Christen feiern Pfingstfest

Dem Geist Gottes eine Chance geben

Weltweit haben Christen das Pfingstfest gefeiert. Papst Franziskus rief dazu auf, den Heiligen Geist als die wirksame Kraft Gottes auf der Erde zu begreifen und in sich aufzunehmen.

Pfingsten (epd)
Pfingsten / ( epd )

"Die Welt braucht Männer und Frauen, die nicht verschlossen sind, sondern voll des Heiligen Geistes", sagte Franziskus bei der Pfingstmesse im Petersdom. Wer sich nicht von dieser Kraft leiten lasse, dem mangele es an Freiheit. Es gebe viele Arten der Sünde gegen den Heiligen Geist: die Ichsucht nach dem eigenen Vorteil, einen "starren Legalismus", den Jesus als Heuchlerei entlarvt habe, die Vergessenheit gegenüber der christlichen Botschaft oder die christliche Lebensführung aus rein persönlichem Interesse.

Dagegen schenke der Heilige Geist den Menschen "Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung", zitierte Franziskus aus dem Galaterbrief des Apostels Paulus. Durch die Herabsendung des Heiligen Geistes zu Pfingsten, dem Geburtsmoment der Kirche, hätten die Jünger die Wahrheit über Jesus und den Sinn seines Todes und seiner Auferstehung verstanden.

"Entscheidung für den Geist Gottes"

Rainer Maria Kardinal Woelki forderte im Kölner Dom dazu auf, dem Geist Gottes eine Chance zu geben. "Pfingsten stellt uns vor die Entscheidung, ob wir uns vom Geist der Selbstsucht, vom Geist der Verschleierung und Lüge, der Feindschaft, der Macht- und Profitgier leiten lassen, oder ob wir uns dem Geist Gottes überlassen", sagte Woelki. 

Der Heilige Geist sei der Geist der Güte, der Vergebung, des Verzeihens, der Besonnenheit, der Einheit und des Friedens. Das Pfingstfest sei das Bekenntnis: Gottes Geist wehe noch heute. Woelki bezeichnete auch domradio.de als pfingstliches Radio, weil es seit 15 Jahren dem Leitsatz folge, das Evangelium in der ganzen Welt zu verbreiten. 

"Vielfalt bereichert"

Kardinal Reinhard Marx rief in seiner Pfingstpredigt zu einer "gastlichen Willkommenskultur" in der Kirche auf. Gerade in einer "pluralen, offenen Gesellschaft kann und soll die Kirche zeigen, dass Vielfalt bereichert", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz im Münchner Dom. Das Pfingstereignis habe vor Augen geführt, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Schichten einander verstünden. Damit werde deutlich, wie Kirche heute sein müsse: "ein Volk, das aus vielen Völkern zusammengerufen wird". Nicht die Unterschiede zählten, sondern das, was die Menschen verbinde.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker forderte die Christen zu Pfingsten auf, nicht vergangenen Zeiten und Verhältnissen nachzuhängen. Ebenso wie die Jünger vor rund 2.000 Jahren nach der Himmelfahrt Jesu von der Erinnerung gezehrt hätten, blickten auch die Menschen heute manchmal auf all das, was ihnen entgangen sei, sagte er an im Paderborner Dom. Doch der "Sturm des Heiligen Geistes", der an Pfingsten über die Jünger kam, reiße aus solchen Träumen heraus, so Becker.

Erzbischof Schick kritisiert "Geistlosigkeit"

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hatte anlässlich des Pfingstfestes eine allgemein verbreitete Geistlosigkeit bemängelt. Es sei schädlich für den Einzelnen wie für die Gesellschaft, dass gegenwärtig das Materielle und Effiziente, Körperliche und Dingliche immer bedeutender werde, sagte der Erzbischof am Freitag in Bamberg. Der Geist als "das unbekannte Wesen" werde dagegen bewusst zurückgedrängt oder unbewusst vergessen. Deswegen könnten auch viele mit dem Pfingstfest nichts mehr anfangen. Es sei aber der Geist, der dem Menschen Würde und Rechte gebe, "unabhängig von seiner Rasse und Nation, Gesundheit und Einsatzfähigkeit".

Der Geist verbinde die Menschen bei aller Verschiedenheit von Sprache, Kultur und Herkunft, betonte Schick. Ohne ihn gebe es "keine globale Menschheitsfamilie, sondern nur Globalisierung des Kapitals, der Technik und der Informationen, die oft den Menschen nur bewerten und verwerten". Nur durch den Geist könne sich auch Kultur entwickeln, die zu Gerechtigkeit und Frieden beitrage. Wenn aber der "Primat der Materie" die Oberhand gewinne, habe nur der perfekte Mensch noch Geltung. Deshalb sei Pfingsten ein so wichtiges Fest.