Auch in Italien müssen sich Priester an neue Hygieneregeln beim Gottesdienst halten

Kommunion mit Mundschutz und Handschuhen

Not macht erfinderisch: Tausende freiwillige Helfer, Desinfektionsmittel an der Kirchentür und Priester mit Mund-Nasen-Schutz heißen Gläubige in Italien nach Monaten wieder zum Gottesdienst willkommen. Auch Papst Franziskus auf dem Petersplatz.

Ein Mann steht mit Atemschutzmaske alleine auf dem Petersplatz / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Ein Mann steht mit Atemschutzmaske alleine auf dem Petersplatz / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Schleusen am Eingang, Desinfektionsmittel und Platzanweiser – nach zweimonatiger Abstinenz fanden in Kirchen in Italien die ersten Gottesdienste unter ungewohnten Bedingungen statt.

Doch die Corona-Pandemie scheint dennoch für Andrang in den Kirchen zu sorgen. Um den Zustrom der Gläubigen zu kanalisieren, richteten einige Pfarreien am vergangenen Wochenende mobile Schleusen wie bei Sicherheitskontrollen am Flughafen ein.

Am Eingang erwarten freiwillige Helfer die Gläubigen, die Plätze zuweisen und Desinfektionsmittel bereithalten. Die Gottesdienstbesucher dürfen nur auf markierten Plätzen sitzen, pro Kirchenbank nur abwechselnd eine oder zwei Personen mit mindestens eineinhalb Metern Abstand.

Gottesdienst unter freiem Himmel

Um die Einhaltung der Regeln zu erleichtern, verlegten Großstadtpfarreien in Rom, aber auch der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Erzbischof Gualtiero Bassetti, den Gottesdienst kurzerhand ins Freie.

Auf einem öffentlichen Platz nahmen die Gläubigen in Città della Pieve in Umbrien bei strahlendem Sonnenschein an dem Gottesdienst teil, den Bassetti vor einer kleinen Kirche feierte.

Das Wohl der Menschen

"Wir müssen die Menschen respektieren, und die Gesundheit gehört zum Menschen", sagte der Erzbischof von Perugia.

Dabei hatte die von ihm geleitete Italienische Bischofskonferenz zuvor scharfe Kritik am Verbot öffentlicher Messen mit Gläubigen geübt, das Ministerpräsident Giuseppe Conte im April erlassen hatte.

Verzicht auf Mundkommunion und Friedensgruß

Der Erzbischof von Florenz, Giuseppe Betori, warnte gar vor einer Einschränkung der Religionsfreiheit. Papst Franziskus forderte daraufhin seine Kirche zur Achtung der erlassenen Regeln auf, die eine Ausbreitung des Coronavirus verhindern sollen.

Als im Vatikan und in Italien die Kirchen gleichzeitig wieder ihre Tore für Gottesdienste mit Gläubigen öffnen, scheint der Streit ungeschehen. Bischöfe und Regierung hatten sich auf ein Memorandum mit Sicherheitsmaßnahmen für Messen geeinigt. Demnach dürfen Gläubige nur mit Maske zum Gottesdienst in der Kirche erscheinen. Priester müssen die Kommunion mit Mundschutz und Handschuhen verteilen, nachdem sie sich die Hände desinfiziert haben.

Die in Italien übliche Mundkommunion fällt vorerst ebenso weg wie der Friedensgruß in Form des Händeschüttelns.

Genesener Pfarrer appelliert gegen Kritik

Nicht alle Priester halten sich an die Vorgaben, einige teilen die Kommunion mit bloßen Händen aus. Franco Amati trägt dagegen beides und stellt sich beim Austeilen der Kommunion hinter eine mit gelbschwarzen Streifen auf den Boden geklebte Linie, um Abstand zu halten.

Der Pfarrer der Mailänder Vorstadtgemeinde Santa Maria Rossa schwebte selbst als Corona-Infizierter zeitweise in Lebensgefahr.

Zum Schutz aller

"Bitte, lasst uns mit den Normen und Vorschriften weitermachen, die sie uns zum Schutz aller geben", hatte Papst Franziskus gemahnt.

Er erinnerte auch an rund 120 Priester und 150 Ärzte, die in Italien im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie bis Anfang Mai starben: "Das Beispiel dieser Priester-Hirten und Ärzte-Hirten möge uns helfen, uns um das gesunde gottestreue Volk Gottes zu kümmern."

Voranmeldung und Mindestabstand: Auch Vatikanische Museen öffnen wieder

Von Sonntag an will der Papst wieder vom Apostolischen Palast aus das Mittagsgebet vor Gläubigen auf dem Petersplatz sprechen. Auf dem Petersplatz müssen die Besucher dafür den Mindestabstand einhalten.

Und am Montag öffnen auch die Vatikanischen Museen wieder – vorerst nur für Besucher mit Internet-Reservierung.

Um zu verhindern, dass Gläubige am Ende vor verschlossener Tür stehen, baten viele Gemeinden, die eigene Teilnahme am Gottesdienst im Internet oder telefonisch anzumelden.

So versammelte sich auch die Gemeinde der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Rom erstmals nach zwei Monaten nach Voranmeldung wieder zum Gottesdienst.

Da der Chor dazu nicht wie gewohnt an hohen Feiertagen Bach-Kantaten von der Empore aus anstimmen kann, sangen einzelne Mitglieder in großem Abstand und mit Maske gemeinsam Kirchenlieder.


Papst Franziskus feiert die Eucharistie beim Sonntagsgottesdienst in der Kapelle Santa Marta / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus feiert die Eucharistie beim Sonntagsgottesdienst in der Kapelle Santa Marta / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

	Kardinal Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia, am 12. August 2018 auf dem Petersplatz. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia, am 12. August 2018 auf dem Petersplatz. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Vatikanische Museen nun auch virtuell / © Angelo Carconi (dpa)
Vatikanische Museen nun auch virtuell / © Angelo Carconi ( dpa )
Quelle:
epd
Mehr zum Thema