Katholische Arbeitnehmer über den Rechtsruck in Europa

Heute von früher lernen

Das Gespenst des Populismus greift immer weiter um sich in Europa. Für die Katholische Arbeitnehmerbewegung ist es höchste Zeit, die Lehren aus der finsteren Vergangenheit zu ziehen und gegen die soziale Spaltung vorzugehen.

Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung / ( KAB )

DOMRADIO.DE: In Europa wachsen Kräfte, die sicher nicht immer nationalsozialistisch motiviert sind, sondern auch aus der Unsicherheit heraus entstehen. Haben Sie eine Antwort auf diese Kräfte?

Matthias Rabbe (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Deutschland): Zum einen ist da eine Unsicherheit sicherlich durch die Digitalisierung. Wir wissen nicht, wo die Arbeitswelt hingeht. Zudem führt eine große soziale Spaltung zu Verunsicherung. Das sind etwa Situationen, die dazu beitragen, dass man dann mit radikalen Kräften glaubt oder radikalen Thesen glaubt, um so Antworten auf heutzutage sehr komplizierte Fragen zu finden. Da sage ich: Wir sind ein Verband, der Meinung und wissen artikuliert und Orientierung gibt. Das ist auch eine wichtige Sache. Letzte Antworten habe ich allerdings nicht. Vielleicht lohnt es da stärker auf demokratische Parteien zu schauen, die bessere Antworten geben als Plattitüden.

DOMRADIO.DE:  Sie haben die Europawahl erwähnt: jetzt im Frühling. Überschattet wird die möglicherweise von Großbritanniens Exit aus der Europäischen Union; gleichzeitig etablieren sich die rechten Parteien zunehmend. Der Zusammenhalt Europas wird also auf eine harte Probe gestellt. Wie sehen Sie das?

Rabbe: Das sehe ich auch so. Das sind sicherlich auch die demokratischen Parteien, die großen Parteien auch, dass da was passieren muss. Ob es nur am Brexit liegt? Vielleicht ist ein Warnschuss für viele zu sagen: "Wir brauchen Europa!" Denn die Konsequenzen sehen wir ja gerade, bzw. man eiert noch umher und weiß noch gar nicht, wo es hingeht. Also vielleicht könnte das sogar ein Anlass sein, stärker wieder Europa als wichtigen Faktor für unser Zusammenleben zu sehen. Wir haben ja gestern auch Frau Merkel und Macron gesehen, die noch einmal Freundschaft gezeigt haben. Ich denke, das ist ein starkes Signal gewesen. Wie es aussieht, weiß ich natürlich nicht.

Wir von der KAB sagen: Die soziale Spaltung und die Arbeitswelt muss noch in den Blickpunkt genommen werden, damit Europa Perspektiven aufzeigen kann und damit es in Zukunft weitergehen kann. Das ist eine Forderung, mit der die KAB auch jetzt in den Europawahlkampf gestartet ist.

DOMRADIO.DE:  Wir sprechen heute darüber, weil der 74.Todestag von Nikolaus Groß ist. Wie werden Sie ihm an diesen Tagen gedenken?

Rabbe: Es ist immer wieder ein wichtiger Erinnerungstag, an dem die Menschen sich dessen besinnen. Hier in Bornheim-Langenfeld findet beispielsweise eine Veranstaltung statt mit Messen. Im Essener Dom wird Ludger Schepers, Weihbischof von Essen. Eine Messe zelebrieren. In Köln referiert am Wochenende der DGB-Vorsitzende Wolfgang Uellenberg-van Dawen zum Thema "Gewerkschafter, Demokrat und Widerstand". Wir haben viele Veranstaltungen unterschiedlichster Art. Die sind an Nikolaus Groß aufgehängt, aber auch darüber hinaus ist das Gedenken an den Nationalsozialismus immer ein wichtiges Thema für die KAB.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung

Die Katholische Arbeitnehmer Bewegung ist ein Sozialverband in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in dem etwa 125 000 Männer und Frauen bundesweit organisiert sind. Die KAB Deutschlands will die Gestaltung einer gerechten und solidarischen Gesellschaft, in der allen Menschen die gesellschaftliche Teilhabe und Teilnahme ermöglicht wird, so beschreiben sie ihre Aufgabe selbst.

Screenshot: KAB vor Continental-Werk in Aachen / © KAB (KAB)
Screenshot: KAB vor Continental-Werk in Aachen / © KAB ( KAB )
Quelle:
DR