Die Münchner Medizin- und Forschungsethikerin Alena Buyx ist zur neuen Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates gewählt worden.
Zu ihren Stellvertretern bestimmte das Gremium in seiner ersten Plenarsitzung in neuer Zusammensetzung den Juristen Volker Lipp, den Philosophen Julian Nida-Rümelin und die theoretische Neurowissenschaftlerin Susanne Schreiber.
Elf der derzeit 24 Mitglieder waren am 30. April von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erstmals in den Ethikrat berufen worden. Die anderen 13 Ratsmitglieder hatten dem Rat bereits in der vorangegangenen Amtszeit angehört.
Der Deutsche Ethikrat hat die Aufgabe, Empfehlungen für politisches und gesetzgeberisches Handeln besonders zu ethisch umstrittenen Fragen der Lebenswissenschaften zu erarbeiten. Ferner soll der die gesellschaftliche Diskussion fördern. Bislang hat er 17 umfangreiche Stellungnahmen erarbeitet, unter anderem zu den Themen Präimplantationsdiagnostik, Gendiagnostik und Patientenwohl. (kna/28.05.2020)
23.02.2021
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sieht eine Änderung der Impf-Reihenfolge zu Gunsten von Grundschullehrern und Erzieherinnen kritisch. Ihr mache "diese Veränderung der Priorisierung Bauchschmerzen", betonte sie.
Sie könne das politische Ziel nachvollziehen, Schulen und Kindertagesstätten möglichst schnell und sicher wieder zu öffnen, sagte Buyx am Dienstag im Deutschlandfunk.
Doch diese politische Entscheidung sei eine Abkehr vom Prinzip, zunächst die besonders gefährdeten Gruppen zu impfen.
Bauchschmerzen bei Veränderung
"Mir macht diese Veränderung der Priorisierung Bauchschmerzen", sagte die Medizinethikerin. Zwar seien Lehrer einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt, aber nicht so wie Beschäftigte zum Beispiel in Teilen des Gesundheitswesens oder Krebskranke, die eine Chemotherapie erhalten. Sie hoffe nun, dass die Zahl der verfügbaren Impfdosen kurzfristig so steige, dass ein "harscher Verteilungskampf" ausbleibe.
Mehr Tests als Alternative
"Wenn Sie einer Gruppe bevorzugt etwas geben, fehlt es eben irgendwo anders", so die Ethikrat-Vorsitzende. Wichtiger als eine veränderte Impfreihenfolge fände sie ein Ausschöpfen aller anderen Schutzmaßnahmen wie etwa vermehrte Tests.
Anders verhalte es sich bei Verteilung nicht genutzter Impfdosen des Herstellers Astra Zeneca, fügte Buyx hinzu: Sie verstehe zwar die Diskussion darum nicht, weil es sich um einen guten Impfstoff handele. Doch werde dieser Impfstoff von einer Gruppe in der Reihenfolge nicht angenommen, sollte man ihn den nächsten Gruppen anbieten, sich dabei aber auch an die Reihenfolge halten.
Es gibt auch Lob
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte die Entscheidung. Dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag) sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe: "Nun muss aber auch das Impftempo deutlich erhöht werden, da die meisten Länder Schulen und Kitas bereits am Montag wieder geöffnet haben."
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) betonte, der Beschluss bedeute nicht, dass Impfgruppen gegeneinander ausgespielt würden. Das Vorziehen von Lehrern und Erziehern sei erst jetzt möglich geworden, da mehr Impfstoffe geliefert würden, sagte Müller, der auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist, am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin": "Wir können parallel sehr viele Gruppen jetzt sehr gut bedienen."
Digitaler Impfnachweis?
Unterdessen sagte der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, der "Bild"-Zeitung (Dienstag), er rechne mit dem Einsatz digitaler Impfnachweise, um geimpften Menschen den Zugang zum Beispiel zu Kulturveranstaltungen oder Restaurants wieder zu ermöglichen. "In der Lebensvorsorge, in Kliniken oder Heimen, kommt das nicht infrage", sagte er.
"Aber im privatrechtlichen Bereich - bei Kinos, Theatern, Restaurants und auf Fluglinien kann ich mir einen solchen Nachweis sicher vorstellen." "International ist das ja schon vielfach eingeführt", weshalb der Einsatz digitaler Impfnachweise in Deutschland gar nicht zu verhindern sei, erklärte Mertens: "Wichtig ist, dass zunächst das Impfangebot ausreicht, um niemanden zu benachteiligen."
Die Münchner Medizin- und Forschungsethikerin Alena Buyx ist zur neuen Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates gewählt worden.
Zu ihren Stellvertretern bestimmte das Gremium in seiner ersten Plenarsitzung in neuer Zusammensetzung den Juristen Volker Lipp, den Philosophen Julian Nida-Rümelin und die theoretische Neurowissenschaftlerin Susanne Schreiber.
Elf der derzeit 24 Mitglieder waren am 30. April von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erstmals in den Ethikrat berufen worden. Die anderen 13 Ratsmitglieder hatten dem Rat bereits in der vorangegangenen Amtszeit angehört.
Der Deutsche Ethikrat hat die Aufgabe, Empfehlungen für politisches und gesetzgeberisches Handeln besonders zu ethisch umstrittenen Fragen der Lebenswissenschaften zu erarbeiten. Ferner soll der die gesellschaftliche Diskussion fördern. Bislang hat er 17 umfangreiche Stellungnahmen erarbeitet, unter anderem zu den Themen Präimplantationsdiagnostik, Gendiagnostik und Patientenwohl. (kna/28.05.2020)