Islamrat: Fastenbrechen findet nicht wie gewöhnlich statt

"Zeit der Gemeinschaft"

Die Corona-Maßnahmen hatten auch Versammlungen in Gotteshäusern verboten. Mit den Lockerungen können religiöse Feiern unter Auflagen wieder stattfinden. Doch das Fastenbrechen wird in diesem Jahr für Muslime anders sein.

Autor/in:
Franziska Hein
Muslime feiern Ramadan-Fest (dpa)
Muslime feiern Ramadan-Fest / ( dpa )

Die Muslime in Deutschland richten sich darauf ein, das Fastenbrechen am Ende des Fastenmonats Ramadan in diesem Jahr nicht wie gewohnt feiern zu können. Die wegen der Corona-Pandemie geltenden Kontaktbeschränkungen verhinderten, dass das am Sonntag beginnende dreitägige Fest als großes Familienereignis gefeiert werden könne, sagte der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Kesici (48) ist auch Sprecher des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland, dem Dachverband der sechs größten Islamverbände.

"In diesem Jahr konnte nicht das richtige Ramadan-Gefühl aufkommen", sagte er. Der Ramadan sei normalerweise "eine Zeit der Gemeinschaft und der Familie". Wegen der Kontaktbeschränkungen hätten bis vor kurzem auch keine Gebete und Gottesdienste in der Moschee stattfinden können.

Beten in Moschee wieder möglich

Seit dem 9. Mai sei es wegen der vorsichtigen Lockerungen, die Bund und Länder beschlossen hatten, immerhin wieder möglich gewesen, unter strengen Hygienemaßnahmen zwei bis dreimal am Tag in der Moschee zu beten, erklärte er. Von Mittwoch an werden auch wieder Gottesdienste zugelassen.

Die Hygieneregeln würden sehr gut angenommen, betonte Kesici. "Es herrscht sehr viel Verständnis. Das ist schon erstaunlich." So könnten zwar am Wochenende zu Beginn des Fastenbrechens wieder Gottesdienste stattfinden, allerdings fielen große Zusammenkünfte und gemeinsame Essen - ob nun in der Moschee oder zu Hause - aus. Die Möglichkeit, dass sich mehrere Familien per Videotelefonie zusammenschalten, sei kein adäquater Ersatz für wirkliche Gemeinschaft.

Gedanken über den Sinn des Lebens

Im Ramadan gehe es darum, im Verzicht auf Essen und Trinken am Tag sich Gedanken über den Sinn des Lebens zu machen, führte Kesici aus. Abends gehöre aber die Gemeinschaft mit der Familie untrennbar dazu und sei wichtiger Bestandteil der Spiritualität. So könne man sich zwar tagsüber an die religiösen Vorschriften halten, doch wenn man abends nicht im großen Familienverbund zusammenkommen könne, fehle etwas, das nicht zu ersetzen sei. "Eins hat die Corona-Krise gezeigt: Nach der Krise muss man seine sozialen Beziehungen noch intensiver ausleben", sagte Kesici.

Das Fest des Fastenbrechens ist einer der höchsten muslimischen Feiertage und beginnt dieses Jahr am 24. Mai. Es ist vergleichbar mit dem christlichen Weihnachtsfest. Normalerweise wird die Zeit des Fastens mit einem großen Familienfest und einem gemeinsamen Essen beendet.

 

Quelle:
epd