Gemeindereferentin zweifelt an Zukunft mit Woelki

"Systemwechsel in der Kirche nötig"

Unterschiedliche Meinungen kamen bei der Sitzung am Freitag und Samstag des Diözesanpastoralrates zu Wort. Gemeindereferentin Arndt war beim erzbischöflichen Beratungsgremium dabei und lehnt ein "Weiter so" ab.

Marianne Arndt / © Rudolf Wichert (KNA)
Marianne Arndt / © Rudolf Wichert ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Erzbistum Köln ist in der Krise, viele Gläubige scheinen ratlos angesichts der Zukunft des Bistums zu sein, kurz vor der mutmaßlichen Rückkehr von Kardinal Woelki als Erzbischof. Sie sind als Gemeindereferentin in den Diözesanpastoralrat gewählt worden. Teilen Sie diese Ratlosigkeit der Menschen?

Marianne Arndt (Gemeindereferentin in Köln-Mülheim): Ja, ich selbst teile natürlich die große Kritik und die große Sorge angesichts der Krise. Und ich bin eine von denjenigen, die gesagt haben, ich kann mir eine Rückkehr von Kardinal Woelki so nicht vorstellen, weil ich glaube, er muss Verantwortung übernehmen – durch seine Person und durch seine personelle Entscheidung.

Ich glaube, es fehlt die Offenheit, das Standing und das Vertrauen in die Menschen im Erzbistum, neue Wege des Vertrauens und eine Systemveränderung zu gehen. Wir haben ja hier eine Situtation hoher Kirchenaustritte es steht weiterhin die Missbrauchsthematik im Raum, damit meine ich den sexuellen Missbrauch, den geistlichen Missbrauch und den Machtmissbrauch in unserer Kirche.

Deswegen halte ich es für ihn und für uns für sinnvoll, dass wir neue Wege gehen und ihn schützen und auch das Bistum vor weiterem Schaden schützen.

DOMRADIO.DE: Nun muss Rom entscheiden. Im Moment sieht es danach aus, dass der Erzbischof als Erzbischof von Köln zurückkommt. Wie werden Sie denn damit umgehen?

Arndt: Wenn das so ist, werden wir auch damit umgehen. Ich werde öfters als Berufsoptimistin bezeichnet. Ich glaube, das wird ein großer und schwerer Weg, wenn Rom uns allen das zumutet – für den Kardinal wäre es eine Zumutung und für die Mitglieder in unserem Erzbistum wäre es auch eine Zumutung. Vielleicht wäre es für alle eine Überforderung.

DOMRADIO.DE: Das Bistum ist in Teilen gespalten. Die Stimmung an der Basis kennen Sie. Wie finden wir denn alle wieder zueinander?

Arndt: Also, wenn es so wäre, bedarf es eines Versöhnungsprozesses, der ja vielleicht dann auch noch mal Entscheidungen in sich birgt. Klar und wichtig ist auf jeden Fall: Es muss einen Systemwechsel in der Kirche von heute für morgen geben. Wir müssen den gesellschaftlichen Konsequenzen, den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen. Ob das in dieser personellen Besetzung geht, halte ich für sehr fraglich.

Das Interview führte Johannes Schröer.


Quelle:
DR