Herkömmliche Praktiken seien "dysfunktional geworden, neue haben wir noch nicht", sagte Robert Harrison im Interview der "Welt" (Dienstag).
Rituale der Trauer verliehen dem Sterben Bedeutung, erklärte der Wissenschaftler: etwa Beerdigungen, Zeremonien oder Gesten wie Schwarz zu tragen. Diese kulturellen Praktiken seien einem ständigen Wandel unterworfen.
Tod und Leben
Die Gemeinde komme Trauernden nicht mehr zu Hilfe, kritisierte Harrison. "In unseren hyperindividualistischen Gesellschaften sind wir in unserer Trauer um die Toten schon länger auf uns alleine gestellt."
Dass Sterbende in Corona-Zeiten nicht mehr besucht werden dürften, bezeichnete der Kulturphilosoph als grotesk: "Eine plötzliche, absolute Amputation."
Harrisons Warnung: "Entmenschlichen wir den Tod, entmenschlichen wir das Leben."