Keine einheitlichen Corona-Regeln für Gottesdienste in NRW

"Verantwortung der Einzelnen vertrauen"

2G- und 3G-Regeln werden an vielen Stellen im Land umgesetzt. Für katholische Gottesdienste in NRW ist das eine Möglichkeit, aber kein muss, erklärt der Leiter des katholischen Büros in Düsseldorf im Interview.

Gottesdienstbesucherin mit Mundschutz und Rosenkranz / © Harald Oppitz (KNA)
Gottesdienstbesucherin mit Mundschutz und Rosenkranz / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was gilt im Moment für katholische Gottesdienste in Nordrhein-Westfalen?

Dr. Antonius Hamers (Leiter des katholischen Büros in Düsseldorf): Im Moment gelten die Regeln, auf die wir uns mit der Landesregierung, mit der Staatskanzlei, geeinigt haben. Das heißt in groben Zügen also kein generelles 3G oder 2G, sondern zunächst mal ein freier Zutritt zu den Gottesdiensten, aber natürlich entsprechende Hygienemaßnahmen, also Abstände sind einzuhalten, Masken müssen bis zum Platz und auch beim Singen getragen werden. Beim Reichen der Kommunion gibt es auch noch bestimmte Hygieneregeln. Das sind im Moment die Regeln, die gelten.

Bei Sondergottesdienste, wie zum Beispiel Beerdigungsgottesdiensten oder Firmgottesdiensten, bei Hochzeiten, können eben 3G oder 2G angewandt werden, sodass dann eben mehr Menschen in den Gottesdienst, in die Kirche reingehen können und zum Beispiel auch ohne Maske gesungen werden kann.

DOMRADIO.DE: An diesem Donnerstag tagt die Kanzlerin mit den Regierungschefs. Erwarten Sie Änderungen, was die Kirchen und Gottesdienste betrifft?

Hamers: Ich hoffe das natürlich nicht. Anhand der Signale, die ich bislang bekommen habe und auch in der Beschlussvorlage der Ministerpräsidenten sind keine Verschärfungen abzusehen. Deswegen hoffe ich, dass es keine gesetzlichen Verschärfungen geben wird. Es ist aber natürlich davon auszugehen, dass die gesamte Erwartung und auch der Druck auf uns, was die Gottesdienste angeht, zunimmt, auch im Vergleich oder in Erinnerung an das, was letztes Jahr von den Weihnachtsgottesdiensten über uns hereingebrochen ist. Insofern gehe ich davon aus, dass wir uns noch der einen oder anderen Auseinandersetzung stellen müssen.

DOMRADIO.DE: Was ist denn mit dem Prinzip, dass man keinen an der Kirchentür, der einen Gottesdienst besuchen möchte, abweisen will?

Hamers: Die Bischöfe und die Generalvikare haben sich auf ihrer gemeinsamen Konferenz zu Beginn dieses Monats darauf verständigt, dass gerade auch an den Feiertagen natürlich Gottesdienste angeboten werden sollen, bei denen die 3G- oder die 2G-Regel nicht gilt. Zugleich kann bei den Gottesdiensten, bei denen mit einer großen Nachfrage zu rechnen ist, zum Beispiel Heiligabend oder an den Weihnachtshochämtern am ersten Feiertag, 2G oder 3G angewandt werden, um einfach mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, zur Kirche zu kommen.

Das andere ist aber natürlich auch, dass man so den Menschen, die zur Kirche kommen, auch einfach eine größere Sicherheit geben kann, dass das Infektionsrisiko reduziert ist, insbesondere bei 2G ja noch mal deutlich reduziert ist.

DOMRADIO.DE: Heißt das dann nicht, dass die Gemeinden im Grunde eigenverantwortlich handeln und von Fall zu Fall auch entscheiden müssen? Wird denen da nicht ein bisschen viel Verantwortung aufgebürdet? Wäre es nicht besser, dass die Bistümer sich abstimmen und allen die gleichen Regeln an die Hand geben?

Hamers: Zunächst einmal gibt es ja die gleichen Regeln, also die gleichen Hygieneregeln und es gilt für alle eben, dass sie 2G oder 3G anwenden können, aber gleichzeitig eben auch Gottesdienste anbieten sollen, wo das genau nicht gilt. Wie jetzt konkret die Gemeinden vorgehen, hängt sehr davon ab, wie die Voraussetzungen vor Ort sind, wie die Größe der Kirche ist, wie die Kontrollmöglichkeiten sind, wie groß die Nachfrage in der jeweiligen Gemeinde nach dem Gottesdienstbesuch ist und so weiter.

Ich glaube, dass die Gemeinden vor Ort eigenverantwortlich handeln können und dass es insofern schlecht wäre, alle Pfarreien in Nordrhein-Westfalen da über einen Leisten zu schlagen und allen eine einheitliche Regelung vorzuschreiben. Ich glaube, dass es den Bedürfnissen der Menschen vor Ort deutlich besser gerecht wird, wenn wir da eine gewisse Flexibilität haben, als wenn wir allen vorgeben, wie das zu leisten ist. Wie gesagt, ich vertraue ganz im Sinne des christlichen Menschenbildes auf die Verantwortung der Einzelnen vor Ort und der kleineren Gemeinschaft vor Ort, also sprich der Pfarrei.

DOMRADIO.DE: Sie stehen ja in ständigem Austausch mit der Landesregierung. Was sind die nächsten Schritte, die auf uns zu kommen?

Hamers: Also wir werden auf jeden Fall jetzt in der nächsten Woche noch mal eine neue Corona-Schutzverordnung bekommen bzw. eine neue Version der Corona-Schutzverordnung. Dann werde ich selbstverständlich mit dem zuständigen Referat in der Staatskanzlei sprechen und denen das noch mal sagen, welche Regeln wir anwenden wollen. Das haben wir wie gesagt auch schon vorher so gemacht. Insofern gehe ich davon aus, dass wir das auch in einem guten Zusammenwirken mit den zuständigen staatlichen Behörden so fortsetzen können.

DOMRADIO.DE: Wie sieht ihre persönliche Einschätzung aus? Sie haben jetzt geschildert, wie es im Moment läuft. Sie haben auch gesagt, dass Sie da Gottvertrauen in die Verantwortlichkeit der einzelnen Gemeinden haben. Gibt es noch etwas, was Sie sich noch zusätzlich wünschen würden?

Hamers: Ich wünsche mir natürlich schon, dass wir glimpflicher durch diese Situation hindurch kommen, als es sich im Moment abzeichnet. Ich persönlich bin ganz auf der Linie mit dem Heiligen Vater, der uns dazu aufgefordert hat, uns impfen zu lassen. Insofern hoffe ich natürlich, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, um auf diese Art und Weise mitzuhelfen, dass Menschenleben gerettet werden und dass wir durch diese Krise, in der wir uns jetzt befinden, durchkommen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)
Quelle:
DR
Mehr zum Thema