Disziplinarverfahren gegen umstrittenen Bremer Pastor Latzel

Vorwurf der Hetze und Verleumdung

Gegen den umstrittenen Bremer Pastor Olaf Latzel wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Das beschloss der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche am Donnerstagabend. 

Justitia-Figur / © Sebboy12 (shutterstock)

Aufgrund der laufendenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung werde dieses kirchliche Disziplinarverfahren nach der Eröffnung zunächst ausgesetzt, teilte der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) mit. Für die weitere Durchführung des Verfahrens sei von Bedeutung, ob die Äußerungen Latzels von den staatlichen Ermittlungsbehörden als Straftat eingestuft würden.

Der Seelsorger der Bremer Innenstadt-Gemeinde Sankt Martini hatte bei einem auch auf Youtube veröffentlichten Eheseminar über Homosexualität gesprochen und unter anderem gesagt: "Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day." Später entschuldigte er sich für die Worte und führte an, er habe nichts gegen Homosexuelle. Mit dem Wort "Verbrecher" habe er "militante Aggressoren" gemeint, die ihn und seine Gemeinde immer wieder attackierten.

Entgleisungen Latzels schadeten Ansehen der Kirche

Latzels Äußerungen hätten in der Öffentlichkeit mit Recht Empörung hervorgerufen, bekräftigte der Kirchenausschuss der BEK. Das Gremium
distanzierte sich erneut von den Diffamierungen Latzels gegen Homosexuelle. Auch wenn sie nicht als strafbar eingestuft werden sollten, schadeten derartige Entgleisungen dem Ansehen der ganzen Kirche erheblich.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte Anfang der Woche Latzels Aussagen verurteilt. Diese seien "unerträglich", sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm dem "Spiegel". Der Kirchenausschuss der BEK verurteilte "auf das Schärfste die Äußerungen, in denen Menschen herabgesetzt, beleidigt und in ihrer Würde verletzt werden".

Mehr als 15.500 Unterschriften gegen Suspendierung

Latzel fiel in der Vergangenheit mehrfach wegen beleidigender Äußerungen insbesondere auch gegenüber dem Islam auf. Der 52-jährige evangelikale Theologe ist in der Vergangenheit schon öfter in die Kritik geraten, unter anderem weil er 2015 Buddhisten, Katholiken und Muslime diffamiert hatte. 2015 hatte er in einer Predigt auch den "Urbi et Orbi"-Segen des Papstes als "ganz großen Mist" bezeichnet und Katholiken "Reliquiendreck" vorgeworfen.

Ende März hatte sich Latzel in einer persönlichen Erklärung entschuldigt und gesagt, er sei falsch verstanden worden. Er habe nichts gegen homosexuelle Menschen. Der Kirchenvorstand der St.-Martini-Gemeinde stellte sich an seine Seite. Er sei dankbar für Latzels klare und bibelzentrierte Predigten. 

Unterdessen hatten bis Donnerstagabend mehr als 15.500 Personen eine Online-Petition für den Bremer Pastor unterzeichnet. Sie sprechen sich darin gegen eine Suspendierung des konservativen Theologen aus. Als Rechtfertigung führen sie die "freie Glaubens- und Meinungsfreiheit in den evangelischen Kirchen in Deutschland" an.


Umstritten: Pastor Latzel (dpa)
Umstritten: Pastor Latzel / ( dpa )
Quelle:
KNA , epd