Sylvia Löhrmann

Sylvia Löhrmann hat als Lehrerin und Schulministerin für gerechtere Schulen gekämpft (privat)
Sylvia Löhrmann hat als Lehrerin und Schulministerin für gerechtere Schulen gekämpft / (privat)

Coronaverträglich treffe ich Sylvia Löhrmann für diese Sendung in ihrem Solinger Garten. Bis vor kurzem hat Sylvia Löhrmann in der Stadt gewohnt – Gartenfreuden genießt sie also noch nicht lange, umso größer empfindet sie das Gartenglück.

Rekordsiege und bittere Niederlagen

Erst der Rückzug aus der Spitzenpolitik 2017 ermöglichte Sylvia Löhrmann Zeit für Gartenarbeit. "Es war eine Ehre, 22 Jahre Landespolitik zu machen, davon sieben Jahre in der Regierung", sagt sie mit Respekt vor der Verantwortung, die sie übernommen hatte.

Aber Spitzenpolitik heiße auch 80 bis 100 Stunden Wochenarbeitszeit und nie Urlaub ohne Telefonzeiten, vor allem aber müsse man zu jeder Zeit reagieren, "sich zu jedem Thema sofort oft öffentlich äußern" – das sei einfach eine Belastung.

Wir sprechen über die großen Erfolge und sparen die bitteren Niederlagen nicht aus. Wie überrascht Sylvia Löhrmann von den jeweiligen Wahlergebnissen war, erzählt sie in der Sendung selbst.

Mit dem Mädchengymnasium Beatae Mariae Virgines (BMV) fing alles an

Aufgewachsen ist Sylvia Löhrmann im Essener Norden, damals stand die Zinkhütte noch. Auch wenn Solingen ihr Zuhause ist, sei das Ruhrgebiet bis heute ihre Heimat: "Ich kann mir das Leben nicht vorstellen, ohne diese Ruppigkeit, die Herzlichkeit und das Geradeheraus aus dem Ruhrgebiet".

Im Essener Norden begann auch die lebenslange Leidenschaft für bessere und gerechtere Schulen: Hier besuchte Sylvia Löhrmann das BMV, das größte katholische Mädchengymnasium in NRW. Sie erlebte nicht nur eine offene und umfassende Bildung, sondern lernte durch die Frauenvorbilder in der Schulleitung und im Kollegium auch: "Frauen können alles". In der Sendung hören sie, welche Strapazen Sylvia Löhrmann auf sich nahm, um bis zum Abitur an dieser Schule bleiben zu können.

Flügel ja, Flügelkämpfe nein

Eine Reise als Jugendliche mit der KjG nach Finnland hat Sylvia Löhrmann für Skandinavien begeistert. Sie lernte Schwedisch, wollte Übersetzerin werden. Wie ein Praktikum in der Schule ihren Berufsweg änderte, hören Sie in der Sendung.

Als Lehrerin ging Sylvia Löhrmann bewusst an eine Gesamtschule. In der Sendung blenden wir uns noch mal in den jahrzehntelangen, erbitterten gesellschaftlichen Kampf um diese neue Schulform ein. Dass es Sylvia Löhrmann dann später als Schulministerin gelang, über alle Parteigrenzen hinweg eine Verfassungsänderung und damit den sogenannten Schulfrieden zu verantworten, ist nicht nur einer ihrer größten Erfolge, sondern auch charakteristisch für eine Politikerin, die nichts von Flügelkämpfen hält.

Der Brandanschlag in Solingen 1993, der Abschied aus der Regierung, die Übergabe ihres Mandates an eine junge Grüne, der Übergang ins privatere Leben, eine Auszeit in Irland und eine bewegende Begegnung mit Heinrich Bölls Irland, und die große neue Aufgabe: Als Generalsekretärin des neuen Vereins "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" – diese Sendung ist randvoll mit spannenden Themen, Anekdoten und Reflexionen. Aber das hören Sie am besten selbst.

Quelle:
ak