Erzbistum Hamburg zur Existenzangst katholischer Religionslehrer

"Wir finden eine Lösung"

Bislang konnten in Hamburg katholische Lehrer an staatlichen Schulen für das Modell "Religionsunterricht für alle" arbeiten. Das ändert sich nun und die katholischen Lehrer bangen um ihre Jobs. Das Erzbistum arbeitet an einer Lösung.

Katholischer Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Katholischer Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wenn es nach der Hansestadt geht, werden 70 katholische Lehrer an den staatlichen Schulen ihre Jobs verlieren, weil dort in Zukunft nur noch evangelische Religionslehrer tätig sein sollen.

Friederike Mizdalski (Leiterin des Referats Religionspädagogik an Schulen im Erzbistum Hamburg): So ist das natürlich nicht. Ich kann erst mal beruhigen: Kein katholischer Lehrer muss um seinen Job fürchten  – weder in unseren katholischen Schulen noch an den staatlichen Schulen. An den staatlichen Schulen ist es so, dass es eine Übergangsfrist geben wird, so dass jeder katholische Religionslehrer, der bislang im "Religionsunterricht für alle" unterrichtet hat, auch weiter unterrichten kann bis 2022.

DOMRADIO: Also eine Galgenfrist. Aber dadurch ist das Problem nicht gelöst, oder?

Mizdalski: Nein, aber wir sind in guten Gesprächen mit der Behörde und mit der Nordkirche. Wir sind auf dem Weg eine Lösung zu finden.

DOMRADIO: Erklären Sie uns den Konflikt, der dahinter steht. Warum heißt es auf einmal, katholische Lehrer seien ein Problem an staatlichen Schulen?

Mizdalski: Im Grunde haben wir gar keinen Einfluss auf diese Entwicklung gehabt. Katholische Lehrer haben sich bislang an den staatlichen Schulen beworben und haben "Religionsuntericht für alle" unterichten können, weil es bislang keine Beauftragung durch die evangelische Kirche gab. Das hat sich geändert. Ab August muss jeder, der das Fach Religion an staatlichen Schulen unterrichtet, eine Beauftragung von seiner Religionsgemeinschaft haben.

Und da der sich der "Religionsunterricht für alle" weiterentwickelt hat, werden muslimische, alevitische und evangelische Lehrkräfte nun von ihrer Religionsgemeinschaft beauftragt. Wir Katholiken beteiligen uns nicht an diesem Format und deswegen beauftragen wir keine Lehrer für den "Religionsunterricht für alle". Wir können nur für den katholischen Religionsunterricht beauftragen.

DOMRADIO: Dieses Hamburger Modell ist ein Pilotprojekt. Diesen "Religionsunterricht für alle", getragen von allen Religionsgemeinschaften außer der katholischen Kirche, gibt es nur dort. Er wird allgemein als Erfolgsmodell gesehen. Was ist denn von der katholischen Seite her das Problem?

Mizdalski: Es ist in der Tat seit langen Jahren ein Erfolgsmodell. Aber wir sehen aus religionspädagogischer Sicht die Schwierigkeit, dass katholische Kinder unserer Meinung nach erst einmal grundlegendes Wissen zu ihrer eigenen Religion vermittelt bekommen sollten. Und das ist nicht garantiert im Religionsunterricht für alle. Es wäre eher Zufall, dass katholische Kinder auch eine katholische Lehrkraft haben. Deswegen meinen wir, katholische Kinder sollten erst in einer katholischen Lerngruppe über ihren Glauben ausgebildet werden und dann mit anderen in den Dialog treten können.

DOMRADIO: Die betroffenen 70 Lehrer, die eigentlich ab 1. August ihren Job verlieren sollten, nun aber diese Frist haben bis 2022, fühlen sich vom Bistum ein bisschen alleine gelassen.

Mizdalski: Ich kann das nicht verstehen. Die Behörde hat sehr ausführlich informiert, an wen sich die jeweiligen Lehrkräfte wenden müssen. Und ich stand auch für Gespräche bereit. Es gab einzelne Anfragen per E-Mail. Von Behördenseite gibt es nun den Hinweis, dass in dieser Übergangsfrist weiter der Unterricht erteilt werden kann. Eine endgültige Regelung ist noch offen, wir sind weiter im Gespräch.

DOMRADIO: Die Lehrer befürchten, dass sie nach 2022 keine großen Aussichten haben, weiter angestellt zu werden, weil die Stellen als Religionslehrer ziemlich rar gesät sind. Sehen Sie eine Lösung für dieses Problem?

Mizdalski: Da kann ich nur darauf verweisen dass wir weiter im Gespräch sind. Wir werden eine Lösung finden. Wir haben ein großes Interesse daran, dass auch an den staatlichen Schulen katholisches Christentum authentisch vermittelt wird. Von daher können alle katholischen Lehrkräfte sicher sein, dass wir im Laufe dieser Jahre eine Lösung finden.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR