"Düsseldorfer Appell" setzt auf Widerstand gegen Corona-Demos

Gegen die "Koalition von Unwilligen"

Tausende Corona-Gegner gehen auch in Düsseldorf jedes Wochenende auf die Straße. Das Bündnis "Düsseldorfer Appell", an dem auch die Kirchen beteiligt sind, will Zeichen dagegen setzen - aber auch differenzieren.

Menschenkette von Gegendemonstranten als Zeichen gegen die Aufmärsche von Gegnern der Corona-Politik / © Uwe Anspach (dpa)
Menschenkette von Gegendemonstranten als Zeichen gegen die Aufmärsche von Gegnern der Corona-Politik / © Uwe Anspach ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wer glaubt, Demonstrationen und Spaziergänge gegen die Corona-Maßnahmen gibt es nur in Ostdeutschland, liegt daneben. Denn es passiert auch bei bei Ihnen in Düsseldorf vor der Haustür.

Michael Hänsch (Geschäftsführer des katholischen Gemeindeverbandes Düsseldorf und Mitglied im "Düsseldorfer Appell"): Ja, das ist leider so. Das Jahr 2021 hat unschön geendet und 2022 wird es wahrscheinlich laut und unschön weitergehen. Eine Koalition von Unwilligen ruft wider jeder Vernunft zu Demonstrationen gegen die Impfpflicht im Rahmen der Corona-Bekämpfung auf.

Das, was uns besonders stört, ist, dass sich da in diese Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern rechtsradikale Parteien einmischen, also die AfD oder die sogenannte Gruppierung "Die Basis", die sozusagen eine Meinungsäußerung von Bürgern für ihre Zwecke missbrauchen. Und dann geht es eigentlich nicht mehr um Impfpflicht ja oder nein, sondern es geht grundsätzlich um die demokratische Verfasstheit unseres Staates.

DOMRADIO.DE: Allerdings gibt es auch bei uns im Rechtsstaat die Möglichkeit der Demonstration. Das sichert uns das Grundrecht zu. Grundsätzlich gegen Demonstrationen haben Sie aber nichts, oder?

Hänsch: Nein, das macht ja der Düsseldorfer Appell auch. Wir haben bei verschiedensten Aktionen auch selbst zu Gegendemonstrationen oder eigenen Demonstrationen aufgerufen. Aber es geht mir darum, dass man versucht die eigentlich berechtigte Äußerung von besorgten, nicht richtig informierten Bürgerinnen und Bürgern zu missbrauchen. Dagegen bin ich deutlich.

DOMRADIO.DE: Die Maßnahmen von Bund und Landesregierung waren in den letzten anderthalb Jahren auch nicht immer so glücklich. Sehr unglücklich zum Beispiel die Versprechungen im Wahlkampf, eine Impfpflicht werde es nicht geben. Wenn da jetzt jemand der Politik Wortbruch vorwirft, ist die öffentliche Demonstration ja eigentlich die übliche Protestform. Und da sagen Sie: Das muss man auch sagen dürfen, aber eben nicht gemeinsam Schulter an Schulter mit den Rechtsradikalen.

Hänsch: So ist es. Und ich glaube auch, dass das ganze politische und gesellschaftliche Feld lernbereit sein muss. Also ich glaube schon, dass im Herbst letzten Jahres viele Leute zu besorgt waren, um für eine Impfpflicht zu sein. Aber ich glaube, es gibt auch einen ethischen und einen medizinischen Erkenntnisfortschritt und das würde man jedem Politiker, egal welcher Partei, auch zugestehen. Natürlich dürfen und müssen die Bürger auch sagen können "Ich bin gegen die Impfpflicht". Aber das ist was anderes, als wenn ich sage "Ich bin gegen unser System oder gegen unsere Demokratie".

DOMRADIO.DE: Der Düsseldorfer Appell möchte jetzt auch nicht mehr tatenlos zusehen, wie Maßnahmengegner, Impfkritiker, Unsichere, Impfskeptiker und eben auch Neonazis Seite an Seite jedes Wochenende durch die Straßen Düsseldorfs marschieren. Wie wollen Sie gegen diese Leute klare Kante zeigen?

Hänsch: Das ist eine gute Frage. Diesen Freitag treffen sich alle Trägerorganisationen des Düsseldorfer Appells, um zu beraten, was sinnvoll zu tun ist. Ich glaube, wir werden das auch gar nicht mit unseren Verbänden und Kirchen durchhalten, jedes Wochenende eine Gegendemo zu organisieren. Aber wir werden überlegen: Wie können wir in unseren unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern deutliche Zeichen setzen für eine Solidarität mit Menschen, die sich haben impfen lassen und die sich für die Opfer von Corona beruflich sich einsetzen.

Was können wir da tun? Zum Beispiel macht die katholische Kirche im Moment in jeder Gemeinde eine Impfaktion und die Freunde von der evangelischen Kirche planen ähnliches. Also da bin ich gespannt, was wir da entwickeln und tun werden. Und natürlich werden wir auch öffentlich Stellung beziehen. Aber, das wissen Sie ja auch: Eine Verlautbarung ist schnell gemacht. Praktisch dagegen aufzutreten, ist eine ganz andere Frage.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Corona-Gegendemo / © Stefan Sauer (dpa)
Corona-Gegendemo / © Stefan Sauer ( dpa )
Quelle:
DR