Wie funktioniert Schulunterricht in der Corona-Krise?

Mit Pausenbrot, Ranzen und Maske

Langsam werden die Schulen wieder geöffnet. Unterricht findet vor Ort nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Sind unter diesen Umständen überhaupt Abiturprüfungen möglich? Eine Gymnasiallehrerin aus Duisburg berichtet.

Schüler mit Mundschutz sitzen bei der Prüfungsvorbereitung in einer Turnhalle / © Bodo Schackow (dpa)
Schüler mit Mundschutz sitzen bei der Prüfungsvorbereitung in einer Turnhalle / © Bodo Schackow ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ist die Freude groß, sich wiederzusehen? Und was macht den Unterschied aus zwischen digitalem Unterrichten und wenn die Schülerinnen und Schüler da vor einem sitzen – jetzt mit Mundschutz?

Nina Toller (Lehrerin in Duisburg): Die Freude, sich wirklich zu sehen, ist groß. Unter diesen Umständen ist es aber ein bisschen verhalten. Denn es ist natürlich ein Unterricht, den man nicht vergleichen kann mit dem, wie er vorher war. Es ist wirklich komplett anders. Ich habe das ja jetzt ein bisschen in der Oberstufe miterlebt, die vorher da war. Erst die Abiturienten, die nochmal freiwillig kommen durften. Dann die Elftklässler, die kommen mussten, weil sie ja nächstes Jahr ihr Abitur machen.

Das ist etwas ganz anderes, weil wir einfach wirklich komplett voneinander entfernt sitzen. Die Gruppen müssen alle geteilt werden. Man hat nie die gesamte Klasse oder den gesamten Kurs vor sich. Im Klassenraum müssen die Schüler sich erstmal die Hände waschen und können dann auch keine Gruppenarbeiten machen, wie man das sonst gewohnt ist. Es ist ein bisschen klassischer Frontalunterricht geworden. Deswegen kann man das mit dem, was vorher war, nicht wirklich vergleichen.

DOMRADIO.DE: Wie gestaltet sich denn jetzt der Alltag an den Schulen, nachdem Lockerungen beschlossen wurden? Ist das machbar?

Toller: Es war schon ein ganz schöner Aufwand, das alles umzusetzen. Denn die Lockerungen heißen für unsere Schule, dass jetzt auch die anderen Jahrgänge kommen dürfen und sollen. Wir müssen aber gleichzeitig darauf achten, dass wir das Raumkonzept und vor allen Dingen das Hygienekonzept erfüllen. Deswegen ist es jetzt so, dass manche Klassen oder auch ganze Jahrgangsstufen bis zu den Sommerferien drei Mal da waren – wir müssen die Klassen dritteln, weil die zu groß sind oder die Räume es nicht hergeben, dass der Abstand eingehalten werden kann.

DOMRADIO.DE: Bei Ihnen an der Schule stecken seit der letzten Woche die Abiturienten und Abiturientinnen in den Prüfungen. Verlaufen die reibungslos?

Toller: Im Großen und Ganzen, was ich bisher gehört habe, ja. Ich selber war jetzt diese Woche noch nicht eingesetzt. Es halten sich aber wirklich alle an die Regeln.

Das ist natürlich erst mal eine komische Stimmung. Beispielsweise schreiben manche in der Turnhalle, was man ja sonst nicht machen würde. Überall steht Desinfektionsmittel, man muss sich noch strikter zum Toilettengang anmelden. Denn jetzt muss man immer abstimmen, dass nicht so viele gleichzeitig zur Toilette gehen. Das ist schon okay, sage ich mal. Die Prüfungen sind mittlerweile umsetzbar.

DOMRADIO.DE: Inzwischen ist die Zeit, seitdem es noch ganz normal lief, über zwei Monate her. Sind die Lehrkräfte inzwischen so weit, dass sie akzeptablen Unterricht per Videokonferenzen und digitale Aufgaben geben können?

Toller: Da ist natürlich die Frage, was man jetzt unter "akzeptabel" versteht. Aber am Anfang war es eher ein Hauruck-Verfahren – im Sinne von: Was können wir überhaupt leisten? Wir müssen den Kontakt halten zu den Schülern, aber was ist überhaupt erlaubt? Weil man aber mittlerweile sieht, dass es vielleicht länger so ist, pendelt sich das ein bisschen ein. Und da möchte man den Unterricht auch nicht einfach komplett übertragen. Sondern man versucht, sich ein paar andere Dinge einfallen zu lassen, um das Digitale mehr zu nutzen.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Quelle:
DR