Experten sorgen sich um Priestermangel in Deutschland

Fehlender Nachwuchs

Der Priestermangel in Deutschland und seine unterschiedlichen Folgen bereiten katholischen Experten erhebliche Sorgen. Eine Ursache sei der breite Rückgang des Glaubens.

Da ist die Kirchenwelt in Ordnung: Priesterweihe im Vatikan / © Cristian Gennari (KNA)
Da ist die Kirchenwelt in Ordnung: Priesterweihe im Vatikan / © Cristian Gennari ( KNA )

"Da steckt für mich schon die Frage drin, wie geht das mit unserer Kirche insgesamt weiter. Das bereitet mir schlaflose Nächte, weil es tatsächlich an die Grundstruktur unserer Kirche rührt", sagte Priesterausbilder Hartmut Niehues am Mittwoch im Deutschlandfunk. Der Regens des Priesterseminars im Bistum Münster ist auch Vorsitzender der Deutschen Regentenkonferenz.

Schließung von Priesterseminaren mit weniger als 17 Kandidaten

Für Michael Maas, den Direktor des Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz, ist eine der Hauptursachen, "dass es leider einen ganz breiten Rückgang des Glaubens in Deutschland gibt. Und dass es logischerweise dann am Ende auch weniger Priester geben wird."

Auch für die Ausbildung habe dies Folgen, so Maas. So kam etwa aus dem Vatikan die Empfehlung, Priesterseminare mit weniger als 17 bis 20 Kandidaten zu schließen: "Ich denke, dass es darauf rauslaufen wird, dass es Konzentrationen geben wird an mehreren Orten. Das ist natürlich immer auch eine schmerzhafte Sache für eine Diözese."

Neben fachlicher Ausbildung intensive psychologische Betreuung

Der katholische Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller hat im Recollectio-Haus in Münsterschwarzach 25 Jahre lang Priester in Lebenskrisen betreut. Er befürchtet, die Kirche könnte weniger wählerisch werden bei der Auswahl der Kandidaten: "Soweit ich Einblick habe, besteht tatsächlich augenblicklich wieder die Gefahr, dass man nicht genauer hinschaut, ob die Betreffenden wirklich die Voraussetzungen erfüllen, die man an jemanden legt, den man zum Priester weiht."

Niehues weist dies zurück. Angehende Seelsorger würden neben der fachlichen Ausbildung auch intensiv psychologisch begleitet: "Wir haben schon im Aufnahmeverfahren eine Evaluation der psychosozialen Kompetenzen. Es gibt ein Gespräch, das der Interessent bei uns mit dem Chefarzt für Psychiatrie und Psychosomatik führt". Denn die menschliche Reife sei eine "erste grundlegende und wichtige Dimension".

Die Kirche dürfe hier keine Kompromisse machen, ergänzt Maas: "Denn wenn dann jemand Priester wird, der diese Fähigkeiten, die man braucht, nicht erfüllt, wird dadurch so viel kaputt gemacht, dass das viel schlimmer ist, als am Ende einen Priester mehr oder weniger zu haben."


Quelle:
KNA