"Zuhause bin ich am See Genezareth", sagt Dr. Wilhelm Bruners. Fast zwanzig Jahre hat er in Israel gewohnt. Er wollte herausfinden, was es mit dem Nazarener auf sich habe. Heute lebt er in Mönchengladbach. Und doch sehnt er sich noch immer zum See Genezareth zurück.
"Es ist eine unglaublich friedliche Landschaft. Wie ein Erdschoß“. Aber mit der Landschaft sei es auch, wie bei Jesus, der die Gegensätze versöhnt habe: "Wie bei den Zitronenbäumen am See Genezareth", bei denen eine Seite blühe, während die andere am gleichen Stamm Früchte trage, sagt Wilhelm Bruners, sei "alles gleichzeitig da." So habe zum Beispiel Jesus unter seinen Aposteln sowohl Judas, als auch Petrus hatte, oder Johannes und auch die Zebedäus-Brüder aufgenommen.
Der Wunsch nicht mehr alleine zu leben und Teil einer Gemeinschaft zu werden, brachte Wilhelm Bruners nach Israel. Fünf Jahre später bekam er das Angebot die Bibel-pastorale Arbeitsstelle des Österreichischen katholischen Bibelwerks in Jerusalem zu leiten, was er zwanzig Jahre mit großer Leidenschaft gemacht hat.
Hunderten von Besuchern hat Wilhelm Bruners sein Israel nahegebracht. Ist mit ihnen nach Kapharnaum, die Stadt, die Jesus geliebt hat, gefahren. Hat Ihnen das Rote Meer und die Zukunft gezeigt, die vor jedem von uns liegt. Hat sie in Jerusalem durch die Gewürzgassen und die Fleischergassen geschickt. Und in der Wüste auf Neumond gehofft, "damit der Vollmond nicht so viel vom unglaublichen Sternenhimmel überstrahlt."
Wilhelm Bruners ist fast gleich zu Kriegsbeginn 1940 geboren, hat Erinnerungen an ausgebombte, brennende Kirchen und Häuser, an Nachbarinnen, die in Bombensplittern sterben. Für seine Eltern, die den Krieg als junge Erwachsene überlebten, war es deswegen eine heftige Zumutung, den Sohn in Israel zu wissen. "Was willst Du denn da, da ist doch Krieg", fragten sie.
"Als junger Mann habe ich meine Eltern nicht verstanden, später schon“, sagt Wilhelm Bruners heute. "Wir teilten ja die Erinnerung an den Krieg. Und sicher kommt es daher, dass ich mein Leben immer im Horizont einer Katastrophe lebe. Aber einer, die nicht eintritt".
Was das für das Leben in Israel im Golfkrieg hieß? "Es sind zwei ganz verschiedene Dinge, vor Ort zu sein oder alles nur am Fernsehen zu erleben, vor Ort war alles viel einfacher.“ Im Golfkrieg zum Beispiel sei er in Jerusalem sicher gewesen. Schließlich gäbe es, nähme man die Altstadt von Jerusalem ins Visier der Bomben, immer die Gefahr, die Al Aqsa Moschee zu zerstören: "Das hat niemand riskiert".
"Gedichte sind Momente absoluter Ehrlichkeit. Absoluter Freiheit." Sagt Wilhelm Bruners, der auch für die Lyrik-Webseite "Gottessprache" schreibt. Er mutmaßt, dass ihn der traurige Grundton in seinen Texten mit den Menschen in Jerusalem verbunden habe. Der Schriftsteller und Bibelwissenschaftler ist als Priester im Bistum Aachen als Gemeindeseelsorger tätig und arbeitet außerdem als Erwachsenenbildner, Dozent und Exerzitienbegleiter.