Kirchen wollen gemeinsamen Religionsunterricht einführen

Ein einmaliges Konzept

Katholische und evangelische Kirche in Niedersachsen wollen künftig einen "gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterricht" im Land einführen. Ein entsprechendes Positionspapier wurde am Mittwoch in Hannover vorgestellt.

Autor/in:
Michael Althaus
Symbolbild Religionsunterricht / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Symbolbild Religionsunterricht / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Es handele sich um ein bundesweit einmaliges Konzept, das über die bisherige Kooperation der beiden Kirchen beim Religionsunterricht hinausgehe. So sei etwa die Entwicklung eines gemeinsamen Lehrplans angedacht. Auf Grundlage des Papiers wolle man nun in einjährige Beratungen mit dem Land sowie mit Lehrern, Schülern, Eltern und weiteren Fachleuten einsteigen.

Bisher gebe es in Niedersachsen die Möglichkeit, dass katholische Schülerinnen und Schüler am evangelischen Unterricht teilnehmen und umgekehrt, wenn sich aus organisatorischen Gründen kein Unterricht in getrennten Gruppen einrichten lasse, erläuterte der Leiter der Hauptabteilung Bildung im Bistum Hildesheim, Jörg-Dieter Wächter.

Diese konfessionelle Kooperation finde in immer höherem Maße statt.

"Exzellente Erfahrungen"

Zugleich gehe der Sinn und die Plausibilität dafür, Kinder nach Konfessionen zu trennen, immer mehr verloren. Daher habe man auf Basis "der exzellenten ökumenischen Erfahrungen" ein neues Modell des Religionsunterrichts für die Verhältnisse in Niedersachsen erarbeitet.

Der neue Unterricht solle nach einer mit dem Land zu vereinbarenden Übergangszeit an die Stelle der Fächer Evangelische und Katholische Religion treten, sagte die Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und Leiterin der Bildungsabteilung der Landeskirche Hannovers, Kerstin Gäfgen-Track.

Dabei solle der Rechtsanspruch auf einen eigenen Religionsunterricht der Konfessionen nicht aufgegeben werden.

Unterricht bleibt trotzdem bekenntnisorientiert

Der Unterricht bleibe bekenntnisorientiert nach Artikel 7 des Grundgesetzes, so Gäfgen-Track. Er werde weiterhin entweder von einer katholischen oder evangelischen Lehrkraft erteilt.

An der nach Konfessionen getrennten Ausbildung der Religionslehrer wolle man festhalten, auch um die Einstellung von Pädagogen aus anderen Bundesländern weiter zu ermöglichen.

Allerdings solle eine von beiden Kirchen gemeinsam besetzte Stelle geschaffen werden, die für die Akkreditierung der Studiengänge zuständig und Ansprechpartner für den gemeinsam konzipierten Unterricht sei.

Konfessioneller Unterricht ist der Regelfall

Alle Anregungen, Kritikpunkte und offenen Fragen aus dem Beratungsprozess sollen den Organisatoren zufolge in ein abschließende Symposion im Mai 2022 einfließen. Das Konzept wurde von den fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen, den katholischen Bistümern Hildesheim und Osnabrück sowie dem Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta erarbeitet.

In Niedersachsen hatten katholische und evangelische Kirche 1998 bundesweit erstmals eine Vereinbarung getroffen, die gemischt-konfessionellen "kooperativen»" Religionsunterricht in Ausnahmefällen möglich macht.

Ähnliche Formen der Zusammenarbeit gibt es mittlerweile auch in anderen Bundesländern. Im Regelfall wird jedoch bis heute entweder evangelischer oder katholischer Unterricht erteilt.


Quelle:
KNA
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