Kölner Bürgermeister sieht keine Chancen für Kooperation mit Ditib

"Die Tür ist erst mal zu"

Fast 10 Jahre hat es gedauert, bis die Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld durch den türkischen Präsidenten eröffnet wurde. Für den Bezirksbürgermeister und Beiratsmitglied Wirges ist das Tischtuch nun zerschnitten. 

Gläubige stehen vor der Zentralmoschee der DITIB in Köln. / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Gläubige stehen vor der Zentralmoschee der DITIB in Köln. / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Mit Blick auf die Kölner Ditib-Moschee sieht die Kommunalpolitik derzeit keine Chancen für eine Zusammenarbeit mit dem deutsch-türkischen Verband. "Die Tür ist erst mal zu", sagte Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" am Donnerstag. "Ich habe alles versucht, aber es ist einfach zu viel passiert."

Für den Moscheebau habe es zunächst eine große Übereinstimmung in der Mitte der Gesellschaft gegeben, so Wirges. Die Ditib habe damals für Integration und eine liberale Auslegung des Islam gestanden.

Agenda der türkischen Religionsbehörde nicht verhandelbar

Er habe immer von einer kölnisch-türkischen Eröffnungsfeier geträumt, mit deutscher und türkischer Nationalhymne und rheinischen Weisen als Symbol des Miteinanders. Doch dann sei im September vorigen Jahres die Eröffnung mit dem umstrittenen Auftritt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gekommen.

"Der Despot aus der Türkei hat an diesem Tag einen gewaltigen Scherbenhaufen hinterlassen", so Wirges. "Er hat die Moschee endgültig zur Außenstelle Ankaras gemacht, zu einer türkischen Behörde auf exterritorialem Gebiet."

Trotz des diplomatischen Desasters habe er sich erneut gesprächsbereit gezeigt, so Wirges. Doch beim letzten persönlichen Treffen am 19. Dezember hätten die Ditib-Repräsentanten den Ton wieder verschärft und ihm klargemacht, dass die Agenda der türkischen Religionsbehörde Diyanet nicht verhandelbar sei. Die Diyanet finanziert die Imame der rund 960 Ditib-Moscheen in Deutschland.

Moscheebeirat ohne Funktion

Der Moscheebeirat, dem auch Wirges angehörte, hat sich nach Angaben des Bürgermeisters inzwischen weitestgehend aufgelöst, weil sich die Ditib jeder kritischen Nachfrage verweigert habe. Das Gremium habe ursprünglich bei der programmatischen Gestaltung der Moschee - etwa bei Konzerten, Lesungen oder der Vermietung der angebauten Ladenzeilen - mitwirken sollen.

Die von den deutschen Architekten Gottfried und Paul Böhm geplante Ditib-Zentralmoschee in Köln gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Moscheebauten in Westeuropa. Das fünfgeschossige Bauwerk mit einer 35 Meter hohen Kuppel und zwei Minaretten von je 55 Metern Höhe bietet 1.200 Gläubigen Platz. Am 7. November 2009 wurde der Grundstein gelegt für den Neubau, der auch die Deutschland-Zentrale der Ditib darstellt.


Quelle:
KNA