Philomena Franz

Philomena Franz / © Angela Krumpen (ak)

Ein Jahrhundertleben. Ein großes Wort. Aber wenn es um das Leben von Philomena Franz geht, wirken selbst große Worte klein. Was nicht nur daran liegt, dass das Leben von Philomena Franz schon fast ein ganzes Jahrhundert währt. Sondern vor allem daran, dass sie den abgründigen Gräueln, die sie im Holocaust erleiden musste, mit Herzensgröße begegnet. Seit dem Krieg, seit bald acht Jahrzehnten, lebt sie ihr Credo, dass Hass nur mit Liebe überwunden werden könne.

Philomena Franz lebt in Bergisch-Gladbach und empfängt mich in einer sonnigen Wohnung, in der sie inmitten von Bildern, Fotos und vielen Erinnerungen an die vielen Menschen, die im Nationalsozialismus ermordet wurden oder deren Verlust sie nach dem Krieg verschmerzen musste.

Von Musik zum Frühstück, verliebten Prinzessinnen und großen Preisen

Der Vater war Cellist am Theater, die Mutter Sängerin, der Großvater gewann einen internationalen Musikwettbewerb unter Kaiser Wilhelm, die Künstlerfamilie war in ganz Europa unterwegs. Behände schlüpft Philomena Franz in diese Erinnerungen an Kindheit und Jugend in einer großen Künstlerfamilie.

In diesen Erinnerungen geht es vor allem um die allgegenwärtige Musik, von der sie morgens wach wurde. Es geht aber auch um eine wilde Geschichte einer verliebten Prinzessin, um Josefine Baker, um das Lido - und um Passion. Die Passion auf der Bühne zu singen, strahlt bis heute: Wie Philomena Franz plötzlich anfängt zu singen, sollten Sie sich in der Sendung oder im Podcast nicht entgehen lassen.

Im Lager wollte ich nicht sterben

Philomena Franz träumte von den Bühnen New Yorks. Und dann ließen die Nationalsozialisten Sie nicht einmal Abitur machen. Zwangen sie zum Arbeitsdienst, deportierten sie in insgesamt fünf Konzentrationslager.

Auch die Erinnerungen an diese grausame Zeit sind lebendig und scharfkantig wie gesplittertes Glas. Philomena Franz wird gefoltert und gequält, entschließt sich, ihr Leben selbst zu bestimmen. Die erste Flucht scheitert. Aber die zweite Flucht gelingt. Auch, weil Menschen ihr Menschen halfen. Was Philomena Franz diese Menschen, die ihr eigenes Leben riskierten, bedeuten, verrät Sie in der Sendung.

Das Grauen für ein neues Leben weggeboxt

“Man ist jung, man ist gierig, das ist der Selbsterhaltungstrieb”, sagt Philomena Franz über ihren unbändigen Willen zu leben. Bald hat Philomena Franz wieder auf Bühnen gestanden, gesungen und getanzt.

Sie hat aber auch geheiratet, Kinder bekommen und sich für ein Leben entschieden, in dem Hass keinen Platz hat. Früh ist sie in Schulen gegangen, um aufzuklären. Für dieses Engagement wurde Philomena Franz vielfach ausgezeichnet, u.a. als Europa Frau des Jahres.

Von all dem erzählen wir. Aber wir sprechen auch über ihre Märchen und Gedichte. Um es mit den Worten von Philomena Franz zu sagen, warum sich, wenn wir einen Blütenzweig im Herzen tragen, immer ein Singvogel darauf niederlassen wird.