Myriam Chebabi

Myriam Chebabi / © Georg Hinz (ak)

Immi-Mimmi I., die brasilianische Jungfrau Myriam Chebabi, hat vor zehn Jahren die sogenannte "Immisitzung" in Köln mit aus der Taufe gehoben: "Das ist eine Sitzung, die Immis mit zwei M, also Immigranten und Imis mit einem M, also Menschen, die in Köln wohnen aber nicht aus Köln stammen zusammen machen. "Die Immisitzung ist Kabarett, Show und Stand up. Wir wollen uns nicht festlegen lassen", sagt Myriam Chebabi zum Charakter der Sitzung, "wir wollen unsere Perspektive hinzufügen."

Wir lachen über uns selbst. Das kann nicht jeder.

"Wir haben die Fähigkeit über uns selber zu lachen. Das kann nicht jeder." Lachen entspanne das Publikum auch an Stellen, an denen es eigentlich nichts zu lachen gibt. "Wir lachen auch über ganz, ganz böse Sachen", sagt Myriam Chebabi und die in der ganzen Sendung viel Lachende wird plötzlich ganz ernst, erzählt, dass eine Nummer in der Show ein "Flüchtlingscasting" sei.

"Wir beziehen uns auf zwei reale Fälle in Österreich. Beide Male hatten Männer ihre Verfolgung wegen ihrer Homosexualität als Asylgrund angegeben. Einer wurde abgelehnt, weil seine Bewegungen nicht homosexuell genug seien, der andere, weil so tuntig sei niemand." Spoileralarm: das Casting geht schlecht aus. Politisch ist Myriam Chebabi aber nicht nur auf der Bühne:

Ich habe gelernt zu lachen. Und nicht Opfer zu sein.

"Dass der neue brasilianische Präsident Bolsonaro offen rassistisch und frauenfeindlich ist, die brasilianische Militärdiktatur verteidigt und gegen Minderheiten aller Art hetzt, macht mich sprachlos", sagt die Schauspielerin und Regisseurin. Der ehemalige Hauptmann sei "wegen psychischer Probleme aus der Armee entlassen worden" - und jetzt ihr Präsident.  "Diese Entwicklung macht mir Angst. Aber die Menschen halten diese Fakten über ihn für fakenews! Das Schlimme ist: das kann hier auch passieren. Wir müssen auf die Straße gehen."

An ihre brasilianische Heimat und ihre große Patchworkfamilie hat Myriam Chebabi wunderbare Erinnerungen: "Alle waren entweder Künstler oder Psychoanalytiker." Was klingt wie schlechtes Kabarett, hat Myriam Chebabi gut aufs Leben vorbereitet: "Es gab immer beides: den Verstand und das Gefühl." Als eine Schwester, durch Blutkonserven an Aids erkrankt, starb und der jüngste Bruder erschossen wurde: "da habe ich gelernt, nicht Opfer zu sein. Wir trauerten, solange wir trauern mussten. Aber wir durften immer lachen, wenn es was zu lachen gab."

Mein Herz konnte nichts anderes machen, als im Rhythmus zu klopfen.

Die Karnevalsparade, der große Karnevalsumzug, in Rio war für Myriam Chebabi unvergesslich: "Mein Herz konnte nichts anderes mehr machen, als genau in diesem Rhythmus zu schlagen." Die Musik habe ihr die Seele geraubt. Entsprechend hat Myriam Chebabi sich als sie vor 28 Jahren nach Köln kam, auf den Rosenmontagszug gefreut.

Warum der aber ein negativer und der Kölner Kneipenkarneval ein positiver Kulturschock waren, erzählt Immi-Mimmi I. umwerfend komisch in dieser Sendung Menschen.  Dafür ein: dreifaches, donnerndes: Immi-Mimmi I. Alaaf!

Erstausstrahlung: 03.03.2019