Katholikenkomitee bezeichnet Priestermangel als dramatisch

"Katastrophales Ausmaß"

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken warnt vor einer weiter sinkenden Zahl von Priestern. ZdK-Präsident Sternberg sieht in Zuwanderung und viri probati mögliche Schritte.

 (DR)

"In Kürze werden uns die Priester in einem so katastrophalen Ausmaß fehlen, dass es bald kein größeres Problem mehr für uns geben wird", sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg in einem Interview der "Welt am Sonntag". So seien bereits im vergangenen Jahr erstmals in zwei Bistümern keine Priester mehr geweiht worden.

"Ein riesiges Thema"

Die Personalnot werde auch auf dem am Mittwoch beginnenden Katholikentag in Münster "ein riesiges Thema" sein, kündigte Sternberg an. Seiner Ansicht nach werde das Problem die Kirche "zu Lösungen zwingen, die wir bislang kaum zu denken wagen".

Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) werden in den 27 deutschen Bistümern voraussichtlich 61 junge Männer zu Diözesanpriestern geweiht, 2017 waren es 74. Im Jahr 2015 hatte die Zahl mit 58 ihren bislang niedrigsten Stand erreicht, 1995 etwa waren noch 186 Priester in Deutschland geweiht worden.

Zuwanderung "Stück der Lösung"

Nicht enthalten in diesen Zahlen sind die Weihen der Neupriester in den Ordensgemeinschaften und die ausländischen Kandidaten, die zwar in Deutschland geweiht werden, aber Priester ihrer Heimatdiözese bleiben.

Zuwanderung sei "ein Stück der Lösung" zur Behebung des Mangels an Seelsorgern, sagte Sternberg. "In Deutschland müssen wir teils 700 Jahre alte Klöster wegen fehlendem Nachwuchs auflösen, während zum Beispiel in Vietnam kaum genug neue Klöster gebaut werden können, um die vielen Nachwuchsnonnen und -mönche unterzubringen. Da fragt man sich, ob eine Weltkirche nicht internationaler denken sollte."

"Brauchen mutigen Bischof, der den ersten Schritt wagt"

Zum anderen empfahl der ZdK-Präsident, sogenannte Viri probati zu Priestern zu weihen. Als Viri probati werden verheiratete Männer bezeichnet, die sich durch ihren Lebenswandel für ein geistliches Amt empfehlen.

"Wenn sich ein deutscher Bischof fände, der erstmals Viri probati zu Priestern weihte, würde er weder in Rom noch in Deutschland auf großen Protest stoßen", zeigte sich Sternberg überzeugt. Alles, was wir noch brauchen, ist ein mutiger Bischof, der den ersten Schritt wagt."

Großgemeinden überfordern Priester

Weiter sagte der ZdK-Präsident: "Mega-Pfarrverbände mit bis zu zehn Pfarrgemeinden können nicht die Lösung sein. Die von Gemeinde zu Gemeinde hetzenden Priester werden dadurch überfordert. Und die Gläubigen leiden ebenfalls darunter, weil dem Priester kaum Zeit für individuelle Seelsorge bleibt."

Ganz besonders vonnöten seien künftig "noch tatkräftigere Laien, die das Geschick ihrer Gemeinde selbst in die Hand nehmen".


Thomas Sternberg / © Oliver Berg (dpa)
Thomas Sternberg / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
KNA