Vesper beim Eucharistischen Kongress

Zu dem, der uns in seiner Kirche versammelt

Bischöfe der beiden großen Kirchen fordern mehr Anstrengungen in der Ökumene. Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und Freikirchenvertreter haben sich heute zu einem ökumenischen Abendgebet im Kölner Dom versammelt.

Das Kölner Ökumenekreuz (DR)
Das Kölner Ökumenekreuz / ( DR )

Bischöfe der beiden großen Kirchen fordern mehr Anstrengungen in der Ökumene. "Wir alle müssen uns noch mehr gemeinsam auf den Weg zu Jesus machen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Donnerstagabend beim Eucharistischen Kongress der katholischen Kirche in Köln. Der Braunschweiger evangelische Bischof Friedrich Weber hofft ebenfalls auf weitere Fortschritte. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hob in einer Diskussion die Verantwortung der Christen für künftige Generationen hervor.

Zollitsch sagte im zentralen ökumenischen Vespergottesdienst im Kölner Dom, es sei notwendig, noch mehr als bisher "das Glaubensgespräch zu suchen vor allem auf dem gemeinsamen Boden der Heiligen Schrift". Er warnte die Kirchen davor, sich allzu stark mit Strukturfragen zu beschäftigen. Gerade angesichts gesellschaftlicher Umbrüche und vielfältiger Herausforderungen sei die Verbreitung der Botschaft Jesu das "Kerngeschäft" der Kirche, erklärte der Freiburger Erzbischof.

Hoffnung nicht verlieren

Der evangelische Ökumene-Experte Weber sagte, es gebe keinen Grund, beim Thema gemeinsames Abendmahl zwischen Katholiken und Protestanten die Hoffnung zu verlieren, und verwies auf die Kirchengeschichte. Lutherische und evangelisch-reformierte Christen hätten mehr als 400 Jahre gebraucht, bevor sie Brot und Wein am Altar miteinander teilen und die innerevangelische Spaltung überwinden konnten.

Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und Vertreter aus evangelischen Freikirchen hatten sich zu einem ökumenischen Abendgebet im Kölner Dom versammelt, um für die "sichtbare Einheit der Kirche" zu beten. Kardinal Lehmann forderte in einem Vortrag: "Die Gemeinschaft im Herrenmahl und die Kircheneinheit dürfen nicht zerrissen werden."

Die Kirche könne nicht ihre wirkliche Einheit bezeugen, ohne dass sie diese Einheit in der gemeinsamen Eucharistiefeier zum Ausdruck bringe. "Deswegen stehen wir noch mitten im ökumenischen Gespräch zur Teilnahme der reformatorischen Kirchen an der katholischen Eucharistiefeier", sagte Lehmann.

Ökumene-Hindernisse

Neben dem unterschiedlichen Amts- und Kirchenverständnis gilt die abweichende Abendmahlspraxis als großes Ökumene-Hindernis. Katholiken ist der Empfang des Abendmahls in einer evangelischen Kirche nicht gestattet, an der katholischen Eucharistiefeier dürfen in der Regel nur katholische Christen teilnehmen. In evangelischen Kirchen wird dagegen allen getauften Christen eucharistische Gastfreundschaft angeboten.

Kardinal Lehmann warb dafür, sich für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit in ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht einzusetzen. Es sei höchste Zeit, dass "wir endlich merken, was die Stunde geschlagen hat, und dass wir nicht mehr viel Zeit haben", betonte der ehemalige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in einer Diskussionsrunde.

Auf dem Eucharistischen Kongress der Bischofskonferenz und des Erzbistums Köln werden noch bis Sonntag Zehntausende Teilnehmer erwartet. Auf dem Programm stehen fast 800 Veranstaltungen, die sich über überwiegend an katholische Gläubige richten.