Ex-Forschungsschiff "Poseidon" wird Flüchtlingsschiff

Bündnis "United4Rescue" sticht bald in See

Das Bündnis "United4Rescue - gemeinsam retten" hat den Zuschlag für das ehemalige Forschungsschiff "Poseidon" bekommen. Zu dem Bündnis aus 300 Partnern, darunter die EKD oder der BDJK, hatte der Regisseur Wim Wender 2019 aufgerufen.

 Forschungsschiff "Poseidon" vom Geomar wird kirchliches Flüchtlingsschiff / © Jens Klimmeck (dpa)
Forschungsschiff "Poseidon" vom Geomar wird kirchliches Flüchtlingsschiff / © Jens Klimmeck ( dpa )

Das frühere Kieler Forschungsschiff "Poseidon" kann zum Flüchtlingsschiff des überwiegend kirchlichen Bündnisses "United4Rescue - gemeinsam retten" werden. "Ich freue mich, dass die "Poseidon", die über Jahrzehnte im Dienste der Wissenschaft auf den Weltmeeren unterwegs war, nun eine neue Verwendung in der Seenotrettung findet", sagte Schleswig-Holsteins Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) an diesem Freitag.

Eine Million Euro geboten

Das Bündnis hatte bei einer Ausschreibung der Verwertungsgesellschaft des Bundes (Vebeg) das Höchstgebot abgegeben. Die konkrete Kaufsumme war zunächst nicht bekannt. Nach Medienberichten soll die "Poseidon" einen Schätzwert von etwa einer Million Euro haben. Der Auftraggeber der Ausschreibung - das schleswig-holsteinische Wissenschaftsministerium - hatte nach Angaben eines Sprechers ein Widerspruchsrecht. Das Schiff sei in einem "fairen und transparenten Verfahren" versteigert worden.

Seit 1976 im Dienst von Geomar

Die 1976 in Dienst gestellte "Poseidon" war bis 2019 im Einsatz des Kieler "Geomar - Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung" und Vorgängerinstitutionen. Das rund 60 Meter lange Schiff war unter anderem im Atlantik und im Mittelmeer in zahlreichen Forschungseinsätzen.

Kirchen, Gewerkschaft und Privatpersonen

Dem Bündnis "United4Rescue" gehören nach Angaben eines Sprechers inzwischen rund 300 Partner an, darunter die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Mehrzahl der Landeskirchen wie die Nordkirche, aber auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDJK), die Musikband Revolverheld und der Deutsche Gewerkschaftsbund. Die Idee, dass sich die EKD an der Rettung von Flüchtlingen beteiligt, geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentages vom Juni 2019 zurück. 

Mehr als 2.500 Menschen und Organisationen haben für das Projekt gespendet. Die EKD selbst hatte stets betont, nicht selbst als Reeder auftreten zu wollen. Den Betrieb des Schiffes soll die Organisation Sea Watch übernehmen.

Der Filmemacher Wim Wenders hat die Initiative mit seinem Namen und einer Spende unterstützt - wie Tausende Privatpersonen. Das Aktionsbündnis hatte sich am 3. Dezember 2019 in Hamburg konstituiert. Es will die "Poseidon" in diesem Jahr als Seenotrettungsschiff ins Mittelmeer entsenden.


Quelle:
dpa
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