Wie Kirche auf tierische Besucher reagiert

Hund, Katze, Maus?

Tiersegnungen sind keine Ausnahme mehr. Mehrere Hunde bei einer Erstkommunion in einer Kölner Kirche sorgten da schon eher für einen Überraschungseffekt. Wie es dazu kam und wie die Visite empfunden wurde, erklärt Pastoralreferent Peter Otten.

Eine Frau trägt ihren Hund in einer Kirche (Archiv) / © Guillaume Poli (KNA)
Eine Frau trägt ihren Hund in einer Kirche (Archiv) / © Guillaume Poli ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wer ist denn da auf vier Pfoten am Sonntag in Sankt Agnes reingekommen?

Peter Otten (Pastoralreferent in St. Agnes, Köln): Ganz süße Hunde. Zum einen ein Seniorhund, ganz grau und irgendwie auch gar nicht mehr gut auf den Beinen. Der kam, glaube ich, mit einer Oma von einem Kommunionkind. Dann ein total schöner Golden Retriever. Schließlich ein Kommunionkind, das mir schon vor Wochen erzählt hatte, dass sie einen Welpen bekommen hat. Nun hatte sie auch den kleinen Welpen dabei.

DOMRADIO.DE: War das vorher abgesprochen?

Otten: Nein, überhaupt nicht. Aber ich finde es viel besser, wenn sich die Leute trauen oder wenn die Leute einfach Dinge tun, die ihnen wichtig sind. Ich habe da noch nie drüber nachgedacht, obwohl ich selber seit drei Jahren einen Hund habe und wir natürlich auch darüber nachdenken, ob wir den Hund jetzt mitnehmen können oder nicht.

Dass Familien bei einer Kommunion, bei der alle feiern, vor der Herausforderung stehen, was sie mit ihrem Hund machen, ist mir jetzt total einsichtig. Dass sie dann einfach auf die Idee kommen und den mitbringen, finde ich erst einmal total genial.

DOMRADIO.DE: Hat sich denn niemand nach dem Motto "Hunde gehören wirklich nicht in die Kirche" aufgeregt?

Otten: Das weiß ich nicht. Bei mir hat sich jedenfalls keiner gemeldet. Die drei Hunde waren auch total brav. Die haben nicht einmal geknurrt, gebellt oder gejault. Da ist bei mir jedenfalls nichts angekommen.

Ich persönlich fand es super, denn Kommunion bedeutet auch Gemeinschaft mit Menschen und Tieren. Dabei fallen die Tiere sozusagen "häufig unter den Tisch". Am Sonntag war das mal nicht so. Ich glaube, die allermeisten fanden das super.

DOMRADIO.DE: Was glauben Sie denn, was hat das speziell für die Kinder bedeutet, dass ihre Hunde an ihrem Ehrentag auch dabei waren?

Otten: Das Schöne an der Kommunion ist es, dass es ein Sakrament ist, bei dem man gar nicht so viel erklären muss. Man feiert zusammen einen Gottesdienst, das Brot wird gebrochen und es wird ohne viel Worte zu machen klar, dass an alle gedacht wid. Nun waren am Sonntag noch Tiere dabei. Ich glaube, die Kinder merken, dass dies eben auch für Tiere gilt.

Speziell das Kommunionkind, das den Welpen dabei hatte, wird doch die Kommunion niemals vergessen. Sie hat Kommunion gefeiert, bei der mit Menschen und Tieren geteilt wurde. Das ist doch wunderbar.

DOMRADIO.DE: Ihr Hund heißt Greta, Herr Otten. Was für Erfahrungen machen Sie mit ihr? Sie gehen mit Greta auch in Altenheime. Ist das vielleicht als tierischer Begleiter in der Seelsorge sogar ganz gut?

Otten: Die Greta ist einfach eine Brücke. Ich merke schon, wenn ich draußen mit ihr unterwegs bin, dann werde ich dauernd von Menschen angelächelt, die diesen kleinen Hund mit dem weißen Fell sehen.

Erstmal ist dieser Hund eine positive Botschaft. Das heißt, er ist lebendig, er ist freundlich, er geht auf die Menschen zu. Das ist genau das, worauf Menschen einfach stehen. Diese Erfahrung mache ich dauernd. Ich muss, wenn ich mit dem Hund unterwegs bin, gar keine großen Worte oder Einladungen oder Vorankündigungen machen, sondern der Hund ist oft ein Anlass für ein sehr, sehr schönes Gespräch.

DOMRADIO.DE: Wenn jemand Angst vor Hunden hat und Sie bittet, Greta daheim zu lassen, was sagen Sie dann?

Otten: Das passiert dauernd. Wir begegnen mit dem Hund auch häufig Kindern. Die machen ihre ersten Erfahrungen mit Tieren. Leider haben sie oft die Erfahrung gemacht, dass sie von einem Hund angeknurrt worden sind. Dann nehme ich mir ein, zwei Minuten Zeit. Dann kniee ich mich hin, halte die Greta fest und frage das Kind, ob es mal eine schöne Erfahrung mit einem Hund machen möchte. Manchmal setzt die Greta sich dann hin, dann kommt das Kind und streichelt vielleicht den Schwanz oder hält wenigstens die Hand auf das Fell. Also, es gibt eine Konfrontation. Das ist bei dem Hund jederzeit möglich. Ich fände es schön, wenn Kinder so zum Beispiel ihre Angst überwinden.

DOMRADIO.DE: Abgesehen von Hunden planen Sie ja gerade schon wieder einen Tiersegnungsgottesdienst in St. Agnes. Was für Tiere sind da willkommen? Gibt es auch Tiere, die sie vielleicht doch nicht reinlassen würden?

Otten: Grundsätzlich sind natürlich alle Tiere willkommen. In der Realität ist es so, dass 98 Prozent der Tiere, die kommen, Hunde sind. Ich glaube, wir hatten mal eine Ratte. Wir hatten auch mal ein Kaninchen.

Alles geht nur, wenn es auch tiergerecht ist und dem Tierwohl dient. Es ist schon problematisch, eine Katze von Zuhause mitzubringen. Die Leute wissen das ja und dann machen die das auch nicht.

Wer sein Tier wie sein Pferd, seine Kuh oder sein Schwein nicht mitbringen kann, der kann ein Foto machen und das Foto in die Kirchen mitbringen. Bei einer bestimmten Gelegenheit hält man dann das Foto hoch und dann sind diese Tiere auch gemeint.

DOMRADIO.DE: Würden eine schwarze Mamba oder eine Vogelspinne im Schuhkarton mit reinkommen?

Otten: Das habe ich noch nie gehabt. Ich müsste drüber nachdenken. Wenn ich den Eindruck hätte, das bringt keine Gefahr mit sich, würde ich es erstmal ermöglichen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Seelsorge-Hund Greta mit Besitzer Peter Otten / © Johannes Schröer (DR)
Seelsorge-Hund Greta mit Besitzer Peter Otten / © Johannes Schröer ( DR )
Quelle:
DR
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