Erzpriester Miron ist neuer Vorsitzender der ACK

Ökumeniker mit spitzer Zunge

Erstmals in der über 70-jährigen Geschichte der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen steht ein orthodoxer Geistlicher an deren Spitze. Der Kölner Erzpriester Radu Constantin Miron ist ein ausgewiesener Ökumeniker.

An der Spitze der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland: Erzpriester Constantin Miron / © Cornelis Gollhardt (KNA)
An der Spitze der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland: Erzpriester Constantin Miron / © Cornelis Gollhardt ( KNA )

Der neue Mann an der Spitze der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) heißt Radu Constantin Miron. Die Delegierten der 17 ACK-Mitgliedskirchen wählten den 62-jährigen Pfarrer der griechisch-orthodoxen Kirchengemeinde Köln am Donnerstag in Hofgeismar zu ihrem neuen Vorsitzenden.

Dem Vorstand gehörte er bereits in den vergangenen Jahren an - nun ist er der erste Repräsentant der orthodoxen Kirchen, der dem Zusammenschluss der christlichen Konfessionen auf Bundesebene vorsteht. Bisher wechselte das Amt meist zwischen Vertretern der katholischen und der evangelischen Kirche, nur selten kamen die kleineren Kirchen zum Zuge.

Seit Jahrzehnten in der Ökumene aktiv

Miron, der bei ökumenischen Treffen durch seine Größe und den stattlichen Vollbart gleich ins Auge fällt, ist seit Jahrzehnten in der Ökumene aktiv. So war er bereits von 1998 bis 2001 der erste orthodoxe Vorsitzende der Landes-ACK in Nordrhein-Westfalen, orthodoxer Delegierter in der Bundes-ACK mit kurzer Unterbrechung seit 1983 und orthodoxes Mitglied im Gemeinsamen Präsidium des 2. Ökumenischen Kirchentags in München (2010) ebenso wie für den bevorstehenden 3. Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt.

Zugleich gehört er den Dialoggremien der orthodoxen Kirche mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken sowie mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an, um nur die wichtigsten Aufgaben zu nennen.

"Ich hatte keine Kirche, also habe ich einfach eine gebaut"

Geboren wurde der Sohn eines rumänischen Vaters und einer russischen Mutter 1956 in Bonn. Zur Schule ging er in Freiburg bis zum Abitur 1974, anschließend studierte er Theologie in Thessaloniki sowie Byzantinistik, Romanistik, Theologie in Bonn und Köln.

Seine erste Stelle als Pfarrer der griechisch-orthodoxen Metropolie übernahm er 1983 in Brühl, wo er 33 Jahre blieb. "Ich hatte keine Kirche, also habe ich einfach eine gebaut", sagte er in dem ihm eigenen Understatement in seiner Dankesrede, als ihm der Ehrenring der Stadt Brühl verliehen wurde.

Parallel war der verheiratete Vater von fünf Kindern auch von 1998 Pfarrer einer rumänischsprachigen Gemeinde in Düsseldorf und von 2005 bis 2009 Pfarrer der multinationalen Kirchengemeinde "Heilige Apostelgleiche Nino" in Eupen (Belgien), außerdem auch noch Religionslehrer in Düsseldorf sowie seit 2009 Lehrbeauftragter an der Universität Bonn.

Miron wird zwei Millionen orthodoxen Christen vertreten

Beim Orthodoxen Konzil auf Kreta 2016 war Miron als "Berater" Mitglied der Delegation des Ökumenischen Patriarchats Konstantinopel. Das Fernbleiben von vier orthodoxen Kirchen von diesem Konzil war gleichsam ein Vorbeben zu dem seit Herbst 2018 verschärften Konflikt innerhalb der Orthodoxie über die kirchliche Jurisdiktion in der Ukraine.

In der Folge kündigte das Moskauer Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche die Gemeinschaft mit Konstantinopel auf und zog seine Geistlichen aus Gremien ab, die von einem Vertreter Konstantinopels geleitet werden. Es bleibt abzuwarten, wie die russisch-orthodoxen ACK-Mitglieder sich nach der Wahl Mirons zum Vorsitzenden verhalten werden.

Der Erzpriester wird in diesem Amt jedenfalls nicht nur die Aufgabe haben, die schätzungsweise zwei Millionen orthodoxen Christen zu vertreten, sondern auch diese innerorthodoxen Konflikte zu erklären.

Geistreiche wie unterhaltsame Ansprachen zu erwarten

Dabei ist er längst daran gewöhnt, dass er neben solchen Feinheiten immer wieder auch ganz elementare Dinge erläutern muss. So wurde er beim Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg, der mit dem Osterfest der Orthodoxie zusammenfiel, bei einem Begegnungsabend unter dem Motto "Beziehungen genießen: Ein Toast auf die Ökumene!" um ein Tischgebet gebeten.

Nicht ohne Ironie wies er darauf hin, dass er selbst am Karfreitag, dem höchsten Fast-Tag in seiner Kirche, bei dem anschließenden Essen hungrig bleiben müsse. Von dem neuen ACK-Vorsitzenden sind vor diesem Hintergrund ebenso geistreiche wie unterhaltsame Ansprachen zu erwarten.

Von Norbert Zonker


Quelle:
KNA