Vatikanische Dialoginitiative mit Atheisten in Berlin eröffnet

"Die andere Seite der Wahrheit"

Die Veranstaltung "Vorhof der Völker" ist in Berlin eröffnet worden. Der päpstliche "Kulturminister" Kardinal Ravasi erklärte zum Auftakt, es gehe darum, fundamentalistische Haltungen in Kirche, Wissenschaft und Kultur zu überwinden.

 (DR)

Die vatikanische Initiative für den Dialog mit nichtglaubenden Menschen ist zwei Tage in Berlin zu Gast. Der Auftakt der Gesprächsforen war am Dienstag im Roten Rathaus. Neben dem Präsident des Päpstlichen Kulturrats, Kardinal Gianfranco Ravasi, nahmen der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki teil.

Ravasi erklärte, bei dem von Papst Benedikt XVI. eingeleiteten Dialog unter dem Titel "Vorhof der Völker" gehe es darum, fundamentalistische Haltungen in Kirche, Wissenschaft und Kultur zu überwinden. Papst Franziskus habe das Gespräch mit Menschen, die außerhalb der Kirche stehen, noch "ausgeweitet". Atheisten und Agnostiker könnten Christen dabei helfen, "andere Seiten der Wahrheit" zu entdecken, so der päpstliche "Kulturminister". Er betonte, unter den bisher mehr als 20 Austragungsorten des Dialogs habe Berlin einen "besonderen Modellcharakter". Die Metropole stehe für eine säkulare und postmoderne Stadt.

"Berlin ist nicht gottlos"

Wowereit sagte, Berlin sei "gewiss keine gottlose Stadt". Es gebe dort über 250 aktive Religionsgemeinschaften und zahlreiche interreligiöse Initiativen. Er äußerte seine "auch persönlich große Freude" darüber, dass die Dialoginitiative in die Hauptstadt komme.

Die Idee dazu sei bei der Erhebung Woelkis zum Kardinal entstanden, an der Wowereit im Februar 2012 teilnahm. Zollitsch bezeichnete die in Berlin geplanten Gesprächsforen und Kulturveranstaltungen als "Experiment". Von dort könnten sie auf ganz Deutschland "ausstrahlen", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Woelki äußerte den Wunsch nach einer "Auseinandersetzung auf Augenhöhe", bei der unterschiedliche Positionen respektiert würden.

Foren in Charité und Theater

Die Foren stehen unter dem Motto "Freiheitserfahrungen mit und ohne Gott". Sie finden bis Donnerstag auch im Krankenhaus Charité und dem Deutschen Theater statt. Vertreter aus Kirchen, Wissenschaft und Kunst debattieren dort etwa über die Entscheidungszwänge durch neue medizinische Verfahren und die Grenzen künstlerischer Freiheit. Im Bode-Museum auf der Museumsinsel gibt es zudem experimentelle Führungen für Schüler und Studenten mit Uraufführungen von Auftragskompositionen.

Vor Beginn der Dialogveranstaltungen hatten sich Ravasi und Zollitsch ins Goldene Buch der Stadt Berlin eingetragen.


Quelle:
KNA