Diakonie-Synode der rheinischen Kirche begonnen

Für Schwache eintreten und Starke infrage stellen

In Bad Neuenahr hat am Sonntag die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland begonnen. Schwerpunktthema des Kirchenparlaments von knapp 2,5 Millionen Protestanten zwischen Niederrhein und Saar ist das soziale Engagement in der Gesellschaft.

Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Thomas Frey (dpa)
Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Thomas Frey ( dpa )

Die schrumpfende Volkskirche müsse trotz knapper werdender Ressourcen weiter ihren Auftrag erfüllen, sagte Vizepräses Christoph Pistorius im Eröffnungsgottesdienst. "Kirche und Diakonie hätten den Auftrag, in ihrem Reden und Handeln auf Christus hinzuweisen und «seine Gegenwart hineinzusagen in diese Welt", betonte der 57-jährige Theologe: "sei es im Eintreten für die Entrechteten und Gequälten, die Leidenden und Leisen, sei es im Infragestellen der Starken und der Klugen, der Selbstgenügsamen und der Lauten oder sei es im Ringen um den Weg unserer Kirche".

Unabhängigkeit von kirchlichen Ressourcen

Gott sei nicht abhängig von kirchlichen Ressourcen, Konzepten und Beschlüssen und könne "über alles menschliche Verstehen hinaus" Nahrung und Erfüllung geben, sagte Pistorius in seiner Predigt über das Gleichnis von der "Speisung der Fünftausend" im Markus-Evangelium.

Diese Erzählung fordere dazu auf, von den knappen Ressourcen großzügig weiterzugeben, und sei damit ein "Gegengift" gegen die Gesetze des Marktes: "Hier geht es einmal nicht nach Angebot und Nachfrage, sondern um Sattwerden für alle", sagte Pistorius laut Redetext. "So ist die Geschichte zugleich ein Angriff auf alle, die an Knappheit und Hunger verdienen wollen."

Die Synode berät bis Donnerstag über zentrale Fragen der zweitgrößten deutschen Landeskirche und diskutiert dabei insbesondere über die kirchliche Sozialarbeit. Am Sonntagnachmittag stand ein Vortrag von Diakoniepräsident Ulrich Lilie auf der Tagesordnung. Zu Grußworten wurden die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und westfälische Präses Annette Kurschus erwartet.

Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

Am Montag trägt Präses Manfred Rekowski dem Kirchenparlament seinen traditionellen "Bericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse" vor. Weitere Themen der fünftägigen Synode sind ein Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, die Beziehung von Christen und Juden und eine Untersuchung über ungeplante Millionen-Mehrkosten für die Umstellung einer Finanzsoftware. Auch die zivile Seenotrettung und eine stärkere Beteiligung junger Menschen an kirchlichen Gremien beschäftigen die 206 stimmberechtigten Abgeordneten der Landessynode. Zudem werden zwei nebenamtliche Mitglieder der Kirchenleitung neu bestimmt.

Die Landessynode ist das oberste Organ der rheinischen Kirche, die sich in 37 Kirchenkreisen und 668 Kirchengemeinden über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland erstreckt. Mit 2,45 Millionen Mitgliedern ist die Evangelische Kirche im Rheinland die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland.


Präses Manfred Rekowski eröffnet die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Thomas Frey (dpa)
Präses Manfred Rekowski eröffnet die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland / © Thomas Frey ( dpa )

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen / © Thomas Frey (dpa)
Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen / © Thomas Frey ( dpa )
Quelle:
epd