Anlässlich des 75. Jahrestags der alliierten Luftangriffe auf Hamburg vom 25. Juli bis 3. August 1943 haben Vertreter von Kirchen und Politik am Sonntag der Opfer gedacht. "Wir müssen an die Vergangenheit erinnern, um Menschen mit Zukunft zu sein", sagte der katholische Erzbischof Stefan Heße bei einer Gedenkveranstaltung in der Hauptkirche Sankt Michaelis.
Er betonte, dass Deutschland nicht unschuldig gewesen sei an den Opfern der Angriffe, und mahnte die Notwendigkeit zur Versöhnung an. "Wir dürfen in Deutschland zutiefst dankbar sein, dass uns nach all dem, was unser Land über Europa, ja die Welt gebracht hat, nach dem Krieg die Hand zur Versöhnung ausgestreckt wurde", so Heße weiter. Die Bibel gebe ihm die Hoffnung, dass auch in den zahlreichen Kriegsgebieten der Gegenwart Versöhnung möglich sei.
Erinnerung und zugleich Aufarbeitung
Für die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs bedeutet Erinnerung zugleich auch Aufarbeitung: "Die zerstörten Menschenleben kann niemand zurückbringen, die fürs Leben gezeichneten Körper und Seelen der Überlebenden auch nicht." Sie rief auf, sich dafür einzusetzen, "dass nie wieder Gotteshäuser und Wohnhäuser zerbombt werden, damit nie wieder Menschen im Feuersturm zu Asche werden."
Nach Fehrs Worten zeigen heute beispielsweise die Bilder und Berichte aus Syrien, dass diese Mahnung immer wieder nicht gehört wird. "Umso wichtiger, dass wir nicht müde werden, gemeinsam mit Menschen aller Religionen immer wieder zu betonen: Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein", so die Bischöfin.
Sonderausstellung erinnern an die Bombenangriffe
Bei der Gedenkveranstaltung sprach auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Der Autor und Künstler Michael Batz las "Neun Sätze nach Feuer". Die Kantorei Sankt Michaelis sang unter Leitung von Manuel Gera die von ihm vertonte Coventry-Litanei. Zuvor wurde am Mahnmal Sankt Nikolai ein Kranz niedergelegt. Dort erinnert derzeit auch eine Sonderausstellung an die Bombenangriffe.
Hamburg gehört zu den im Zweiten Weltkrieg am stärksten zerstörten Städten. Am folgenreichsten waren die alliierten Luftangriffe der "Operation Gomorrha" vom 25. Juli bis 3. August 1943. Große Teile Hamburgs, vor allem östlich der Alster, lagen in Trümmern, mindestens 34.000 Menschen starben. Auch die Kirche Sankt Nikolai, deren Turm den Bomberpiloten als Orientierungspunkt diente, wurde bei dem Angriff zerstört. Ihre Ruine ist heute zentraler Erinnerungsort und Gedenkstätte.