Bischöfe wollen katholische Lutherforschung neu beleben

Schwieriges Gedenken

Mit Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017 sehen die katholischen Bischöfe Deutschlands gute Chancen zu einer gemeinsamen Bewertung des Reformators Martin Luther mit der evangelischen Kirche. "Wir sollten auf dem Weg einer gemeinsamen Annäherung an Luther und sein religiöses Reformanliegen weiter voranschreiten", sagte der Ökumene-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Ludwig Müller, am Mittwoch in Paderborn.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Anknüpfungspunkte seien aus katholischer Sicht, dass Luther die Bedeutung der Bibel für Leben und Lehre der Kirche stark herausgestellt und auf die ständige Erneuerungsbedürftigkeit der Kirche verwiesen habe.



Eine ausdrückliche Rehabilitierung Luthers durch die katholische Kirche hält Müller allerdings nicht für möglich. Es blieben zudem deutliche Unterschiede zwischen seiner Lehre und katholischen Auffassungen. Der Regensburger Bischof kündigte an, die katholische Kirche wolle ihre Lutherforschung neu beleben. Dazu soll es im Jahr 2014 ein wissenschaftliches Symposium in Erfurt geben. Müller mahnte, "500 Jahre Kirchenspaltung sollten weder Anlass zu Triumphalismus noch zu wechselseitigen Schuldzuweisungen sein". Im Zentrum des Reformationsgedenkens solle "das gemeinsame Christuszeugnis" der Kirchen stehen.



Müller und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann betonten, die Ökumene sei für die katholische Kirche ein Herzensanliegen. Dass es heute weltweit mehr als 4.000 christliche Kirchen und Gemeinschaften gebe, stehe im Widerspruch zum Willen Jesu. Wiesemann, der auch stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland ist, zeichnete ein positives Bild vom Zustand der Ökumene. Er verwies auf gemeinsame Positionen der Kirchen in ethischen Fragen, etwa zu Patientenverfügung und Sterbehilfe. Dass es daneben bei bioethischen Fragen wie der Präimplantationsdiagnostik auch Differenzen gebe, stelle die ökumenischen Beziehungen nicht grundsätzlich in Frage. "Es gibt keinen Grund, von einem Stillstand oder gar einer Eiszeit zu sprechen", sagte er.