der damals ohne Frage schlimmste Krieg, den es bis dahin gegeben hat - liegt hundert Jahre zurück. Wir wollen aber auch zugleich deutlich machen, dass Frieden nicht nur der innerstaatliche Friede ist, sondern weit umgreifender ist. Friede bezeichnet auch den sozialen Frieden weltweit, den Frieden zwischen Gesellschaften, zwischen Religionen und zwischen Menschen. Dazu gehört auch das Eingeständnis, dass ja jeder Mensch für sich seinen Frieden sucht.

epd: Derzeit sorgt das Thema gemeinsames Abendmahl für Ehepartner verschiedener Konfessionen wieder für Diskussionen. Erwarten Sie auch darüber Debatten auf dem Katholikentag?

Sternberg: Das, was die Deutsche Bischofskonferenz mit großer Mehrheit entschieden hat - nämlich die Zulassung des konfessionsverschiedenen Partners zur Eucharistie - ist schon lange Praxis in den Gemeinden. Ich hoffe, dass das nicht noch einmal grundsätzlich diskutiert werden muss.

epd: An der geplanten Veranstaltung über die Religionspolitik der im Bundestag vertretenen Parteien gab es viel Kritik wegen der Einladung auch eines Vertreters der AfD. Haben Sie mit so großem Widerstand gerechnet?

Sternberg: Das hat mich nicht überrascht. Wir haben aber auch von vielen Seiten große Zustimmung bekommen auf die Art und Weise, wie wir die Veranstaltung durchführen. Wir haben eine absolut klare Positionierung: Mit Katholiken in Deutschland ist Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht zu machen.

epd: Der Katholikentag findet wenige Wochen nach der Amokfahrt in Münster statt. Wirkt sich das Ereignis auf den Katholikentag aus?

Sternberg: Es wird ein Andenken an die Opfer geben. Der Ort in der Altstadt, wo das passiert ist, ist ein wichtiger Ort mitten in der Stadt. Das wird sicherlich vorkommen. Was das Sicherheitskonzept angeht, so ist hier wirklich alles Menschenmögliche getan, dass Anschläge verhindert werden. Letztlich ist natürlich eine totale Sicherheit nirgends und niemals sicherzustellen. Wir haben aber ein sehr, sehr gutes Sicherheitskonzept zusammen mit der Polizei erarbeitet.

epd: Warum sind Katholikentage heute noch wichtig?

Sternberg: Katholikentage sind über die ganze Geschichte - über 170 Jahre sind es ja jetzt - immer Seismographen für gesellschaftliche Entwicklungen und Debatten. Wir wollen deutlich machen, dass sich hier katholische Menschen zu gesellschaftlichen Fragen äußern, Positionen beziehen und mitwirken wollen an einer gerechten Gesellschaft. Ein Katholikentag ist einerseits ein großes Glaubensfest der katholischen Menschen, geht aber auch darüber hinaus. Spätestens seit den ökumenischen Kirchentagen 2003 ist der Katholikentag sehr ökumenisch aufgestellt. Und wir sprechen auch selbstverständlich Menschen an, die sich nicht zu einer Religion bekennen.

Holger Spierig.

 

Quelle:
epd
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