Jesuit Mertes gegen religiös überhöhte Sprache in Corona-Debatte

"Immer neue Heils- und Erlösungsversprechen"

Gegen eine religiös überhöhte Sprache in der Corona-Debatte sowie bei Gesundheitsthemen wendet sich der Jesuit Klaus Mertes. Es sei befremdlich, wenn religiöse Sprache auf Gesundheitsvorsorge übertragen werde.

Demonstrant auf einer "Querdenker"-Veranstaltung / © Christoph Schmidt (dpa)
Demonstrant auf einer "Querdenker"-Veranstaltung / © Christoph Schmidt ( dpa )

Das schreibt der Jesuitenpater in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift "Publik-Forum" (Freitag): "Da kippt etwas. Die religiöse Überhöhung treibt die Politik zu immer neuen Heils- und Erlösungsversprechen."

Mertes bezog sich etwa auf Formulierungen der Neujahrsansprache vor einem Jahr der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die gesagt hatte: "Seit wenigen Tagen hat die Hoffnung Gesichter: Es sind die Gesichter der ersten Geimpften."

"Rückkehr zur Sachlichkeit"

Mertes forderte eine Rückkehr zu sachlichen, wissenschaftsbasierten Diskussionen. Eine rationale Risikoabwägung sei entscheidend. Dazu gehöre auch ein sorgfältiger Umgang mit Zahlen und Fakten. Corona sei keineswegs ein "Killervirus" wie Ebola, schreibt Mertes. Er habe auch Zweifel, ob eine Impfpflicht wirklich der einzige Weg aus der Pandemie sei. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe er eine Impfpflicht kritisch.

Mit Sorge beobachte er auch, dass die "allgegenwärtige Angst vor einer Infektion in Kombination mit den aktuellen G-Regelungen" einen "immer tieferen Keil" in Familien, Betriebe, Schulen, Vereine und andere Gemeinschaften treibe. "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass das Thema Impfen so tief in unsere zwischenmenschlichen Beziehungen eingreifen kann, wie es das gegenwärtig tut", schreibt Mertes.


Klaus Mertes / © Gordon Welters (KNA)
Klaus Mertes / © Gordon Welters ( KNA )
Quelle:
KNA