Bischof Gerber feiert Totenmesse an Allerseelen

Die Menschen beim Namen nennen

​Gedenken und Versöhnung: Am katholischen Totengedenktag Allerseelen hat Fuldas Bischof Michael Gerber die Menschen dazu aufgerufen, sich mit dem Unvollkommenen im Leben ihrer gestorbenen Angehörigen zu versöhnen.

Autor/in:
Norbert Demuth
Bischof Michael Gerber (Archivbild) / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Michael Gerber (Archivbild) / © Harald Oppitz ( KNA )

Für viele Menschen sei die Trauer um einen Toten auch Anlass zur Auseinandersetzung damit, "was wir zu Lebzeiten nicht mehr klären, nicht mehr geradebiegen konnten", sagte Gerber am Montag. Das Allerseelen-Fest ermutige dazu, sich zu versöhnen mit dem, was im Leben eines Verstorbenen "noch an Schrägem zurückgeblieben" sei.

Gerber feierte am Montagabend eine Totenmesse insbesondere für Verstorbene, für die es in der Corona-Krise keine Totenmesse gegeben hatte. Dieses Requiem in der Fuldaer Michaelskirche, der ältesten Friedhofskirche Deutschlands, sollte im Internet übertragen werden.

20 Namen eingeschickt

Wer einen Menschen verloren habe, für den "aus Corona-Gründen" keine Totenmesse möglich gewesen sei, hatte im Vorfeld an das Bistum schreiben können. Die Namen jener Menschen, für die an diesem Tag besonders gebetet werde, sollten in dem Gottesdienst genannt werden. Etwa 20 Namen seien ihm geschickt worden, sagte Gerber dem Deutschlandradio.

Mit Blick auf die mehr als 10.000 - oftmals namenlosen - Covid-19-Toten in Deutschland betonte der Bischof, er sei froh, dass es in der katholische Kirche die Tradition gebe, dass verstorbene Menschen im Gottesdienst "beim Namen genannt" würden. Es sei wichtig, diese Verstorbenen "in den öffentlichen Raum hineinzuholen und ihnen damit eine Stimme zu geben und auch den Menschen, die um ihre Angehörigen trauern".

Michaelskirche als Symbol

Die Architektur der Michaelskirche, so Gerber weiter, könne erschließen, "wie wir als Christen Tod und Vollendung verstehen". Mit Blick auf die acht Säulen, die die innere Rundung der Kirche bilden, sagte der Bischof, jede Säule weise Kratzer auf. Ähnlich sei das bei Verstorbenen, deren Leben auch für so manche "Kratzer" gesorgt habe. Doch die acht Säulen - so unterschiedlich sie auch seien - fänden "ganz oben wieder zusammen". Was auf der Ebene des irdischen Lebens oft unvollkommen und unverbunden erscheine, finde "in der Vollendung bei Gott zu einer größeren Einheit zusammen", gab sich der 50-jährige Bischof überzeugt.

Die Michaelskirche war in karolingischer Zeit von 818 bis 822 als Friedhofskirche für das Kloster Fulda erbaut worden. Sie erinnert an die Grabeskirche in Jerusalem, in der sich laut Tradition die Orte von Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu Christi befinden.


Kerzen als Zeichen der Trauer und des Gedenkens / © Gabriel P. Pinheiro (shutterstock)
Kerzen als Zeichen der Trauer und des Gedenkens / © Gabriel P. Pinheiro ( shutterstock )
Quelle:
KNA