Sr. Joséphine Toyi

Sr. Joséphine Toyi / © Angela Krumpen  (ak)

Auf ihrer Reise macht Sr. Joséphine Station in meinem Dorf, übernachtet sogar bei netten Nachbarn in meiner Straße. Kennen- und schätzen gelernt habe ich Sr. Joséphine bei meiner Recherchereise nach Burundi. Damit Reise und Recherche nicht ausfallen mussten, hatte ich die Reise mit hohem Fieber angetreten. In Burundi hat Sr. Joséphine mich erst mal ins Bett gelegt, gehegt und gepflegt.  

Sprichwort in Burundi: Schwer wie deutsch

Schon in Burundi habe ich über das Deutsch von Joséphine Bauklötze gestaunt. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass sie für diese Meisterschaft die Sprache studiert hat. Lachend schüttelte sie den Kopf: „Nein. Mein Stipendium ging nur über acht Wochen.“ Aber wie kann man denn in acht Wochen so gut Deutsch lernen?

„Wenn man etwas so sehr will, dann geht es eben“, lacht Sr. Joséphine. Und das, obwohl Deutsch eine so schwere Sprache ist. „In Burundi sagen wir zu allem, was schwer ist: schwierig wie deutsch.“ Deutsch wollte Sr. Joséphine lernen, weil sie: „Edith Stein und Edmund Husserl im Original lesen wollte.“ Hat sie später. Natürlich.

Ich will nicht heiraten, ich will frei sein

Sr. Joséphine, neuntes von zehn Kindern, wusste irgendwie „immer schon“, dass sie in einen Orden gehen würde. „Die Frauen sind nicht so frei, haben Mann und Kinder, müssen für alles sorgen.“ Sie selber wollte immer frei sein. Frei, die Liebe zu leben. Aber wo und wie – das war lange eine Frage.

Als sie 14 Jahre alt war, legte ihr ein Lehrer, der wusste, wie gerne sie las, die Antwort mit einem Buch über die heilige Theresia von Lisieux in die Hand. „Ich will die Liebe sein schrieb Theresia, da war alles klar. Das wollte ich ja auch.“

Der große Wunsch: Leben wie Geschwister

Welche Überraschung im Noviziat auf sie wartete, warum sie in Rom studierte, was Sr. Joséphine über uns Europäer denkt, warum sie die deutsche Kolonialzeit in Burundi tatsächlich positiv sieht – und was es mit dem Zachäushaus auf sich hat, das sie an den Niederrhein führt – über all sprechen wir in dieser Sendung Menschen.

Wenn Sie reinhören, werden Sie einer höchst bemerkenswerten, wachen und warmherzigen, so klugen wie kreativen Frau begegnen. Die einen großen Wunsch für unsere so verschiedenen Welten hat: dass wir uns wie Geschwister fühlen.

Erstsendung: 08.12.2019