Deutsche Gemeinde zum "Risikogebiet" Mallorca

"Derzeit erlebt man die Insel wie kaum sonst“

Ganz Spanien ist seit dem Wochenende Corona-Risikogebiet, inklusive der beliebten Urlaubsinsel Mallorca. Die Stimmung der Touristen schwankt zwischen Verunsicherung und Standhaftigkeit, berichtet der deutsche Pfarrer in Palma.

Trotz Reisewarnung: Urlaub auf Mallorca / © Clara Margais (dpa)
Trotz Reisewarnung: Urlaub auf Mallorca / © Clara Margais ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das öffentliche Leben auf Mallorca war gerade erst wieder in Schwung gekommen. Jetzt wird wieder alles runtergefahren. Welche Einschränkungen müssen Sie in Kauf nehmen?

Pfarrer Andreas Falow (Deutschsprachige Gemeinde Mallorca): Bisher merken wir sehr stark, dass die Menschen verunsichert sind. Das ist das Hauptproblem hier auf der Insel. Man weiß nicht ganz genau, wie man mit dieser Reisewarnung umgehen soll. Viele Touristen, die davon gehört haben, sind erst mal schockiert. Nachdem sie aus der Schockstarre erwachen, bleiben sie aber meistens doch und führen ihren Urlaub hier auf der Insel zu Ende.

DOMRADIO.DE: Was macht das mit den Menschen? Welche Gefühle dominieren aktuell?

Falow: Oftmals sind die älteren Residenten, also diejenigen, die hier wohnen, etwas zurückgezogen. Dann besteht die Gefahr der Vereinsamung, auch jetzt nach dieser Meldung. Das verunsichert die Leute natürlich noch mal stark. Die normalen Touristen sehen wir auch nach wie vor im Gottesdienst. Die zeigen sich jetzt nicht so verängstigt durch diese Meldung.  

DOMRADIO.DE: Also Gottesdienste finden weiter statt?

Falow: Ja, ganz normal, mit den entsprechenden Auflagen. Hände desinfizieren beim Reinkommen, nicht groß die Plätze wechseln im Gottesdienst. So wie in Deutschland auch, können die Menschen hier in den Gottesdienst, in die spanischen wie in die deutschen Messen.

DOMRADIO.DE: Dabei waren die Mallorca-Urlauber der letzten Wochen ja eher eine Testphase. Wie ist Ihre Einstellung im Bezug auf den Tourismus? Sollte es solch einen Test noch mal geben?

Falow: Das war ein gut geplanter Clou, den man mit großer Beteiligung der Presse durchgeführt hat, dass man gesagt hat, Mallorca sei corona-sicher. In der Tat sind viele Gegenden von Mallorca auch gar nicht betroffen von der Pandemie. Es gibt ganze Dörfer, aus denen kein einziger Fall gemeldet wurde. Jeder Urlauber, der hierhin kommt, kann sich natürlich sein Plätzchen suchen.

In Palma selber ist die Zahl der Infizierten natürlich wesentlich höher als irgendwo in einem kleinen Dorf oder am einsamen Strand. Da muss jeder Urlauber selbst schauen. Diejenigen, die auf den Fincas wohnen, haben eh nur ein sehr begrenztes Risiko infizierten Leuten zu begegnen.

DOMRADIO.DE: Gibt es auch Wut auf die, die sich nicht an die Regeln halten und jetzt für diese Einschränkungen verantwortlich sind?

Falow: Die normalen Touristen sind enttäuscht über die Party-Touristen, die das Image von Mallorca dermaßen runtergezogen haben, wie das auch in den Medien dargestellt wurde. Das war ja klar, dass dann die entsprechenden Behörden sofort darauf reagieren und die Schinkenstraße und entsprechende Lokalitäten schließen.

Solche Bilder kommen nicht noch mal vor. Jetzt sind die Touristen an den Stränden und halten auch genügend Abstand. Es gibt nicht so viele Touristen wie vor einem Jahr und jeder kann sein Plätzchen finden. Jetzt hat man blauen Himmel, superklares Wasser. Derzeit erlebt man die Insel wie kaum sonst.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Pfarrer Andreas Falow / © Falow (privat)
Pfarrer Andreas Falow / © Falow ( privat )

Mallorca wird zum Corona-Risikogebiet / © Clara Margais (dpa)
Mallorca wird zum Corona-Risikogebiet / © Clara Margais ( dpa )
Quelle:
DR