Antonius Hamers über die Corona-Regeln in Gottesdiensten

"Wir möchten nicht, dass die Stille Nacht eine stille Nacht ist"

Muss die Maske auch im Gottesdienst getragen werden? Und darf man singen oder nicht? Der Leiter des Katholischen Büros NRW erklärt, welche Regelungen in den Gottesdiensten gelten und blickt auch auf das näher rückende Weihnachtsfest.

Zwei Frauen mit Mundschutz in einer Messe / © Simon Koy (KNA)
Zwei Frauen mit Mundschutz in einer Messe / © Simon Koy ( KNA )

DOMRADIO.DE: 11.409 Corona-Fälle gab es Dienstagmorgen laut Robert-Koch-Institut in Deutschland. Offenbar ist das die zweite Welle. Auch, wenn viele den Begriff vermeiden. Aber wie stellen sich die Gemeinden darauf ein? Was sagen die Bistümer?

Dr. Antonius Hamers (Leiter des Katholischen Büros in NRW): Wir haben am 1. Mai wieder mit den Gottesdiensten begonnen und da bislang sehr gute Erfahrungenen gemacht, indem wir uns an bestimmte Schutzmaßnahmen gehalten haben, also Abstand und Hygienemaßnahmen einhalten haben. Wir haben jetzt im Zusammenhang mit der Verschärfung der Situation mit der Landesregierung weitere Maßnahmen abgesprochen.

Unter anderem, dass wir jetzt ab einer Inzidenz von 35 - die haben wir in Nordrhein-Westfalen ja überall erreicht - auch am Platz eine Maske tragen. Weil es für uns ganz wichtig ist, dass wir weiterhin Gottesdienste mit Gläubigen und mit der Öffentlichkeit feiern können und zugleich die Gesundheit der Leute weiter schützen wollen. Wir haben bislang Gott sei Dank keine einzige Infektion im Zusammenhang mit einem katholischen Gottesdienst und wir werden alles dafür tun, dass das weiterhin so bleibt.

DOMRADIO.DE: Das spricht dafür, dass es funktioniert. Wie ist es beim Singen? Wir wissen, dass das hoch infektiös ist. Wie sieht es da aus? Erlaubt oder nicht?

Hamers: Es ist so, dass das Singen in den Gottesdiensten weiter erlaubt ist. Es kommt natürlich sehr auf die jeweilige Situation an. Aber bei Abständen und insbesondere auch mit Maske halten wir das weiterhin für vertretbar. In einzelnen Pfarreien und in einigen Bistümern gibt es etwas schärfere Anforderungen. Aber grundsätzlich ist mit der Landesregierung vereinbart, dass gesungen werden kann. Das ist uns auch wichtig, gerade im Zugehen auf Weihnachten. Wir möchten nicht, dass die Stille Nacht eine stille Nacht ist, sondern, dass auch das Lied Stille Nacht gesungen werden kann.

DOMRADIO.DE: Während es Lockdowns haben viele Gotteshäuser geschlossen. Wie wichtig ist es, dass die Kirchen jetzt so lange wie möglich offen bleiben?

Hamers: Die Kirchen waren auch während des Locktdowns immer offen. Das war uns ganz wichtig, auch in Absprache mit der Landesregierung. Wir durften nur keine Gottesdienste mit Öffentlichkeit feiern. Es wird für uns absolute Priorität, dass wir dieses Mal auf jeden Fall weiterhin auch mit den Gläubigen zusammen in den Kirchen Gottesdienste feiern können. Wir können uns nicht vorstellen, noch einmal in eine Situation zu kommen, in der wir ohne Gläubige Gottesdienst feiern müssen.

DOMRADIO.DE: Sie haben Weihnachten angesprochen. Es sind noch 59 Tage bis Weihnachten. Der Countdown in diese Richtung tickt. Wie bereiten sich die Bistümer auf den Ansturm um die Feiertage vor? Gibt es da schon Konzepte?

Hamers: Es werden ganz unterschiedliche Konzepte gesammelt. Es ist einfach eine große Kreativität und Flexibilität erforderlich. Es ist toll zu sehen, was einzelne Gemeinden anbieten. Es gibt ganz unterschiedliche Dinge: Natürlich gibt es den Versuch, kürzere Gottesdienste draußen zu machen oder vielleicht gemeinsame kleine Gänge zu machen. Zum Beispiel habe ich irgendwo von einer Krippenfeier auf einem Bauernhof gelesen.

Da werden im Moment Ideen-Börsen bei den Bistümern eingerichtet, damit wir den Menschen anbieten können, gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Vielleicht auch dann draußen in einer kürzeren Form, aber so, dass die Menschen die Möglichkeit haben, Weihnachten auch als religiöses Fest zu feiern. Wir werden natürlich auch für die, die nicht kommen können, anbieten, einem Gottesdienst im Internet, Radio oder über das Fernsehen zu folgen. Aber wir wollen auch Präsenzveranstaltungen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


 

Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)
Quelle:
DR