Als französische Katholiken die Reformierten ermordeten

Bartholomäusnacht

Mitte des 16. Jahrhunderts kämpften in Frankreich vom spanischen König unterstützte Katholiken gegen reformierte "Hugenotten". In der Bartholomäusnacht entluden sich die Spannungen. Tausende wurden umgebracht, ein Massaker.

Autor/in:
Christoph Arens und Maximilian Helmes
Bartholomäusnacht / © Gemeinfrei
Bartholomäusnacht / © Gemeinfrei

Das Glockenspiel der Kirche St. Germain l'Auxerrois in Paris am frühen Morgen des 24. Augusts 1572, dem Namenstag des heiligen Bartholomäus, ist das Zeichen zum Angriff für die Soldaten des französischen Königs. Sie ziehen mordend und plündernd durch die Straßen der Metropole. Zuvor hatten sie mit weißer Kreide, die Häuser markiert, in denen Familien leben, die dem evangelischen Glauben angehören, also Hugenotten sind.

"Und das Blut floss über die Straßen, als habe es stark geregnet." Mit solch dramatischen Worten beschrieb ein Augenzeuge, was sich in dieser Nacht in Paris ereignete und in den kommenden Wochen in anderen Städten Frankreichs folgte. Ein entsetzliches Massaker, das sich tief in die Erinnerung Frankreichs eingeprägt hat.

Religionskriege in Frankreich

Im 16. Jahrhundert zerfiel Frankreich in zwei religiöse Lager. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung blieb katholisch. Eine Minderheit schloss sich der Reformation an. Allerdings erwies sich ein friedliches Zusammenleben dieser beiden Konfessionen als unmöglich.

Zwischen 1562 und 1570 hatten drei Religionskriege Frankreich verwüstet. Der Friede von St. Germain vom August 1570 gestand den Hugenotten - so wurden die Protestanten in Frankreich bezeichnet - Amnestie, offizielle Gleichberechtigung und auf zwei Jahre die Kontrolle über vier befestigte Städte zu - über La Rochelle, Montauban, Cognac und La Charite. Dies alles mit der Bedingung: "Paris bleibt katholisch."

Verschwörung und Verrat

Vorangegangen war der Bartholomäusnacht ein außenpolitisches Ränkespiel im französischen Königshaus. Eine der Protagonistinnen war die Königinmutter, Katharina von Medici. Sie regierte das Land anstelle ihres unmündigen Sohnes Karl dem IX. und schwankte zwischen den Fronten.

Als vermeintlich großer Gewinner des Friedensschlusses ging Admiral Gaspard de Coligny, der Anführer der Hugenotten, hervor. Er wurde zum Vertrauten des jungen König Karl. Die beiden verbrachten viel Zeit miteinander und Coligny gewann immer größeren Einfluss auf den unerfahrenen Monarchen.

Verhängnisvolle Beziehung

Die Beziehung sollte sich als verhängnisvoll erweisen, denn der Königinmutter missfiel die Verbindung. Katharina von Medici organisierte kurzerhand Hintermänner, die Coligny töten sollten. Am 22. August wurde auf den Chef der protestantischen Partei das Attentat verübt, welches misslang: Coligny überlebte leicht verletzt.

Es herrschte Aufruhr in der Stadt; alle Seiten witterten Verschwörung und Verrat. Ein neuer Plan musste her. Katharina de Medici heckte gemeinsam mit ihren Beratern einen tückischen Plan aus. Sie ließ eine Eheschließung arrangieren zwischen ihrer geliebten Tochter Margarethe und dem Hugenotten Heinrich von Navarra.

Eine Hochzeit als Todesfalle

Wie erhofft, interpretierten viele Franzosen diese Hochzeit als ein gutes Omen für die Aussöhnung zwischen dem katholischen Königshaus und den Protestanten. Doch der Plan war ein anderer.

Die mehrtägigen Hochzeitsfeierlichkeiten galten Katharina und ihren Vertrauten als Vorwand, um möglichst viele hohe politische und militärische Führungspersönlichkeiten der Hugenotten nach Paris zu locken. Unter ihnen auch Coligny. Während die Hugenotten noch über ihr Vorgehen berieten, schlugen die Katholiken in der Nacht zum 24. August zu.

"Schont keinen Hugenotten!"

Gegen drei Uhr in der Nacht zum Gedenktag des Heiligen Bartholomäus drangen Heinrich von Guise, der Anführer der katholischen Partei, und Schweizer Gardisten des Königs in das Haus von Coligny ein, schlugen den Admiral halbtot und warfen ihn aus dem Fenster in die Speere der unten Wartenden. Das Pogrom begann. Vom Kampf berauscht soll der Anführer des Soldatentrosses, Heinrich von Guise gerufen haben: "Der Anfang war gut, meine Freunde! Fort jetzt zu neuen Taten. Schont keinen Hugenotten!"

Die Wirkung in ganz Europa war gewaltig. Das reformierte Genf deutete die Massaker als einen "Holocaust" (Brandopfer) der Glaubensbrüder; Papst Gregor XIII. ließ in Rom ein freudiges "Te deum" anstimmen. Die Hugenotten verloren das Gros ihrer Führer. Dennoch konnten sie auch in den folgenden Religionskriegen bestehen.

Opfer und Glaubensflüchtlinge

Tatsächlich ist bis heute unklar, wie viele Menschen dem Massenmord in Frankreich zum Opfer fielen. Die Rede ist von mehr als 3.000 Menschen in Paris. Und dem Morden in der Hauptstadt folgten weitere Massaker in anderen Städten des Landes, bei denen bis zu 10.000 weitere Protestanten getötet wurden.

Nach dem Mord an König Heinrich III. wurde Heinrich von Navarra 1589 König von Frankreich. Als Heinrich IV. sicherte er den Hugenotten 1598 im Edikt von Nantes ihre Rechte zu - ein Versprechen, das Ludwig XIV. 1685 widerrief. Wegen der Verfolgung flohen über 200.000 Hugenotten in andere Länder, auch nach Preußen - noch heute erinnern französisch klingende Namen an diese Glaubensflüchtlinge.

Quelle:
DR , KNA