Ditib will sich nicht an Kölner Demo gegen Terror beteiligen

Islamverbände uneins über Anti-Terror-Demo

Am Samstag wollen vor allem Muslime ein Zeichen gegen islamistisch motivierten Terror setzen. Zur Demonstration in Köln sind bis zu 10.000 Teilnehmer angemeldet. Der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib will davon indes nichts wissen und distanziert sich.

Ditib will sich nicht an Kölner Demo gegen Terror beteiligen  / © Oliver Berg (dpa)
Ditib will sich nicht an Kölner Demo gegen Terror beteiligen / © Oliver Berg ( dpa )

Der islamische Verband Ditib hat sich von dem Aufruf zur Teilnahme einer Demonstration gegen islamistischen Terror am Samstag in Köln distanziert. Die "Türkisch-Islamische Union" (Ditib) bemängelte in einer am Mittwoch in Köln veröffentlichten Erklärung unter anderem fehlende gemeinsame Vorgespräche. Forderungen nach "'muslimischen' Anti-Terror-Demos" griffen zudem zu kurz, kritisierte Ditib. Diese würden die Muslime stigmatisieren und den internationalen Terrorismus auf sie verengen.

"Das ist der falsche Weg und das falsche Zeichen, denn diese Form der Schuldzuweisung spaltet die Gesellschaft", erklärte der Verband, der auch Mitglied im Koordinationsrat der Muslime ist.

Gebet statt Demo

​Zunächst hatte sich Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga laut "Kölner Stadt-Anzeiger" für die Unterstützung der Großdemo ausgesprochen. Der Vorstand müsse aber noch darüber beraten. Die Ditib, die der größte islamische Verband in Deutschland ist, warf den Initiatoren jetzt  aber vor, es gehe ihnen um "eine mediale und politische Effekthascherei" und nicht um die Bedürfnisse der Muslime.

Zugleich unterstrich der Ditib, dass es ein wichtiges Anliegen sei, "gemeinsame und starke Zeichen gegen den Terrorismus zu setzen". Der Verband begrüße zwar öffentlich wirksame Aktionen.  lehne "jedoch die Art und Weise, wie dieser angekündigte Marsch organisiert wurde, ab". Es sei eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, ein Zeichen gegen den Terrorismus zu setzen. Als Religionsgemeinschaft werde Ditib in allen seinen Moscheen in Deutschland zu diesem Freitagsgebet ein gemeinsames Bittgebet gegen den Terror und für den Frieden halten.

Ferner übte der Moscheeverband grundsätzliche Kritik: Forderungen nach "muslimischen" Anti-Terror-Demos griffen zu kurz, stigmatisierten die Muslime und verengten den Terrorismus auf sie. "Das ist der falsche Weg und das falsche Zeichen, denn diese Form der Schuldzuweisung spaltet die Gesellschaft." 

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, rief die in Deutschland lebenden Muslime dagegen in der "Rheinischen Post" auf, weiter auf die Straße zu gehen. Es gelte, Gesicht zu zeigen, für den Zusammenhalt der Gesellschaft und den Frieden zu kämpfen und den Extremismus zu verurteilen.

"Nicht mit uns"

Für eine gemeinsame Veranstaltung wären Vorgespräche nötig gewesen, lautete ein weiterer Vorwurf an die Veranstalter. "Auch hätten wir den betreffenden Personen vorab erklären können, dass am 22. Tag des Ramadan, an dem in Köln von 3:47 Uhr bis 21:55 Uhr gefastet, also nichts gegessen und getrunken wird, es den fastenden Muslimen schlichtweg nicht zumutbar ist, stundenlang in der prallen Mittagssonne bei 25°C zu marschieren und demonstrieren."

Angestoßen wurde die Demonstration am Samstag in Köln unter dem Motto "Nicht mit uns" von der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und dem durch einen Facebook-Post bekanntgewordene muslimische Friedensaktivisten Tarek Mohamad. Aufgerufen zur Teilnahme seien alle Menschen egal welcher Glaubensrichtung, um ein "mächtiges Zeichen gegen Gewalt und Terror" zu setzen, erklärten sie. Zu dem Friedensmarsch gegen islamistischen Terrorismus werden am Samstag in Köln etwa 10.000 Teilnehmer erwartet. 


Quelle:
epd , KNA