Die "Communio spiritualis" - deutsch: geistige oder geistliche Kommunion - wird in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten praktiziert. Sie ermöglicht Gläubigen, die aus schwerwiegenden Gründen (Alter, Krankheit, Entfernung) am Empfang der sakramentalen Kommunion gehindert sind, dennoch sprituell an der Eucharistie teilzunehmen, unabhängig von Ort und Zeit. In der aktuellen Corona-Krise rückt diese Praxis wieder verstärkt in den Blick.
Zahlreiche Texte des kirchlichen Lehramts befassen sich mit der geistigen/geistlichen Kommunion. So stellte etwa die Glaubenskongregation 1983 fest, dass Katholiken in Verfolgungssituationen oder bei Priestermangel dennoch an der Eucharistie teilhaben können: "Durch ihr Verlangen nach dem Sakrament mit der Kirche vereint, sind sie, wenn auch äußerlich von ihr getrennt, zuinnerst und wirklich ganz mit der Kirche verbunden und empfangen daher die Früchte des Sakraments." (Sacerdotium ministeriale, III.4)
Und Johannes Paul II. schrieb 2003 in seiner Enzyklika "Ecclesia de eucharistia": "Eben darum ist es angemessen, in der Seele das dauernde Verlangen nach dem eucharistischen Sakrament zu pflegen. Hier liegt die Übung der 'geistlichen Kommunion' begründet, die sich seit Jahrhunderten in der Kirche verbreitet hat und von heiligen Lehrmeistern des geistlichen Lebens empfohlen wurde" (Ecclesia de eucharistie, Nr. 34). Auch Papst Franziskus erinnerte zuletzt bei seinem Angelus-Gebet an diese uralte Praxis.
Eine spezielle Form der geistigen Kommunion wurde im Mittelalter gepflegt, als der Empfang der Kommunion noch eine Ausnahme war: die Augenkommunion. Weil man dem besonderen Moment nach der Konsekration der Hostie eine besondere Wirksamkeit für Gebete und der Erfüllung der Bitten zuschrieb, kommunizierten die Gläubigen gleichsam mit den Augen. (kna)
19.03.2020
Es fing mit einer simplen Idee an: Als sichtbares Zeichen in der Corona-Krise stellt Propst Wichmann abends eine brennende Kerze ins Fenster und ermuntert zum Mitmachen. Innerhalb kürzester Zeit bekam er Zuspruch aus aller Welt.
DOMRADIO.DE: Wie sind Sie denn auf die Idee mit der Kerze im Fenster gekommen?
Propst Christoph Wichmann (St. Pankratius Oberhausen-Osterfeld): Die ist eigentlich recht spontan in unserem Pastoralteam entstanden. Wir haben uns so einige Aktionen durchgelesen, die gerade im Netz unterwegs sind, und dann haben wir aus verschiedenen Aktionen etwas herausgepickt und unsere eigene gebastelt und sind jetzt selber überrascht, dass die so ankommt und so große Kreise zieht.
DOMRADIO.DE: Warum das Licht?
Wichmann: Das Licht verstehen wir als Symbol auch und gerade für unseren Gott, als Zeichen des Lebens und als Zeichen der Freude und der Helligkeit in allen Dunkelheiten des Lebens hinein. Wir dachten, gerade in dieser dunklen Zeit, wo viele Angst und Sorge haben, ist das Licht besonders mutmachend und kraftschenkend. Und deswegen haben wir das Licht gewählt, und man kann es auch sehr schön von außen an den Fenstern sehen.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie gedacht, als Sie gemerkt haben, dass auch Menschen außerhalb Ihrer Gemeinde mitmachen?
Wichmann: Ich war völlig überrascht. Ich habe am Dienstagmorgen als erstes um 8:15 einen Anruf von der Deutschen Presseagentur bekommen und wusste gar nicht, wie mir geschieht. Und dann hat das auf einmal wie ein Domino-Effekt losgelegt. Und es haben sich alle großen Medien gemeldet, und jetzt ist es bundesweit bekannt. Und ich bekomme Nachrichten aus Berlin, aus Südafrika, aus verschiedensten Bundesländern, und alle beteiligen sich und schicken mir ihre Kerzen.
DOMRADIO.DE: Momentan gibt es ja viele Solidaritätsaktionen. Dienstagabend um 21 Uhr sollten alle ans offene Fenster oder an den Balkon und für alle Menschen applaudieren, die momentan für die Gesellschaft arbeiten, damit hier noch alles funktioniert. Da hat man das Gefühl, die Krise bringt vielleicht auch manche wieder enger zusammen.
Wichmann: Ja, ich glaube, es sind gerade diese einfachen Zeichen. Deswegen war ich ja etwas überrascht. Es ist ja recht simpel, was wir tun. Also eine Kerze anzünden und ein Vaterunser beten. Aber ich glaube, gerade diese Form der Solidarität braucht es gerade. Und es ist nicht nur ein christliches Anliegen, sondern ein gesamtgesellschaftliches.
Ich habe so viele Nachrichten bekommen von Menschen, die entweder nicht mehr christlich praktizierend sind, aber trotzdem sich an dieser Aktion beteiligen oder sogar gar nicht in der Kirche sind oder gar nicht getauft sind oder sogar muslimisch sind und die trotzdem dieses Zeichen setzen. Das zeigt die große Sehnsucht, die in diesem Bereich besteht, gerade jetzt, in dieser schwierigen und herausfordernden Zeit.
Das Interview führte Michelle Olion.
Die "Communio spiritualis" - deutsch: geistige oder geistliche Kommunion - wird in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten praktiziert. Sie ermöglicht Gläubigen, die aus schwerwiegenden Gründen (Alter, Krankheit, Entfernung) am Empfang der sakramentalen Kommunion gehindert sind, dennoch sprituell an der Eucharistie teilzunehmen, unabhängig von Ort und Zeit. In der aktuellen Corona-Krise rückt diese Praxis wieder verstärkt in den Blick.
Zahlreiche Texte des kirchlichen Lehramts befassen sich mit der geistigen/geistlichen Kommunion. So stellte etwa die Glaubenskongregation 1983 fest, dass Katholiken in Verfolgungssituationen oder bei Priestermangel dennoch an der Eucharistie teilhaben können: "Durch ihr Verlangen nach dem Sakrament mit der Kirche vereint, sind sie, wenn auch äußerlich von ihr getrennt, zuinnerst und wirklich ganz mit der Kirche verbunden und empfangen daher die Früchte des Sakraments." (Sacerdotium ministeriale, III.4)
Und Johannes Paul II. schrieb 2003 in seiner Enzyklika "Ecclesia de eucharistia": "Eben darum ist es angemessen, in der Seele das dauernde Verlangen nach dem eucharistischen Sakrament zu pflegen. Hier liegt die Übung der 'geistlichen Kommunion' begründet, die sich seit Jahrhunderten in der Kirche verbreitet hat und von heiligen Lehrmeistern des geistlichen Lebens empfohlen wurde" (Ecclesia de eucharistie, Nr. 34). Auch Papst Franziskus erinnerte zuletzt bei seinem Angelus-Gebet an diese uralte Praxis.
Eine spezielle Form der geistigen Kommunion wurde im Mittelalter gepflegt, als der Empfang der Kommunion noch eine Ausnahme war: die Augenkommunion. Weil man dem besonderen Moment nach der Konsekration der Hostie eine besondere Wirksamkeit für Gebete und der Erfüllung der Bitten zuschrieb, kommunizierten die Gläubigen gleichsam mit den Augen. (kna)